Gottes-Dienste brauchen heute Ökologie

Als Christin reicht es mir nicht mehr nur, die Gottesdienste zu besuchen. Ich brauche einen konkreten Einsatz, eine Aufgabe, die meinem Leben etwas abverlangt und für die sich meine Zeitinvestition lohnt.

 

Mich aktiv beteiligen

Meine Mitgliedschaft im Chor musste ich leider aufgeben, weil mit Corona meine Stimme beschädigt wurde. Es war eine gute Zeit für ein Engagement, mit dem ich mich auch aktiv im Gottesdienst beteiligen konnte. Gott zu dienen, verbinde ich mit aktiver Beteiligung, mit Gemeinschaft, die etwas erreichen möchte, etwas zustande bringt. Ich möchte mit anderen christliche Werte umsetzen, die eine Bedeutung für mein und unser aller Leben haben. Das neue ökologische Projekt hinter unserem Kirchturm hat mich angesprochen, so dass ich mich dazu entschied mitzumachen.

Umwandlung eines verwilderten Rasens an der Kirche in eine bienenfreundliche Blumenwiese  

Wir haben alle zugepackt. Kinder und Eltern, Jung und Alt.  Jeder hat sich mit Harke, Rechen oder Eimern ans Werk gemacht, um das bereits mit der Fräse einigermaßen gesäuberte Stück Land zwischen Kindergarten und Kirche von den alten Rasenstrünken und vielen Steinen zu befreien. Es wurde intensiv gearbeitet, nicht viel geredet, weil die Arbeit staubig und in der Mittagshitze auch anstrengend war. Eine kleine Oase aus Sand und altem trockenem Holz wurde für die Wildbienen eingerichtet, die im Boden ihr Nest bauen. Die Kinder haben Blumensamen ausgesät und gewässert. Dann wurde alles noch festgetrampelt. Weitere Aktionen wie Nistkästen werden von den Jugendgruppen übernommen. Es war ein gemeinsamer Geist in diesen Menschen spürbar. Ein Projekt- Geist, der Erwachsene wie Kinder zu einer „Gruppe“ auf Zeit bildete. Die Kinder waren mit Eifer dabei, fanden kleine Schätze wie Glasperlen, Glitzersteine und sogar ein Matchboxauto. Kleine Käfer und Würmer wurden von ihnen in Sicherheit gebracht und mit Wasser versorgt. Es war eine spürbare gemeinsame Aktion, die auch weiterführen wird, denn ein ökologischer Anfang ist um diese Kirche herum gemacht und damit auch der ökologische Gedanke bereits bei den Kleinen eingepflanzt.

Christliche Werte umsetzen

Es geht mir als Christin, aber auch vielen anderen in meinem Umfeld, immer mehr darum, mit anderen christliche Werte ins Handeln zu bringen, damit sie sich in das konkrete Leben einnisten. Ich spüre, dass sie besonderes Gewicht gewinnen, wenn sich mehrere an solchen Aktionen beteiligen. Es entsteht eine Gemeinschaft, die etwas vorhat, die auf ein Ziel ausgerichtet ist. Es ist kein Ersatz für Gottesdienste, aber ein intensives Zeichen dafür, dass Christen nicht nur Gottesdienste feiern und beten, sondern ihnen ihr Christsein vor allem bedeutet, Relevanz für das Leben aller zu haben. Eine tiefere Dimension im Leben zu verorten, bei der es um mehr geht als den Wohlstand und das gute Leben zu genießen. Als Christ ökologisch zu sein, ist heute dringend angesagt. Nicht nur Friday for Future bemüht sich um eine nachhaltige Zukunft, sondern auch wache, ökologisch denkende Menschen sorgen dafür, dass die Betonwüsten vor und um Kirchen, vor allem in den Städten, endlich der Vergangenheit angehören. Auch private Gärten mit ihrem wöchentlich gestutzten Rasen brauchen unser Umdenken. Ich spüre, dass ich gerne bei innovativen Projekten dabei bin, denn es hat etwas mit meinem eigenen aktiven Christsein zu tun. Ich möchte mich nicht bei einer anderen Gruppierung engagieren müssen, weil ich der Auffassung bin, dass es höchste Zeit ist, dass auch die Menschen in den christlichen Kirchen explizit zeigen, dass sie nachhaltig, ökologisch und aktiv auf die Probleme unserer Zeit einwirken können. Dass christliches Gedankengut etwas mit gesundem Leben zu tun hat. Es könnte dem Image der Kirchen guttun, wenn mehr solcher Aktionen in der Öffentlichkeit auftauchen, wenn Kirche ausdrücklich mit dem ökologischen Gedanken in Verbindung gebracht wird, wie auch mit der Aufmerksamkeit für gesunde, nachhaltige Lebensbedingungen.

Ein kirchliches Grundstück mit einer Kirche ist bereits dadurch herausgehoben, dass um die Kirche herum oft noch viel Platz ist. Es wird für einen Stadtteil, einen Ort mehr zum Zentrum, wenn es ökologische Impulse aussendet.


Kategorie: Kirche

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