Christus - Herrscher über Raum und Zeit
Der Weg in die Kirche führt durch das Hauptportal auf der West-Seite. Darüber thront Christus umgeben von den Aposteln Petrus und Paulus, denen die Kirche geweiht ist. Zwischen den Sandstein-Figuren befinden sich zwei Himmelskörper: Ein zwölfzackiger Stern zwischen Petrus und Christus, der an die Zahl der zwölf Apostel erinnert, aber auch daran, dass ein Jahr zwölf Mondwochen dauert. Zwischen Paulus und Christus befindet sich ein achtzackiger Stern, der für die erfüllte Zeit steht und an die Auferstehung am achten Tag erinnert. Die beiden Sterne charakterisieren den thronenden Christus als Herrn über Zeit und Raum. Auch im Innern der Kirche setzt sich die Zahlensymbolik fort.
Zahlenordnung und Harmonie
Im Mittelalter ging man davon aus, dass der Welt eine harmonische Ordnung zu Grunde liegt. Für Kirchen als Haus Gottes und Abbild des himmlischen Jerusalems nahm man eine perfekte Ordnung an. Deshalb konstruierte man sie in harmonischen Längen- und Zahlenverhältnissen. Der Chor in der Apsis der Kirche ist zweigeteilt. Die beiden Chöre für die Laien- und Kleriker-Brüder symbolisieren die göttliche und die menschliche Natur Jesu Christi. Die Vierung bildet die Mitte des Querhauses und wird je um die eigene Länge in Richtung Norden und Süden verlängert. Dabei steht die Dreizahl für die göttliche Dreifaltigkeit, die einheitliche Länge für den einen, wahren Gott. Zu den Chören gelangt man durch das Langhaus, dessen Gewicht auf zwölf Säulen lagert. Diese symbolisieren die zwölf Apostel als Fundament die Kirche. In der symbolischen Kombination führt der Weg durch die von den Aposteln getragene Kirche zum dreifaltigen Gott.
Von Pirmin bis heute
Das Kloster in Schwarzach am Rhein wurde im 8. Jahrhundert von Pirmin gegründet, der zeitgleich mit Bonifatius wirkte, welcher in Hessen, Bayern und Thüringen missionierte. Pirmin hingegen gründete bei den Alemannen bedeutende Klöster. Eine Grabung in Schwarzach konnte einen zum Kloster gehörenden Saal nachweisen, der einer weiteren pirminischen Gründung auf der Reichenau am Bodensee gleicht. Nachdem Primin von der Reichenau vertrieben wurde, missionierte er in der Ortenau und im Elsass. Auf ihn gehen unter anderem Gründungen in Gengenbach und Neuweiler zurück.
Durch die Epochen hindurch
Ein älterer karolingischer Bau wurde später von der Klosterreform in Cluny und der Hiersauer Bauschule auf deutscher Seite beeinflusst erweitert und zu einer großen romanischen Abteikirche umgebaut. Später setzten der Bauernkrieg und der Dreißigjährige Krieg dem Kloster schwer zu. Damals wurde die Anlage stark beschädigt und der Klosterbetrieb in den finanziellen Ruin gestürzt. Die desaströsen Finanzen verhinderten eine ausschweifende Barockisierung der Klosterkirche, wie sie an anderen Orten vorgenommen wurde, sodass die romanischen Grundzüge bis heute erhalten sind. Es kam lediglich zu einer Erweiterung des Langhauses und zum Einbau eines großen Barockaltars, der heute noch erhalten, aber in das nördliche Seitenschiff gerückt ist.
Nach der Säkularisation
Nachdem die Mönche 1803 vertrieben wurden, nutzten zunächst eine Seidenweberei, danach eine Seifen-, später eine Tabakfabrik das Klostergelände. Teilweise wurde es als Lazarett gebraucht und schließlich dem Verfall preisgegeben. Von der großen Klosteranlage sind heute nur noch die Abteikirche und das Ökonomiegebäude übrig geblieben. Die angelegte Grünfläche vor der Kirche deutet den ehemaligen Garten innerhalb des Kreuzganges an. Das Kirchengebäude wurde weiterhin als Pfarrkirche erhalten. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche neuromanisch umgestaltet und farbig ausgemalt, was mit der letzten Kirchenrenovierung in den Jahren 1967 bis 1969 weitestgehend rückgängig gemacht wurde. Auch wurden die barocken Veränderungen zurückgebaut, um den romanischen Zustand der Kirche wiederherzustellen.
Münster in Schwarzach nicht Münsterschwarzach
Das Münster in Schwarzach wird oft mit dem Kloster Münsterschwarzach im Fränkischen verwechselt. Gut 100 Jahre älter setzt sich die Bezeichnung des Münsters St. Peter und Paul aus der Kirchenbezeichnung „Münster“ und dem Ortsnamen Schwarzach zusammen. Münster ist in der Region Oberrhein eine Bezeichnung für große und wichtige Kirchen, die sich vom lateinischen Wort monasterium ableitet, was auf Deutsch Kloster bedeutet. Die gleiche Etymologie steckt wohl auch im Kloster Münsterschwarzach. Dass sich an beiden Orten Benediktiner ansiedelten, ist aber zufällig.
Das Münster am Rhein
Auch wenn das Kloster seit der Säkularisation nicht mehr besteht, ist der Kirchenbau in Schwarzach noch heute von Bedeutung für seine unmittelbare Umgebung. Als der Ort Schwarzach mit den umliegenden Gemeinden Stollhofen, Greffern und Söllingen 1974 zu einer Großgemeinde fusionierte, nannte sich die neue Gemeinde „Rheinmünster“, um den Bezug zur Rheinlage und seiner bedeutenden Kirche herzustellen.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!