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Kein Priester-Nachwuchs aus der Generation Z

Es will fast niemand mehr Priester werden. Noviziate wie Priesterseminare schauen vergeblich nach Interessenten aus. Warum auch diesen Beruf wählen, wenn der Priester durch die Leitung Großpfarreien immer weniger Seelsorger sein kann. Die Generation Z ist am wenigsten bereit, sich die immer größer werdenden Lasten aufzubürden. Genau darin liegt die Chance für die Zukunft nicht nur des Priesterberufs.

Die Zwanzigjährigen warten erst einmal ab

Die Generation Z, also die nach 1998 Geborenen, stehen abwartend vor der Zukunft, wissen noch nicht und zögern daher, wo ihr Platz sein könnte. Deshalb probieren sie Vieles aus, meist ohne zu finden, was Sie begeistern könnte. Wenn ihnen das Berufsbild des leitenden Pfarrers vorgestellt wird, entzündet sich nur bei denen Begeisterung, die große Einheiten leiten wollen. Genau diese Begabungen suchen auch Unternehmen. Viele erscheinen innovativer als eine Katholische Kirche, die seit fast 20 Jahren ihre Strukturen umbaut und unter den Priester immer zum Verwalter der Gebäude und Finanzen gemacht hat, der vor allem für den Personaleinsatz zuständig ist. Er feiert zwar noch die Messe, ohne dass das eigentlich seine große Herausforderung wäre. Weniger durch die Erfahrungen als Seelsorger, sondern eher durch Mitgliedschaft in einer spirituellen Gruppe finden sie ihren Mittelpunkt. Diese eher durch die vielen organisatorischen Aufgaben bestimmte Priesterrolle kann kaum junge Männer motivieren, am wenigsten die zwischen 20 und 30 Jahren. Das heißt aber nicht, dass junge Männer nicht eine Berufung für eine priesterliche Existenz spüren würden. Das gilt für vergleichbare Berufe genauso. Es wird nicht nur von Pfarrern immer mehr gefordert.

Zu was beruft die Berufung zum Priester in den kommenden Jahren?

Wer eine Berufung spürt, trägt das nicht vor sich her, denn dann würden er, würde sie ja angesprochen werden und müssten sich rechtfertigen, warum sie in der jetzigen Kirchenorganisation keinen Platz für ihre Berufung finden. Da die Generation Z nicht rebelliert, sondern ihren Protest durch Sich-Entziehen zum Ausdruck bringt, bleibt das Versiegen des Priesternachwuchses ohne öffentliche Resonanz. Die üblichen Betroffenheitsbekundungen sind kaum zu hören.

Ist es noch der Zölibat?

Folgt man der Argumentation vieler Katholiken, die von den Medien aufgegriffen werden, dann liegt das Problem in der Verpflichtung zur Ehelosigkeit. Würde diese aufgehoben, dann gäbe es keinen Priestermangel. Angenommen, diese Diagnose träfe zu, dann müssten die Befürworter verheirateter Priester garantieren können, dass die Jüngeren dann auf Gleichaltrige in den Gottesdiensten treffen, die endlich verheirate Priester als Seelsorger und Liturgen wollen. Werden die Jungen deshalb die Kirchenbänke wieder füllen, weil die Zelebranten verheiratet sind. Es trifft sicher zu: Nachdem man über Jahrzehnte den Priestern nahegelegt hat, doch wie andere zu heiraten, hätte man nicht so viele Priester verloren, die das Amt wegen der Zölibatsverpflichtung aufgegeben haben. Nur kann das Argument heute nicht mehr zutreffen, denn die Kirchgänger sind zum überwiegenden Teil über 50 Jahre alt.

Keine Antwort der Älteren auf das Sich-Entziehen der Jüngeren

Eine Antwort auf die Frage, wie junge Menschen für die Beteiligung am kirchlichen Leben gewonnen werden können, haben die Liturgiekreise, die wie das Lektorenamt eher von Älteren besetzt sind, bisher nicht gefunden. Schon die Babyboomer konnten ihre Kinder nicht mehr für eine kirchlich geprägte religiöse Praxis gewinnen. So stehen die katholischen Laien, die sich mit ihrem Zentralkomitee in die Zölibatsfrage verbissen haben, nicht nur ohne Antwort da, wenn es um die religiöse Praxis ihrer Kinder und auch Enkeln geht, sondern auch in Bezug auf die wachsende Zahl der Singlehaushalte in Großstädten. Hier liegt ein erste Herausforderung für das bisherige Pfarreikonzept

Pfarrei - mehr als ein Familienverbund

Das kirchliche Leben wird auch in Großstädten über die Familien aufgebaut: in der Jugendgruppe den Partner, die Partnerin finden, Heirat, Taufe der Kinder, diese finden Platz im Kindergarten der Pfarrei, werden nach der Erstkommunion Messdiener oder Mitglied einer Jugendgruppe, lassen sich firmen und ..... Das bisher erfolgreiche Konzept erreicht aber nicht diejenigen, die keine oder noch keine Kinder haben, aber im Berufsleben stehen. Matthias Schmidt hat darauf aufmerksam gemacht, dass für Dreißigjährige, die keine Kinder haben, die katholische Kirche nur eine Leerstelle aufweist. "Katholisch, Anfang 30, sucht Kirche" Aber verbergen sich in dieser Gruppe nicht Priesterberufungen. Würde die katholische Kirche dem bereits durch Jesus bestätigten Charisma der Ehelosigkeit vertrauen, müssten sie doch auf diese Gruppe zugehen. Die Biographie vieler Ordensleute und Diözesanpriester deutet darauf hin, dass eine Single-Existenz nicht einfach auf mangelnde Bindungsfähigkeit hinweist. Muss ein zölibatär lebender Mann unbedingt ein verhinderter Familienvater sein oder können sich Orden und Diözesen auch einen anderen Persönlichkeitstyp vorstellen? In Familien mit vielen Geschwistern gab es eigentlich immer einen Sohn oder eine Tochter, die ein anderes Modell für ihren Lebensentwurf wählten. Es geht wohl darum, Berufungen anderswo als bisher aufzuspüren. Das war in früheren Generationen bereits schon so.

„Eignung“ oder besser „Berufung“ 

Weder ein Franz v. Assisi noch Ignatius v. Loyola würde in die Vorstellung passen, die sich die katholische Kirche von Männern und Frauen macht, die für das Ordensleben infrage kämen oder als für den Berufsweg des Diözesanpriesters geeignet erscheinen. Beide waren den Genüssen des Lebens ergeben, wurden verwundet und erlebten auf dem Krankenbett eine Bekehrung. Sie haben dann auch beide eine jeweils neue Konzeption von Ordensleben entwickelt. Sie hätten vor ihrer Bekehrung den Eignungstest für ein Ordensleben sicher nicht bestanden. Wenn gleich die Brille, die für die Beurteilung der Eignung eines Kandidaten, einer Kandidatin geschliffen ist, aufgesetzt, dann käme kaum jemand aus der Generation Z infrage. Denn schaut man zuerst auf die Eignung, dann fällt ja jeder Zwanzigjährige heraus, der zwei und mehr Stunden mit seinem Bildschirm verbringt. Würde man jedoch auf die Charismen schauen, kämen nicht nur Jugendgruppenleiter für den Priesterberuf infrage. Eine katholische Kultur, die sich überhaupt für den Lebensauftrag junger Menschen interessiert, wird auch Berufungen zum Priestertum da entdecken, wo Gott diese gesät hat. Die letzten Jahre scheinen solche Samenkörner auf steinigen Boden zu fallen, so dass sie verdorren. Es könnte auch sein, dass  Gott kaum junge Männer beruft, die für die Leitung der neuen Großpfarreien geeignet sind. Das würde aber voraussetzen, dass die neuen Großpfarreien der Herausforderung entsprechen, vor die Gott die katholische Kirche heute stellt. Aber danach haben die Strategen in den bischöflichen Verwaltungen nicht gefragt, sondern eher McKinsey u.a. Beratungsunternehmen. Bisher steht die Frage noch nicht im Raum, was eigentlich die spirituell-theologische Herausforderung des neuen Jahrtausends sind. Erst wenn sie aufgenommen werden, kann man auch die Form entwickeln, in der christliches Leben sich strukturiert. Das war der alten Pfarrei gelungen. Sie hat sogar der nationalsozialistischen wie der kommunistischen Diktatur getrotzt. Vielleicht denken einige Bischöfe und Leiter von Seelsorgsämtern jetzt darüber nach, was sie frei-räumen müssen, damit die Tätigkeit als Priester wieder erfüllend und nicht als ständige Überforderung erscheint. Genauso dringend ist es, dass katholische Laien über fünfzig sich mit den vielen gescheiterte Beziehungen ihrer Kinder und den vielen Singleexistenzen auseinandersetzen. 

Ein Angelpunkt, um die priesterliche Existenz neu zu inspirieren

Seit dem II. Vatikanischen Konzil liegt ein Ansatz bereit, der noch gar nicht ausgeschöpft ist: Das Priestertum des Volkes Gottes. Das Priesterliche leitet sich also nicht von den Bischöfen und Priestern her, sondern ist im 1. Petrusbrief dem allen Gläubigen zugesprochen:
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ Kap.2,9
Das beinhaltet, dass Priester und andere Hauptamtliche nicht weiter das pfarrliche Leben verwalten, sondern allen Gläubigen helfen, ihr Priestertum zur Entfaltung zu bringen. Das herauszufinden, macht wohl den Reiz der Situation aus, in die die katholische Kirche sich manövriert hat.

In einem weiteren Beitrag sind die Chancen dieser Konzilsidee auszuloten. 

Link: Arbeit - die Vorstellungen der jungen Generation


Kategorie: Kirche

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