"You will never be President"
In einer der unzähligen TV-Debatten, die die republikanischen Kandidaten auf dem US-Sender "Fox" führten, war eine der Aussagen Jeb Bushs ans Trump: "You will never be President". In dieser Aussage mischten sich Entsetzen und Angst. Entsetzen, dass jemand wie Trump mit Pöbeleien Erfolg haben kann und Angst, dass man als etabliertes Lager gegen "so einen" verlieren könnte. Und verloren hat das etablierte Lager. Die Wahl 2016 war weniger eine Wahl Republicans vs. Democrats, sondern eine outsider vs. Political class. Da die Amerikaner ein grundsätzlich anderes Staatsverständnis haben als die Europäer, kommt Politik-Bashing wie das von Trump gut an. Die Amerikaner misstrauen dem Staat und wollen ihn klein halten. Donald Trump hat dieses Misstrauen bedient und damit Sympathien gesammelt.
Wer wird weniger gehasst?
Was bei der US-Wahl ebenfalls auffällt ist, dass keiner der beiden Kandidaten wirklich beliebt ist. Man muss vielleicht sogar sagen, dass Trump mehr "Fans" hatte als Hillary Clinton. Beide Kandidaten wurden mit allem möglichen verglichen, darunter auch mit Hitler und dem Antichristen. Es offenbarte sich eine massive Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Wer Trump mehr hasste, wählte Clinton, wer Hillary mehr hasste Trump, dazwischen gab es wenig Spielraum. Man kann wohl davon ausgehen, dass Trump niemals gewonnen hätte, wenn Hillary Clinton zurückgetreten wäre und eine beliebteren Kandidaten den Vorzug gelassen hätte. Während Clinton durch ihre Politikvergangenheit und die E-Mail-Affäre in Misskredit geriet, als "corrupt" und "criminal" abgestempelt wurde, galt während der Wahl Trump als "racist", "bigot", "sexist". - Wer soll da noch gewählt werden?
Die Trump-Wähler
Trump wurde nicht von den etalierten und hippen New Yorkern gewählt, nicht von einer studentischen Bohème, die mit Matcha oder Latte macchiato in den Cafés über Moral und Lifestyle philosophiert. Auch nicht von den Feuilletonisten dieser Welt, sondern u.a. vom "angry man", der sich trotz aller Warnung für das "Falsche" entschieden hat, da er das System, die Etablierten, ja Washington nicht mehr will. Der "angry man" fühlt sich im Stich gelassen, abandoned, daran ändert aller Moralismus nichts. Der anti-revolutionäre Geist Clintons, die nicht beliebt, sondern nur als kleineres Übel geduldet wird, macht ihm keine Hoffnung. Der "angry man" kann Arbeiter, enttäuschter Linker, Supremacist oder einfach nur jemand sein, der voller Frust auf die Gesellschaft schaut. Darüber hinaus gibt es die reichen republikanischen Stammwähler, die auch einen Esel wählen würden, solange nur die Steuern gesenkt werden. Eine weitere Gruppe sind Christen, besonders Evangelikale, denen Werte wichtig sind, für die seit einigen Jahren vor allem die Republikaner stehen. Es spielt dabei weniger eine Rolle, ob Trump dumme Sprüche klopft, sondern wie er sich politisch positioniert, wenn es um Abtreibung, Christentum, konservative Werte und Gott geht. Vor allem wegen der Abreibungspolitik gelten die Demokraten vielen Christen in den USA schlicht als unwählbar. Die Demokraten verkörpern in der Wahrnehmung eher einen säkularen Lifestyle, gegen den gewisse republikanische Wähler protestieren.
Letztlich bleibt festzuhalten, dass Trump, ähnlich wie Obama 2008 als Stimme des "change" gilt und daher auch gewonnen hat. Trump hat die Frustrieten und Zornigen mobilisiert. Es wird nun vor allem erwartetet, dass er erfolgreiche Innenpolitik macht. Dabei wird er sich wohl vor allem an die Reagan-Ära orientieren. Es bleibt abzuwarten, ob er liefern oder nach vier Jahren krachend untergehen wird.
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