Kriegerdenkmal Bad Honnef, F: explizit.net E.B.

Totengedächtnis im November

Im November besuchen nicht nur die Deutschen die Gräber der Verwandten. Im Übergang vom Herbst zum Winter lag das Totengedenken der Kelten. Mit Halloween am Vorabend des 1. November kehrt ihr Brauchtum auf das Festland zurück. In dieser Zeit des Übergangs zum Winter, bevor die Natur zu sterben scheint, so die Überzeugung der Kelten, erscheinen die Toten den Lebenden.

"Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung" steht auf dem Kriegerdenkmal in Bad Honnef. In den Stein links sind die Name der gefallenen Soldaten eingemeißelt.

Die Lebenden gehen am 1.und 2. November auf die Toten zu, indem sie die Gräber besuchen. Das brennende Licht auf den Gräbern steht für die Seelen der Verstorbenen. Hinzugekommen ist das Gedächtnis der Kriegsopfer in der Mitte des Monats am Volkstrauertag sowie am Sonntag vor dem 1. Advent der Ewigkeitssonntag der evangelischen Christen. Das

Kirchenjahr führt die Christen durch die einzelnen Dimensionen des Lebens und ruft auch jeweils eine eigene Stimmung auf. Der Ort des Totengedächtnisses ist der Friedhof, im Novembergrau, die Bäume schon ohne Blätter. Das keltische Erbe vermittelt mit der Vorstellung, dass die Seelen der Toten zu ihren Gräbern kommen, eine Nähe zu ihnen. Der November ist Vorlauf auf die aufsteigende Sonne, die an Weihnachten, heute am 21.Dezember, ihren tiefsten Punkt durchschreitet. Weihnachten ist wegen des neuen Aufstiegs der Sonne bewusst als Termin für die Geburtsfeier Jesu gewählt worden. Man hat nicht nur in Rom das Fest des Sonnengottes auf Jesus umgewidmet, sondern auch die Aussage Johannes des Täufers aufgegriffen, der von Jesus sagt: „Er muss zunehmen, ich muss abnehmen.“ Johannes, der nach dem Lukasevangelium ein halbes Jahr vor Jesus geboren wurde, hat seinen Gedenktag am 24. Juni zur Sommersonnenwende, wenn die Sonne beginnt, abzunehmen.  

Reformationstag: Der 31. Oktober hat neben Halloween noch eine an weitere Bedeutung. Martin Luther schlug 1517 seine Thesen zum Ablasshandel am Portal der Kirche von Wittenberg an. Dort war er als Professor tätig. Von daher datiert der Beginn der Reformation und zugleich einer neuen Medienstrategie, die durch die Erfindung der Buchstaben ermöglicht wurde. Aus Buchen-Holz werden Stäbe geschnitten, aus den dann die Buchstaben einzeln geschnitzt werden. Das ermöglichte eine schnellere Produktion, so dass die Thesen nicht nur an der Kirchentür zu lesen waren, sondern auch auf Flugblättern, die schnell in anderen Städten nachgedruckt wurden. Das Flugblatt wurde mit den Kirchenliedern in deutscher Sprache zum Medium der Reformation.

Halloween wurzelt in dem keltischen Samheinfest, das den Übergang vom Herbst zum Winter markiert. All Hallows eve, „aller Heiligen Vorabend,“ ist christlichen Ursprungs. Die Kürbisse, in die Augen und Mund geschnitzt werden, lassen das Licht einer Kerze sehen. Die Kerze steht auch hier für die unsichtbaren Seelen.

Allerheiligen hat seinen Ursprung in Rom. Neben den namentlich bekannten Märtyrern und Glaubenszeugen wurde auch der anderen gedacht, die ihre himmlische Wohnung erreicht haben. Von Papst Bonifatius IV. wurde das Pantheon, der allen römischen Göttern geweihte Kultraum Anfang des 7.Jahrhunderts umgewidmet zur Gedächtnisstätte aller Heiligen. Der Termin für die Feier der unbekannten Heiligen lag anfangs in der Osterzeit, Papst Gregor III. (731-741) legte den Termin auf den 1.November

An Allerheiligen und Allerseelen gehen die Katholiken auf die Friedhöfe, sie haben das Grab vorher in Ordnung gebracht, stellen ein Licht auf und bringen Blumen mit. An dem Tag werden die Gräber vom Priester mit Weihwasser gesegnet.
Da Allerheiligen in verschiedenen Bundesländern auch ein vom Staat als arbeitsfrei festgelegter Feiertag ist, so in Süddeutschland, in Rheinland-Pfalz und Nordrheinwestfalen, fahren viele Menschen auch zu den Gräbern ihrer Eltern und Verwandten.

Allerseelen ist auch auf keltischem Gebiet entstanden, es wurde von Odilo, Abt der burgundischen Benediktinerabtei Cluny, 998 eingeführt. Das Fest, das sich über die Benediktiner verbreitete, nimmt eine Frömmigkeit auf, die sich um die Seelen sorgt, die noch im Zwischenzustand des Fegfeuers auf die himmlische Existenz vorbereitet werden. Die Lebenden können diesen Seelen helfen, auch durch den Ablass, der die Ableistung der Sündenstrafen verkürzt, jedoch nicht ein Akt der Sündenvergebung ist. So steht Allerseelen mit den Thesen Luthers gegen den Ablasshandel in Beziehung. Die Sorge für die Armen Seelen war von der Kirche kommerzialisiert worden, man konnte einen Ablassbrief kaufen und damit den Bau einer Kirche mit finanzieren. Zur Zeit Luthers besorgte sich der Papst Finanzmittel für den Bau des Petersdomes.

9. November – Reichsprogromnacht
Eine von der Staatspartei, den Nationalsozialisten veranlasste Zerstörung von 1.400 Synagogen, jüdischen Friedhöfen und anderen jüdischen Einrichtungen sowie von Geschäften, deren Inhaber Juden waren. Wegen der zerstörten Fenster wird auch von der Reichskristallnacht gesprochen. Aber es zersprang nicht nur Glas, Juden wurden enteignet, vertrieben und in Konzentrationslager verbracht.

Der 11. November ist ein weiterer Tag des Übergangs. Bis zur Einrichtung von Gas- und dann eklektischen Lampen wurden abends Kerzen angezündet, die bis zum 2. Februar in Gebrauch blieben, um Hausarbeit zu ermöglichen, so die Verarbeitung der Wolle an Spinnrädern. Mit dem 11.Noember endete das Wirtschaftsjahr, Knechte und Mägde konnten an diesem Tag den Arbeitgeber wechseln. Sie erhielten zum Abschied eine Gans.
Der 11. November war auch der Vorabend einer früheren Adventszeit. Ehe Karl d.Gr. die römische Liturgie in seinem Reich einführte, war die sog. Gallikanische Liturgie bestimmend. Sie hatte als Weihnachtsfest den Termin von Alexandrien, den 6. Januar, übernommen und hielt eine Vorbereitungszeit von 40 Tagen ein. Wenn man die Sonntage herausnimmt, kommt man ungefähr beim 11. November als Vorabend und damit beim Karneval an, Bis dahin musste der Tierbestand für den Winter reduziert werden, zumal im Advent kein Fleisch gegessen wurde. Deshalb stand vor Beginn des Advents gutes Essen zur Verfügung. Im Rheinland wird am 11. November der Karneval eröffnet, jedoch beginnen die Veranstaltungen erst nach dem Dreikönigsfest am 6.Januar, denn der Karneval, der gefeiert wird, geht nicht dem Advent, sondern der Fastenzeit voraus.
Heute ist der Heilige, dessen Gedenktag am 11. November gefeiert wird, Martin von Tours bestimmend. Er war römischer Soldat. Mars hieß der römische Kriegsgott. Er praktizierte Nächstenliebe, indem er seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Diese Szene, die sich in Amiens zutrug, wird nachgespielt, der Darsteller Martins auf einem Pferd reitend. Ein großes Feuer beendet den Umzug am frühen Abend des Martinstages.

Der Volkstrauertag am zweiten Sonntag vor dem Advent erinnert an die Kriegstoten. Er wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt und nach dem Zweiten Weltkrieg in den November gelegt, vor den evangelischen Ewigkeitssonntag, der vor dem 1. Advent begangen wird. Organisiert wird dieses Gedenken vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Dieser sorgt sich um 800 Friedhöfe in 46 Ländern. Die zentrale Veranstaltung beginnt mit einer Kranzniederlegung vor einem Kriegerdenkmal in Berlin und geht über in eine Feier im Parlament. Der Bundespräsident gedenkt am Ende der gefallenen Soldaten, der Zivilisten, die in den Kriegen umgekommen sind, der im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden und andere Opfer des Nationalsozialismus. Auch der Soldaten wird gedacht, die in den letzten Jahren bei ihrem Einsatz für eine UN-Friedensmission umgekommen sind. Die Erinnerung an die gefallenen Soldaten wird durch das Kriegerdenkmal wachgehalten, das in fast jedem Ort errichtet ist. Dort sind die Namen der gefallenen Soldaten des jeweiligen Ortes festgehalten.

Ewigkeitssonntag, früher Totensonntag, am letzten Sonntag vor dem 1. Advent ist das evangelische Pendant zum katholischen Totengedenken am 1. und 2. November. Der Gottesdienst wird mit einem Gang auf den Friedhof verbunden. Der Name „Ewigkeitssonntag“ bezieht auf den Glauben an ein ewiges Leben, der im Gottesdienst thematisiert wird. Das vom preußischen König 1816 eingeführte Gedächtnis der Verstorbenen am letzten Sonntag des Kirchenjahres gilt auch den in den Befreiungskriegen gegen Napoleon Gefallenen.

Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag war bis 1994 ein staatlich garantierter Feiertag. Er ruft zu Umkehr und Gebet auf. Er ist nicht mehr staatlich als arbeitsfrei garantiert, weil die Pflegeversicherung durch einen Tag Mehrarbeit von den Berufstätigen mit finanziert werden soll. In Sachsen ist dieser Mittwoch weiterhin arbeitsfrei.  

 

 


Kategorie: Kirche

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