St. Sebastian in Magdeburg

Kirchenbauten des Westens

Orthodoxen Christen blicken auf die Ikonostase, lateinische Christen in einen hellen Chorraum mit einem Kreuz und einem Altarbild. Die Bewegung geht nach vorne, weil die lateinische Liturgie eine Prozessionsliturgie ist. Es gibt ein feierlichen Einzug vom Hauptportal unter dem Turm und einen Auszug am Ende des Gottesdienstes. Deshalb heißt die Abendmahlsfeier des Westens auch Messe, von lateinisch mittlere, schicken. Die Gläubigen werden in ihre Welt geschickt.

Zurück in die Welt gesandt

Die große Prozession erfordert ein Langhaus, um sich entfalten zu können. Eingebaut in die Feier sind drei weitere, kleine Prozessionen. Das Evangelienbuch wird in einer kleinen Prozession zum Ambo, dem Lesepult getragen. Dann werden zu Beginn der Mahlfeier Brot und Wein aus dem Kirchenraum zum Altar gebracht. Waren diese beiden Prozessionen dem Altardienst vorbehalten, kommen dann die Gläubigen gegen Ende des Gottesdienstes zum Empfang der Kommunion in einer Prozession. Sie werden wenige Minuten später in ihre Welt zurückgeschickt, um entsprechend den Weisungen Jesu zu leben und seine Botschaft weiterzugeben. Nimmt der orthodoxe Christ, wenn er eine Kirche mit Ikonostase betritt, an der himmlischen Liturgie teil und verlässt diese Liturgie, die ununterbrochen weiter geht, auch wieder, geht der lateinische Christ am Ende der Messe nach vorne, um Christus ganz nahe zu kommen, um dann mit dem Leib Christi gestärkt in sein Leben zurückgesandt zu werden. Damit ist die lateinische Messe auf ihr Ende hin komponiert. Die Kirche ist eine Art Zwischenstation, bei der man auf seinem Lebensweg hin und wieder Halt macht, um dann weiterzugehen.

Das Licht im Osten

Der Chorraum ist der Hauptort des Geschehens, er ist wegen größerer Fensterfronten heller und wird mit Kerzen zusätzlich erleuchtet. Auch wenn keine Messe gefeiert wird, sind die Gläubigen auf das Geschehen im Chorraum hin orientiert. Wer in einem Gottesdienst eine Funktion hat, übt diese meist vom Altarraum aus.
Seit dem Barock ist der der Chorraum auf den Tabernakel hin orientiert. In diesem verschlossenen Kasten werden die konsekrierten Hostien aufbewahrt, die bei der Kommunionausteilung übrig geblieben sind. Das ermöglicht den Gläubigen, sich im Kirchenraum direkt auf Jesus zu beziehen. Im Mittelalter stand der Tabernakel, als Sakramentshäuschen gestaltet, meist an der linken Seite des Altars. In evangelischen wie katholischen Kirchen ist im Chorraum ein großes Kreuz aufgehängt oder aufgestellt. Das ist ein Hinweis auf den, der in der konsekrierten Hostie und im konsekrierten Wein gegenwärtig ist. Deshalb ist das Kreuz meist ein Kruzifix, also mit dem gemarterten Leib Jesu gestaltet.
In protestantischen Kirchen findet sich an Stelle des Tabernakels eine aufgeschlagene Bibel, denn Jesus ist auch in seinem Wort gegenwärtig.
Das Altarbild stellt im Barock fast immer die Aufnahme Mariens in den Himmel dar. Die Gläubigen blicken damit auch auf ihre eigene Vollendung. Über den Plätzen der Gläubigen öffnet sich der Himmel ebenso in großen Deckenfresken. In der Gotik ist die Kreuzigung Jesu oft Hauptmotiv oder die Weihnachtsgeschichte.

Säulen, Kreuzweg,

Im Kirchenschiff sind die Säulen von symbolischer Bedeutung. Sie stehen für die Apostel, die im Galaterbrief des Paulus', im Kap. 2,9, Säulen genannt werden, weil die Überlieferung und die Verkündigung des Evangeliums durch sie und ihre Nachfolger gesichert wird. Die Apostel können auch durch 12 kleine Kreuze auf Säulen oder entlang der Wand repräsentiert sein.

Die Jerusalempilger haben den Kreuzweg Jesu als Gebetsweg mitgebracht und plastisch gestaltet. Die 7 und dann später 14 Kreuzwegstationen wurden zuerst entlang eines Weges auf einen Hügel oder Berg aufgestellt, der die Kreuzigungsstätte, den Berg Golgotha zu versinnbildlicht. Später wurden die Darstellungen des Kreuzweges entlang den Seitenwänden des Langhauses aufgehängt.

Die himmlische Stadt

Die Symbolik des himmlischen Jerusalems findet sich auch ansatzweise im westlichen Kirchbau. Die großen Westtürme hatten im Mittelalter eine doppelte Funktion. Sie waren Zufluchtsort bei Angriffen auf den Ort und in ihrer Symbolik galten sie auch der Abwehr der Dämonen, die vom Abend, dem Westen her drohen. Vor oder unter dem Turm finden sich alttestamentlichen Motive. So stehen an den Portalwänden mittelalterlicher Kirchen die Apostel auf den Schultern alttestamentlicher Propheten. Im Barock finden sich Malereien aus dem Alten Testament, die auf Jesus hinweisen.
Deutlicher noch weist das Weltgericht im Tympanon des Westportals auf den Kirchenraum als Vorhof des Himmels hin. Man geht unter dem Weltgericht durch, um in den Himmel zu gelangen. In der Romanik und auch noch in der Gotik finden sich Tier- und Teufelsdarstellungen im Westteil der Kirche. In dieser Epoche spürten die Menschen die negativen Kräfte und wollten diesen eine Gestalt geben, damit sie durch Gottes Kraft vertrieben werden.

Die Ostung der Kirchen

Die Symbolik des Westteils einer Kirche ist zum Abend hin gewandt, wer die Kirche betritt, richtet sich nach Osten hin aus, wo Christus, durch die Sonne symbolisiert, am Ostermorgen auferstanden ist. Es ist zugleich die Richtung, in der Jerusalem liegt. Es ist also wie in der Raumsymbolik der Orthodoxie die Bewegung in Richtung Himmel angelegt.

Rundbauten

Es gab bereits von Konstantin initiierte Rotunde, so die Grabeskirche in Jerusalem, die dann, wie der erste Bauabschnitt des Aachener Doms, durch weitere Gebäude erweitert wurden. In Ottmarsheim am Oberrhein wie auch Schwarzrheindorf als Grabeskirchen sind Rundbauten, ebenso viele Taufkirchen, die in der Antike eigens für die Spendung dieses Sakramentes im Mittelmeerraum errichtet wurden. 


Kategorie: Kirche

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