Von der Hauptamtlichen zur Charismen-Pastoral

In den meisten Bistümern sind die Umstrukturierungen abgeschlossen. Aus vielen Pfarreiensind größere Verbünde entstanden, der Pfarrer und die anderen Hauptamtlichen sind meistnicht mehr greifbar, sondern im großräumigen Seelsorgebezirk unterwegs. Das Kirchenjahrdreht sich weiter, es gibt sonntags Gottesdienste, Chöre wurden durch Zusammenlegungwieder verlebendigt, die Jugend trifft sich in einer der vielen Kirchen des Verbundes.Bisherige Gebetsgruppen, Familienkreise sind kaum in ihren Treffen beeinträchtigt. Dasbedeutet erst einmal Reduktion.

In dieser Situation entsteht der Wunsch nach Mehr. In Trierist eine Diözesansynode dem Thema, wie das Christsein im 21. Jahrhundert geht, gewidmet. Zu der Situation hat ein Team, das in der Fortbildung der Seelsorgsberufe tätig ist,Beobachtungen zusammengetragen. weiterbildung live, so der Name des Teams, will sich aufdie neuen Herausforderungen einstellen. Die Perspektive: Nicht mehr der Funktionsträger,sondern der einzelne mit seinem persönlichem Charisma und seiner Berufung werden dieSeelsorge tragen.

In den meisten Bistümern sind die Umstrukturierungen abgeschlossen. Aus vielen Pfarreiensind größere Verbünde entstanden, der Pfarrer und die anderen Hauptamtlichen sind meistnicht mehr greifbar, sondern im großräumigen Seelsorgebezirk unterwegs. Das Kirchenjahrdreht sich weiter, es gibt sonntags Gottesdienste, Chöre wurden durch Zusammenlegungwieder verlebendigt, die Jugend trifft sich in einer der vielen Kirchen des Verbundes.Bisherige Gebetsgruppen, Familienkreise sind kaum in ihren Treffen beeinträchtigt. Dasbedeutet erst einmal Reduktion.

In dieser Situation entsteht der Wunsch nach Mehr. In Trierist eine Diözesansynode dem Thema, wie das Christsein im 21. Jahrhundert geht, gewidmet. Zu der Situation hat ein Team, das in der Fortbildung der Seelsorgsberufe tätig ist,Beobachtungen zusammengetragen. weiterbildung live, so der Name des Teams, will sich aufdie neuen Herausforderungen einstellen. Die Perspektive: Nicht mehr der Funktionsträger,sondern der einzelne mit seinem persönlichem Charisma und seiner Berufung werden dieSeelsorge tragen.

Die Veränderungen reichen tiefer

Es gilt eine neue Zeit in den Blick zu nehmen, denn das „Alte ist vergangen“, d.h. die Kirche, die in Deutschland zuerst den Kulturkampf, dann den Nationalsozialismus, in Mitteldeutschland den Kommunismus bestanden hat, hat sich aufgelöst. Die Weitergabe des Glaubens an die eigenen Nachkommen hat bereits die Elterngeneration der siebziger Jahre an die Hauptamtlichen delegiert. Die bisherigen Formen, ob der Stil der Gottesdienste oder die Auswahl des Liedgutes, der Ablauf einer Gremiensitzung, religiöse Bildungsangebote sprechen fast nur noch die Älteren an. Die jeweils nachwachsenden Alterskohorten entwerfen eigene Lebensstile, hören andere Musik. Sie lesen nicht mehr einmal am Tag die Zeitung und lassen sich abends noch von der Tagesschau über Veränderungen informieren, sondern sind ständig über Twitter und ihre Communities für Neues erreichbar. Man trifft sich nicht mehr nur einmal in der Woche oder im Monat, sondern täglich bei Facebook und hat das Smartphone eingeschaltet. Religiosität wird fließender und auch sprunghafter, ordnet weniger den Tages- und Wochenrhythmus und ist mehr von äußeren Anstößen abhängig. Die SMS als Einladung zum Gottesdienst ist wichtiger als der feste Termin im Wochenablauf. Wie soll man da noch Gemeindeleben organisieren, wenn die bisherigen Kommunikations- und Verhaltensmuster nur noch für die Älteren „anschlussfähig“ sind?

Abschied von der geplanten Seelsorge

Planung setzt in irgendeiner Weise Berechenbarkeit voraus. Diese wird aber immer weniger möglich, stattdessen schnelle Wechsel, Reagieren auf Veränderungen, im Fluss bleiben. Facebook, so unsympathisch es auch geworden ist, stellt diese Kultur dar. Zwar gibt es im Internet ruhige Stationen, so die Homepages, wo Auffindbarkeit und nicht ständiger Wechsel die Maxime sind. Aber diese Seiten werden immer weniger angeklickt, außer es gibt in den Social Media, in Communities, Blogs und mit Twitter einen Hinweis gibt. Die neuen Kommunikationsmuster zwingen, „dran“ zu bleiben. Mit Recht sagen Hauptamtliche, dass sie das nicht leisten können. Vielleicht für eine Community ist es machbar, ein Blog verlangt schön sehr viel mehr, Twitter ist für Gemeinden und Gemeinschaften kaum brauchbar. Wie geht es aber dann weiter, wenn sich das Leben im Moment vor allem auf Facebook in abspielt.

 

Abschied vom Social Engineering

Die Bistümer und neuen Großpfarreien sind auf Strukturen hin angelegt. Diese sollen das religiöse Leben „garantieren“. Bestimmte Leistungen werden bedient. Wenn es neue Herausforderungen gibt, sind die Hauptamtlichen gefragt. Es wird eine Projektgruppe gebildet, das Projekt wird durchgeplant, finanziert, mit Arbeitsstunden Hauptamtlicher ausgestattet. Um es auf den Weg zu bringen, braucht es Werbemaßnahmen. Die Methoden des Konsumenten-Marketing wurden von den Bistümern übernommen.Jedoch an diesen Strukturen nagen die Social Media. Nicht nur sind sie schneller als jede Planung, sie stellen mit ihrer Unbeständigkeit Projekte infrage. Deshalb wird mühsam Facebook einbezogen, man baut um ein Projekt eine Community auf, um dann doch zu sehen, dass der Erfolg sich nicht zwingend einstellt. Es ist wie die Parabel vom Hasen und den Igeln. Die Hauptamtlichen werden immer angespannter, sie spüren, dass sie Land verlieren. Konnte sie das Pfarrblatt, den Emailverteiler, die Homepage noch steuern, entgleitet ihnen der Gestaltungsraum ins wabernde Social Media. Wenn es aus diesem immer schon verlorenen Wettlauf keinen anderen Ausstieg gibt, steht „Burnout“ am Ende der Daten-Autobahn.

Datenschutz verbietet religiöses Marketing

Die Einrichtung von Referaten, die Arbeitsbeschreibung für die Tätigkeitsfelder der Hauptamtlichen, die Projektmethode – das sind alles Instrumente, die die Aktion in einen inneren Kern legen, der die Gläubigen zum Mitmachen motivieren muss. Es sind die Methoden des Marketings. Wollte man sie weiter einsetzen, müsste man wie die Konsumgüterindustrie auch die Daten kaufen, die Facebook und Google über die Nutzer gesammelt hat. Dann wüsste man genauer über die Motive Bescheid, über welche Kanäle die Zielgruppen erreichbar sind und welche Sprache und welche Fotos man wählen müsste. Da stößt die katholische Kirche in Deutschland an Grenzen. Denn sie müsste von all ihren Gläubigen ein religiöses Profil anlegen und ihre Werbung genau auf diese Profile abstimmen. Wenn das bekannt würde, wäre jede Glaubwürdigkeit verloren und das Kirchenbild des II. Vatikanischen Konzils endgültig verraten. Es hilft nur ein Zurück zu den biblischen Ursprüngen und einer Kirche, die weniger auf ihre Strukturen, als auf ihre Gläubigen vertraut.

Bei den Gläubigen das Potential suchen

Es gibt bei Facebook bereits eine Fülle nicht mehr zu überblickende religiöser Gruppen, Seiten zu religiösen Themen, sowie Blogs, die gar nicht von der üblichen Muster einer Projektentwicklung entworfen wurden, sondern aus der Initiative von Laien, Ordensleuten wie auch Hauptamtlichen erwachsen. Die meisten dieser Gruppen werden übrigens von Messdienern betrieben. Diese Vielzahl der Gruppen entspricht der Vielzahl religiöser Stile und gelebter Spiritualitäten. Anfängliche Überlegungen, wie man seitens eines Bistums diese Vielfalt im Auge behalten könnte, um dann auch Auswüchsen gegensteuern zu können, haben sich als nicht realsiebar erwiesen.In diesen Blogs und Communities wird viel Oberflächliches verbreitet. Aber auch wenn bei Facebook das Prinzip gilt, mit Auffälligkeiten Aufmerksamkeit zu erregen, auf die Dauer wird sich durchsetzen, was Substanz hat, wahrscheinlich auf anderen Plattformen, die kostenpflichtig sind und, um den notwendigen Datenschutz zu garantieren. Auch dann werden sicher Karikaturen am fleißigsten weiter gereicht, jedoch hat spirituell Aussagefähiges große Chancen, von den Nutzern weiter empfohlen zu werden.

Das Internet ist nicht religions-abweisend

Die Voraussetzung, sich auf die Gruppenbildung im Internet, vor allem in den Social Media, zu verlassen, setzt voraus, dass diese Medien offen für die Kommunikation religiöser Inhalte sind. Dass das zutrifft, wird durch ein Mitglied von weiterbildung live in Kürze durch eine Studie gezeigt werden.Da das Internet in den nunmehr bald 25 Jahren seines Bestehens viele neue Formate hervorgebracht hat, werden Google und Facebook nicht den Endpunkt der Entwicklung markieren. Schon allein diese Perspektive zeigt, dass Offenheit gegenüber diesem Medium, das sehr viel mehr Beteiligung und Kommunikation als die sog. klassischen Medien ermöglicht, gefragt ist. Wenn aber die Gruppen sich im Netz selbst organisieren und keiner mehr den Überblick behalten kann, was bleibt dann den Hauptamtlichen, an denen bisher das Gemeindeleben hing?

Wahrnehmungskompetenz und Ermutigung der Charismen

Zuerst einmal ist nicht Aktion gefragt, denn im Netz passiert genug. Deshalb braucht es zuerst Beobachtung und Hinhören auf neue Entwicklungen. Denn mit den Kommunikationsmustern, die zusammen mit dem Internet erfunden wurden und die sich durch dieses Medium in einer besonderen Geschwindigkeit verbreiten, werden sich auch die Formen der Spiritualität entwickeln, die für die jeweilige Lebenswelt eine religiöse Perspektive erschließen. Es werden auch die erprobten Formen, ob die eines Benedikt von Nursia oder eines Ignatius, eines Charles de Foucault oder einer Chiara Lubich, aufgegriffen werden. Aber wie diese Formen einer religiösen Praxis nicht geplant werden konnten, so auch nicht das, was der Geist Gottes neu inspirieren wird. Genauso wie ein Ignatius oder ein Charles de Foucault den Hintergrund einer kirchlichen Theologie gebraucht haben, so auch die neuen Aufbrüche versierte Theologen und Theologinnen. Das gilt bereits für einen Pfarrverbund. Es wird eine immer wichtigere Aufgabe der Hauptamtlichen, die Breite der Theologie in die Vielfalt neuer religiöser Stile einbringen.Was sie genauso dringend einbringen müssen, ist Ermutigung, dem eigenen Charisma zu folgen. Es gibt sicher auch wie in jeder Generation starke Persönlichkeiten, die ihrem Weg folgen und Widerstände überwinden. Diese sollten aber nicht von den Hauptamtlichen der Pfarrverbünde kommen. Wahrnehmungskompetenz und die Bereitschaft zur Ermutigung schützt vor falschen Blockaden.

Keine Delegation von Verantwortung

Der Begriff „Delegation von Verantwortung“ ist aus der Managementtheorie in den kirchlichen Sprachgebrauch gewandert und bestätigt nur, dass das kirchliche Leben zuerst ein hauptsächlich von Hauptamtlichen gemacht wird. Zumindest bei dieser Begrifflichkeit und der damit verbunden Vorstellung wäre „Entweltlichung“ angebracht. Denn wenn jemand Verantwortung delegieren kann, setzt das voraus, dass es jemanden gibt, der sie bekommen muss. Das können aber nicht die Getauften sein, denn diese haben bereits Verantwortung, die noch mit der Firmung bestätigt und vertieft wurde. Das II. Vatikanische Konzil stellt ausdrücklich die direkte Verantwortung heraus, die dem einzelnen mit der Taufe übertragen wurde. Mit Bezugnahme auf den 1. Petrusbrief heißt es in Nr. 10 der Kirchenkonstitution: „Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.“Im Dekret über den priesterlichen Dienst heißt es in Nr. 2 „Jesus der Herr, … gibt seinem ganzen mystischen Leib Anteil an der Geistsalbung, mit der er gesalbt worden ist. In ihm werden nämlich alle Gläubigen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft, bringen geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkünden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Es gibt darum kein Glied, das nicht Anteil an der Sendung des ganzen Leibes hätte“.

Verantwortung in der Kirche kann nicht delegiert, sondern nur geweckt werden.

Die weitere biblische Grundlegung ist die Erfahrung der frühen Kirche, dass der Geist die Charismen weckt. Warum sollte er das nicht auch für die Kirche in der Vielfalt, die das Internet ermöglicht und zugleich verstärkt.Sicher werden sich auch kirchliche Strukturen neu herausbilden. Dass das notwendig ist, hat die katholische Kirche in Deutschland im Übergang vom Barock zum 19. Jahrhundert schon erlebt. Waren bis zur Säkularisierung die Stifte und Abteien die Träger der Seelsorge, so ab Mitte des 19. Jahrhunderts die überschaubare Pfarrei mit Kirchturm und Pfarrer in der Mitte. Diese Struktur musste sich auflösen, weil ein Pfarrer, zumindest in der Stadt, nicht die mindestens 10 verschiedenen Lebenswelten ansprechen kann, die durch die sog. Sinusmilieus beschrieben werden.Gefragt ist Vertrauen in die Charismen, dass die Kirche nicht von den Hauptamtlichen gemacht wird, sondern aus dem Antrieb des Geistes entsteht. Indizien für das Wirken des Geistes sind Freude, keine Stress-Last mehr, Lebendigkeit, Initiative von Vielen, ein sich einlassen auf die Bewegungen, die der Geist in der Kirche hervorruft.Was sich weiterbildung live in dieser Situation vorgenommen hat: Eine Geist-Theologie in Kommunikation umsetzen.

<emphasize>Eckhard Bieger S.J.</emphasize>



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