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Spielertransfers im Fußball – Menschenhandel?

(explizit.net)Die Präsidenten der Bundesligavereine äußern sich

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Die schreckliche, die fußballose, Zeit ist vorbei, die neue Saison der Bundesliga hat begonnen. Die Vereine haben sich mit neuen Spielern verstärkt und für deren Wechsel hohe bis sehr hohe Geldsummen bezahlt. Besonderes Interesse fand dabei der lange als Gerücht gehandelte, inzwischen aber bestätigte Wechsel des belgischen Nationalspielers Kevin de Bruyn (24) vom VfL Wolfsburg nach Manchester City. Die Ablösesumme: 75 Millionen Euro. Dabei sprechen viele vom Kauf und Verkauf eines Spielers. Aber ist das richtig? Das wäre doch Menschenhandel, der in Deutschland verboten ist. Dieser Frage ist eine 8. Klasse im vergangenen Schuljahr nachgegangen und hat dazu alle Präsidenten der Vereine der 1. Bundesliga befragt. Der Lehrer der Klasse berichtet von den Antworten der Clubchefs der 18 Bundesligavereine.

(explizit.net)Die Präsidenten der Bundesligavereine äußern sich

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Die schreckliche, die fußballose, Zeit ist vorbei, die neue Saison der Bundesliga hat begonnen. Die Vereine haben sich mit neuen Spielern verstärkt und für deren Wechsel hohe bis sehr hohe Geldsummen bezahlt. Besonderes Interesse fand dabei der lange als Gerücht gehandelte, inzwischen aber bestätigte Wechsel des belgischen Nationalspielers Kevin de Bruyn (24) vom VfL Wolfsburg nach Manchester City. Die Ablösesumme: 75 Millionen Euro. Dabei sprechen viele vom Kauf und Verkauf eines Spielers. Aber ist das richtig? Das wäre doch Menschenhandel, der in Deutschland verboten ist. Dieser Frage ist eine 8. Klasse im vergangenen Schuljahr nachgegangen und hat dazu alle Präsidenten der Vereine der 1. Bundesliga befragt. Der Lehrer der Klasse berichtet von den Antworten der Clubchefs der 18 Bundesligavereine.

In der Klasse 8 b der Schule im Emsbachtal Niederbrechen wurde das Thema Menschenrechte behandelt. Beim Schwerpunkt „Menschenhandel“ brachten die Schülerinnen und Schüler das Problem von "Kauf und "Verkauf" von Fußballspielern zur Sprache. "Das ist doch Menschenhandel, oder?" "Fragt die Vereine doch selbst, wie sie das sehen", gab Fachlehrer Helmut Zimmermannzur Antwort. Jetzt packte die Klasse der Ehrgeiz, und es wurde die Aktion "Briefe an die Bundesligavereine" gestartet. Adressaten waren die Präsidenten der 18 Fußballvereine der Bundesliga, denn sie, so die Überlegung der Schüler, hätten am ehesten Zeit, diese Grundsatzfrage zu beantworten. Geschäftsführer und Trainer wären doch zu stark vom aktuellen Bundesligabetrieb gefordert. Aus verschiedenen Briefentwürfen, die alle 22 Schüler in Einzel- oder Gruppenarbeit geschrieben hatten, wurde dann ein gemeinsamer Brief zusammengestellt. Hier ein Auszug:

Brief an die Präsidenten der Bundesliga

"Sehr geehrter Herr Rummenigge, betreibt die Bundesliga Menschenhandel? Unsere Klasse hat sich gefragt, warum Fußballspieler in den Fußball-Bundesligen verkauft und gekauft werden dürfen, obwohl Menschenhandel in Deutschland verboten ist. Wir sind der Meinung, dass alle Bundesligavereine damit nichts anderes als Menschenhandel betreiben. Wir möchten gerne Ihre Auffassung dazu kennenlernen.“ Dann gingen die Briefe an die Bundesligavereine auf die Post, und jetzt stieg die Spannung. „Werden wir überhaupt eine Antwort erhalten?“, fragte sich die Klasse.

Doch lange musste sie nicht warten. Schon zwei Tage später traf die erste Antwort ein – per Fax aus Hoffenheim. Am Donnerstag lag der Brief vom SC Paderborn auf dem Tisch, am Freitag der von Bayern München. In den nächsten Tagen und Wochen flatterten nach und nach die Antworten der übrigen Vereinspräsidenten ein, vom SC Freiburg, von Borussia Dortmund, Hannover 96, dem HSV, dem VfL Wolfsburg, dem FC Augsburg, um nur einige zu nennen. „Mit dieser Resonanz haben wir nicht gerechnet“, meinte Klassensprecher Elly Wölfinger, der die Briefe zusammen mit dem Fachlehrer unterschrieben hatte. „Wir finden es ziemlich cool, dass uns so viel Wertschätzung entgegengebracht wurde.“ Doch was war das Ergebnis der Umfrage?

Kein Menschenhandel, da Arbeitsverträge

Zunächst muss da die große Ernsthaftigkeit und Ausführlichkeit der Antworten genannt werden, die von einer Seite bis zu drei Seiten reichten. In jedem Brief der hochrangigen Vereinsvertreter – Präsidenten, Vorsitzende des Vorstands, Geschäftsführer, Mitglieder der Geschäftsleitung und Medien-Direktoren – waren die Ernsthaftigkeit und das intensive Nachdenken über die Frage nach Menschenhandel in der Bundesliga offensichtlich. Viele fanden, es sei eine „interessante Frage, die Sie uns stellen“, darunter die TSG 1899 Hoffenheim und der SC Paderborn. Hertha BSC meinte: "Die Überlegung ist angesichts der Berichterstattung rund um den Profifußball sicher gerechtfertigt."

Was aber sagen nun die Fußball-Erstligisten konkret zur Frage nach Menschenhandel in der Bundesliga? Das Ergebnis fasst Klassensprecher Elly Wölfinger zusammen: "Sämtliche Stellungnahmen betonen ausdrücklich, dass es keinen Menschenhandel im Fußball gibt und begründen das damit, dass Spieler und Vereine einen rechtsgültigen Arbeitsvertrag geschlossen haben." Wie das im Einzelfall aussehen kann, wurde von den meisten Vereinen mit klaren, verständlichen Beispielen erläutert. Will ein Spieler seinen Vertrag vorzeitig kündigen, um zu einem neuen Verein zu wechseln, muss eine "Ablösesumme" gezahlt werden – hier von Kauf und Verkauf zu reden, ist eine sprachliche Ungenauigkeit, so Hannover 96. "Die Höhe der Ablösesumme vereinbaren die Clubs untereinander, damit der Spieler vorzeitig gehen kann, nicht, weil sie mit Menschen handeln", erklärt der SC Freiburg beispielhaft für alle Vereine. Die Ablösesumme ist einerseits als Entschädigung für den "abgebenden" Verein anzusehen, der ja mit dem fortgehenden Spieler die Saison geplant hat und sich nun personell neu orientieren muss. Andererseits ist sie die finanzielle Basis für die ersatzweise Verpflichtung neuer Spieler (HSV). Haben sich die Vereine über einen Transfer geeinigt und der Spieler stimmt zu, ist für alle Beteiligten alles OK. Sagt der Spieler "Nein", bleibt alles, wie es ist, denn er kann nicht gegen seinen Willen zu einem Vereinswechsel gezwungen werden. Können sich die Vereine nicht über einen Transfer einigen, "wird´s etwas schwierig" (Bayern München). Dann muss der Spieler nämlich warten, bis sein freiwillig geschlossener Vertrag rechtmäßig ausläuft und er dann die freie Arbeitsplatzwahl hat.

Resumée von Klaus Allofs

Das Fazit der Umfrage der Klasse 8 b der Schule im Emsbachtal hat nach Ansicht der Schülerinnen und Schüler Klaus Allofs, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, mit seinem Statement auf den Punkt gebracht: "Der Spieler ist, im Gegensatz zum Zwang beim Menschenhandel, ein freier Mensch mit allen Menschenrechten, die durch das Grundgesetz garantiert werden. Insofern sind Menschenhandel und Transfers von Bundesliga-Spielern in keinster Weise vergleichbar."

Für die Diskussionsbeiträge hat sich die Klasse jetzt bei den Bundesliga-Vereinen mit einem Brief bedankt.

<emphasize>Helmut Zimmermann</emphasize>



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