Rathaus Mannheim, Foto: explizit.net

Wahlhelfer, zum Einschlafen

Am Sonntag heißt es wieder „Antreten!“. Dienst fürs Volk. Und damit meine ich nicht unsere Volksvertreter. Sondern mich armes Häuflein, der das Amt der Ehre als Wahlhelfer innehat. Das Amt der Ehre oder das Amt der Leere, das ist hier die Frage.

 

Vor zwei Wochen bei der Oberbürgermeisterwahl in Offenbach am Main, da war es das Amt der Leere. Bloß wir vier saßen da und starrten an die Decke, hörten das Ticken der Uhr hämmernd in unseren Ohren, so als ob das letzte Stündlein geschlagen hätte. Es waren aber leider noch fünf.

Jeden, der sich dann doch verlaufen hatte und nichts Besseres zu tun hatte, als sich zwischen Pest und Cholera zu entscheiden, begrüßten wir als hätten wir ihm das Angebot des Jahres zu verkaufen und würden dabei eine Menge Provision einheimsen. Da kamen sie ganz gemächlich getippelt oder gerollt, je nach Altersmodell: Unsere Wählergemeinschaft.

Hoffen wir, sie überlebt es bis zum Sonntag, da findet dann der nächste Rentnertreff statt. Wir freuen uns über jeden, der sein Kreuz macht, wir gewinnen zwar nichts, aber da die Jugend nicht kommt, freut sich wenigstens Frau Merkel.

Nun gut wir sind ja unparteiisch, uns interessiert nur das Kreuzchen, welches wir zählen dürfen. Und an diesem Sonntag würden wir gerne mehr Kreuzchen registrieren als unsere Hände Finger zählen. Wenn ihr es schon nicht macht für das Abstraktum, welches man im Volksmund „Demokratie“ nennt, dann macht es wenigstens für uns: Die Wahlhelfer.

Wir wollen am Sonntag nicht schon wieder ohne Beschäftigung da sitzen und Däumchen drehen, anstatt Stimmen zu zählen. Mit 30% wie bei der Oberbürgermeisterwahl, damit kann man nicht mal einen Zuckerhut flambieren. Also betränken Sie uns dieses Mal in Prozenten der Wahlbeteiligung, wenn es 18 Uhr schlägt und wir die Urne ausschütten, wollen wir Stimmen sehen und nicht die Asche von den ganzen toten Stimmen, die hätten wählen dürfen.


Kategorie: Politik

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