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Rezension: "Resilienz – mehr Selbst für ein belastbares Ich"

(explizit.net)Buch-Rezension von Manfred Becker-Huberti

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Immer mehr Menschen tun sich immer schwerer mit ihren privaten und beruflichen Anforderungen. Gemeint sind nicht Desinteressierte, Kraft- und Mutlose, die Gruppe – in Denglisch formuliert – der „Loser“, sondern die normalen, weltzugewandten Menschen. Die Last des Alltags drückt sie nieder, Zeit verrinnt ihnen wie Sand in der Hand, positive Perspektiven, Zuversicht, sind für sie Mangelprodukte. Statt Ich-starke, souveräne Persönlichkeiten zu sein scheinen die Menschen mit dem burn-out-Syndrom zu dominieren. Fairness, Gradlinigkeit, Verlässlichkeit treten zurück hinter Egoismus, Beziehungsbrühen und Ausgebranntsein.

(explizit.net)Buch-Rezension von Manfred Becker-Huberti

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Immer mehr Menschen tun sich immer schwerer mit ihren privaten und beruflichen Anforderungen. Gemeint sind nicht Desinteressierte, Kraft- und Mutlose, die Gruppe – in Denglisch formuliert – der „Loser“, sondern die normalen, weltzugewandten Menschen. Die Last des Alltags drückt sie nieder, Zeit verrinnt ihnen wie Sand in der Hand, positive Perspektiven, Zuversicht, sind für sie Mangelprodukte. Statt Ich-starke, souveräne Persönlichkeiten zu sein scheinen die Menschen mit dem burn-out-Syndrom zu dominieren. Fairness, Gradlinigkeit, Verlässlichkeit treten zurück hinter Egoismus, Beziehungsbrühen und Ausgebranntsein.

Wie aber kann ein Mensch mit Umsicht und klarem Kopf verantwortbare Entscheidungen treffen, wenn er sich seines Selbst nicht mehr sicher ist? Wie wird man zu einer starken Persönlichkeit? Was sind die geistigen Bedingungen für das optimale Aufwachsen von Kindern? Wie kann ein Erwachsener sein Ich stabilisieren und dadurch sein Leben besser meistern?

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Albert Wunsch, Psychologe, Pädagoge und Hochschuldozent, konzentriert seine Antworten auf die benannten Fragen um den Sachverhalt der „Resilienz“, also der Fähigkeit, sich gegen widrige Umstände abgrenzen zu können, einen autarken Schutzschild bilden zu können. Er trägt zunächst Beobachtetes und Forschungsergebnisse zusammen, um zu belegen, dass ungünstige Rahmenfaktoren oder Schicksalsschläge nicht niederschmettern müssen, sondern Ressourcen für die eigene Lebensgestaltung sein können. Wer in einem durch verlässliche Beziehungen geprägten Umfeld aufwächst, wird die erlebte Geborgenheit wie einen Schutzmantel gegenüber möglichen Negativ-Einflüssen erfahren.

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Was befördert und was behindert die Entwicklung von Resilienz? Albert Wunsch betont, sichere Bindung und altersgemäße Herausforderungen seien Basis einer Identitätsfindung, auch eine gesunde Ernährung sei Voraussetzung für personale Entwicklung und Stabilität. Die Zugehörigkeit zu einer sinnstiftenden Sozietät begünstige eine positive Zukunft. Unterforderung und Verwöhnung dagegen seien Multi-Blocker von Ich-Stärke. Trennung und Scheidung der Eltern erlebe ein Kind als Selbstwerteverlust. Intensive Krippen-Betreuung habe einen latent destabilisierenden Einfluss.

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Was kann man tun? Klugerweise ist mit einer Selbst-Analyse zu beginnen. Was sind die konkreten Probleme? Aber, mindestens gleichgewichtig ist die Umlenkung der eigenen Blickrichtung: vom Störenden zum Möglichen. Kultivieren muss man seine förderlichen Eigenschaften: Was kann ich gut? Was kann ich nicht? Was müsste ich verbessern? Was schlummert noch in mir und bedarf der Entfaltung? Albert Wunsch lädt zur Selbsterkundung ein und bietet dafür ein Spektrum psychologischer Modelle als Hilfsmittel an.

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Ein Mehr an Persönlichkeit kann sich dauerhaft nicht durch Kosmetik, Design oder Retusche bilden. Nötig ist gezielte Ich-Investition; stabilisiert werden muss, was bislang zu instabil war. Ziel ist ein – durch Können und Wollen geprägtes – Selbst-Sein, das zur Lebensbewältigung befähigt. Das wusste auch schon Diogenes: „Um uns zu vervollkommnen, brauchen wir entweder aufrichtige Freunde oder hartnäckige Feinde. Sie öffnen uns die Augen für unsere guten und schlechten Handlungen – die einen durch Erfahrungen, die Anderen durch ihren Tadel“. Nicht nur das Sehen, sondern das Wichtige richtig zu sehen und daraus zukunftsweisende Rückschlüsse ziehen zu können, kennzeichnet ein starkes Ich-Selbst.

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In der Tat hat das Buch einen pikanten Nachteil: Selbst wer glaubt, ein starke Persönlichkeit zu sein, lernt hier einiges über seine Schwächen – aber auch über die Möglichkeiten, sie für sich positiv zu nutzen.

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Albert Wunsch: Mit mehr Selbst zum stabilen ICH! Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum 2013.

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Weitere Informationen zum Buch und eine Leseprobe finden Sie auf den

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