Dom Frankfurt

Glauben in der Großstadt entdecken

Der junge Hollywood Schauspieler Andrew Garfield ist mit The Social Network, The Amazing Spiderman oder jüngst mit dem Kinofilm Silence bekannt geworden. Er hat zum Glauben gefunden und sich für Gott entschieden. Mario Trifunovic ist der Frage nachgegangen, wie solche markant-religiösen Biographien in einer säkularisierten Gesellschaft faszinieren.

Die einen, die zum Glauben fanden, wurden durch besondere Erfahrung dahin geführt, Andere suchten in Exerzitien Antworten auf ihre Fragen und fanden zu sich selbst oder zum eigenen Lebensweg. Drei Dinge haben Garfield und die andere, die sich in Frankfurter Innenstadt auf die Suche gemacht haben, gemeinsam: Sie haben alle auf sehr unterschiedlichen Wegen ihr religiöses Interesse entdeckt. Sie folgen diesem inneren Suchen und gehen einen persönlichen Glaubensweg. Und sie wollen über Fragen des Glaubens und der religiösen Suche mit anderen sprechen – privat und öffentlich.
Andrew Garfield war einer von denen, der mit Exerzitien Richtung für seinen Lebensweg suchte. Dies geschah in der Vorbereitungsphase für den Film “Silence” von Martin Scorsese. Er fragte den amerikanischen Jesuitenpater James Martin, ob er ihn in die Spiritualität der Jesuiten einführen könnte. Der zögerte anfänglich. Aber Garfield blieb beharrlich in seiner Suche. Für Pater James Martin war dies letztendlich Grund genug, ihn auf dem folgenden Weg zu begleiten. Und für Gott vermutlich auch.

Die USA mag besonders Europäern oft zu weit weg sein, ebenso die Geschichten von Schauspielern oder bekannten Persönlichkeiten, die Menschen nur von der Leinwand, aus dem Fernsehen oder überhaupt aus den Medien kennen. Auf viele Menschen üben die Erzählungen von persönlichen Berufungserlebnissen und Konversionen eine große Faszination aus. Diese Faszination steigert sich mit dem Grad der daraus erwachsenen Radikalität und auch der öffentlichen Bekanntheit der jeweiligen Person. Das legt die Frage nahe: Gibt es derartige Phänomene auch vor Ort zu beobachten? In Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt, also in deutschen Metropolen? Hier kommen Menschen aus verschiedenen Kulturen, Ländern und Traditionen zusammen.

Glaubenswege in der Großstadt

Wie finden in diesem Umfeld Erwachsene heutzutage zum Glauben? Und wie sieht das in einer hektischen Großstadt aus? Wie sieht ihr Weg zum Glauben aus? Was motiviert sie?
Michael Thurn lebt und arbeitet in so einer Metropole, mitten in der City von Frankfurt. Er ist katholischer Theologe und arbeitet für das Bistum Limburg. Thurn, der Verantwortliche für den Kurs zur Vorbereitung auf die Erwachsenentaufe, spricht über die Begegnungen der Menschen, die sich für den christlichen Glauben interessiere. Jährlich finden sich in der Stadt Frankfurt um die 15 Personen, die den Wunsch haben sich taufen zu lassen. Sie wollen künftig ihr Leben als Christen gestalten. Selten bricht jemand während des Glaubenskurses ab. Manche von ihnen sind durch die Partnerin oder den Partner dazu gekommen. Andere wiederum durch besondere Glaubenserfahrungen und Erlebnisse, die sie motiviert haben. Ähnlich wie Andrew Garfield, der durch die ignatianischen Exerzitien immer mehr im Glauben gestärkt wurde, finden einige im Prozess des Vorbereitungskurses den tieferen Sinn des Glaubens.
Thurn spricht von Erwachsenen, oft im Alter der Entscheidungen zwischen 30-35 und 35 Jahren, aus verschiedenen Berufsrichtungen, die in den Gruppen offen diskutieren, anspruchsvolle Fragen stellen und Impulse mitnehmen. Aber es wird nicht langweilig, denn für Thurn sind drei Elemente von enormer Wichtigkeit, die eine gewisse Dynamik ins Spiel bringen. Da wäre das Kennenlernen der verschiedenen Orte, z. B. Innenstadtkirchen und Personen, SeelsorgerInnen, Priester und Ordensleute in der Umgebung. Dazu gehört die Offenheit für die Begegnung mit Gott, die im Herzen beginnt. Dann die Kenntnis über die wichtigsten Grundlagen des Glaubens, die im Laufe des Kurses vertieft wird. Das Vorwissen ist meist unterschiedlich, so dass viele der Kandidaten erst innerhalb des Kurses lernen, was während eines Gottesdienstes passiert. Für Thurn steht das Wissen jedoch nicht an erster Stelle. Wichtiger ist ihm, dass den TeilnehmerInnen an seiner Gruppe ermöglicht wird, eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen. Er möchte ihnen Möglichkeiten zeigen, ihrem Suchen nach Gott weiter nachzugehen. Daraus entwickelt sich dann alles Weitere.

Die eigene Motivation trägt durch die Vorbereitungsphase

Während des Gesprächs kommen wir immer wieder auf die Motivation der einzelnen Personen zurück, die doch eine sehr wesentliche Rolle spielt. Was veranlasst junge Menschen, nach Gott zu fragen und religiös zu werden? Da gab es beispielsweise den Bankmitarbeiter. Nach den gemeinsamen Abenden muss er noch einmal an seinen Schreibtisch in der Bank zurückkehren. Es wäre mit Sicherheit schwierig, die ganze Vorbereitungsphase, die von Herbst bis zur Osternacht geht, ohne eigene Entscheidung und Motivation durchzustehen. Alle zwei Wochen und an insgesamt drei Samstagen trifft sich die Gruppe, um gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen. Da nimmt sich also einer viel Zeit, die er eigentlich nicht hat.

Andere wiederum, wie Schauspieler Andrew Garfield, suchen Antworten auf ihre Fragen: wer bin ich und was ist mein Weg? Garfield war fand  in den ignatianischen Exerzitien, wie auch die Menschen im Vorbereitungskurs der Stadtkirche. “Es gab so viele Dinge in den Exerzitien, die mich verändert haben, die mir zeigten, wer ich bin… und wo Gott mich haben möchte,” erzählt Garfield in einem Interview für das Magazin “America“. Als er gefragt wird, was das Highlight der Exerzitien war, lächelt er und versucht es zu beschreiben: “Was wirklich sehr einfach war, sich in diese Person zu verlieben, sich in Jesus Christus zu verlieben. Das war die größte Überraschung.”


Kategorie: Junge Feder

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