Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen mit der Skyline von Frankfurt

Nach zehn Jahren zurück an der Uni

Ein Aufbaustudium, eine große Auswahl und Leute, die das wahrnehmen. Simon Schwamborn entschließt sich nach 10 Jahren beruflicher Tätigkeit zu einem Aufbaustudium. Hier seine Beobachtungen. Es hat sich einiges im Uni-Betrieb geändert.

 

 

 

 

Die große Vielfalt

Mit Studentenausweis, Vorlesungsverzeichnis und Kopierkarte geht es in die Hochschule. Alles beim Alten? Von wegen!
Heute muss man sich erst einmal durch einen Dschungel von Möglichkeiten kämpfen: Präsenzstudium, Fernstudium, Onlinestudium? Berufsbegleitend oder doch besser Vollzeit? Fragen über Fragen… Das Hochschulwesen ist noch komplizierter, aber dafür auch noch vielfältiger geworden. Ich staune, in was für Studiengänge man sich alles vertiefen kann: Advanced Nursing Practice, Speech Communication and Rhetoric, Nachwachsende Rohstoffe und, und, und… Der Wissenschaftsbetrieb ist mehr denn je ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich habe mich für Pastoralpsychologie entschieden: Theologie mit Humanwissenschaften zu verbinden, das hat mich überzeugt. Die Welt verändert sich heute rasend schnell, da muss man dran bleiben: mit Neugierde und neuen Impulsen versuchen, die Welt zu verstehen. Ob die Wissenschaft da weiter hilft? – Warten wir`s ab!

Nach 10 Jahren – in eine andere Universitätswelt

Mit dem Studentenausweis in der Hand fühlte ich mich gleich 5, ach was 10 Jahre jünger. Solange liegt mein Abschluss  in Katholischer  Theologie an der Universität Bonn inzwischen zurück.  Jetzt bin ich Aufbaustudent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Damals, ohje das hört sich gar nicht mehr jung und hip an, habe ich nach 11 Semestern mein Diplom bekommen. Bei diesem Stichwort  merke ich jetzt endgültig, wie alt ich bin. Für jüngere Studenten muss sich der Abschluss Diplom anhören wie für mich die Volksschule. Ich bin Jahrgang 1980, gehöre also tatsächlich noch um Haaresbreite zur Generation Y und habe ganz ohne credit points und Modulen mit so inspirierenden Namen wie M0 oder M21 meinen akademischen Grad bekommen.

Gendersensible Sprache und Digitalisierung

Nach 10 Jahren zurück an der Uni: ein bisschen fühlt sich das an, als ob eine Mutter oder ein Vater nach der Erziehung ihrer Kinder wieder in der Berufswelt landen. Also, so  könnte ich mir das zumindest vorstellen. Denn inzwischen heißt es natürlich nicht mehr Studenten, sondern Studierende, weshalb ich in meinem weiteren Text jetzt auch besser aufpassen werde. Damals, da ist das Wort wieder, in Bonn waren wir alle Studenten. Ob das jetzt am traditionellen Bonn, an mangelnder Sensibilität für diese Frage oder an der katholischen Theologie lag, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ein bisschen von allem.
Nun gut, kommen wir mal wieder in die Gegenwart. Den ersten Namen, noch vor irgendeinem Vornamen, den ich gelernt habe war Moodle. „Äh, was?“  - war meine verdutze Reaktion bei diesem Stichwort, „Google sagt mir was…aber….“. „Na ohne Moodle geht hier an der Hochschule gar nichts, hol dir mal am besten ein Passwort“ sagte eine freundliche und hilfsbereite Kommilitonin zu mir. Inzwischen habe ich ein Passwort und weiß auch, dass es sich um eine Datenaustausch- und Informationsplattform handelt. Sowas gab es damals (jetzt verwende ich es schon zum 3. Mal) nicht. Zugegeben: ein Kommilitone hatte immer einen PC zum Mitschreiben dabei, galt aber gleich ein wenig verdächtig, weil er schließlich auch lieber zu LAN-Partys ging, als zur „Nacht der Offenen Kirchen“.

Studentische Freiheit- begrenzt durch die Mietpreise

Noch etwas hat sich verändert, etwas, das ich echt erstaunlich finde: viele Studierende wohnen heute sehr lange bei ihren Eltern, haben teilweise Anreisewege von über 100km – und das fünfmal die Woche! Kein Wunder bei den Mietpreisen – wer kann sich heute noch die Freiheit studentischen Lebens leisten?
Aber bei all den Veränderungen gibt es Gott sei Dank auch noch Gewohntes. Wenn ich im Vorlesungsverzeichnis Veranstaltungen finde „Wie mache ich einen Liedplan?“ – da weiß ich: ja, ich hier bin ich richtig, das ist doch meine Kirche. Doch wer weiß, vielleicht gibt es den ja auch nur noch digital?


Kategorie: Kirche

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