(explizit.net) Es geht um die Freiheit der Worte und gegen Gefängnis für Autoren
Poets, Essayists, Novellists, die Anfangsbuchstaben bilden das Wort PEN, das wiederum für Feder, in diesem Falle Schreibfeder steht. Der PEN hat sich international eine ähnliche Aufgabe wie Amnesty International gestellt, nämlich sich für freie Meinungsäußerungen und für inhaftierte Schriftsteller einzusetzen.
Der internationale PEN ist die größte Autorenvereinigung mit 140 Zentren in über hundert Ländern. Mitglied darin kann ein Autor nur werden, wenn er dafür vorgeschlagen wird, zwei Bürgen hat und von der Mehrheit bei der Jahrestagung gewählt wird. So ist die Mitgliedschaft im PEN immer noch eine Auszeichnung.
Dem deutschen PEN gehören etwa 700 Autoren an, nahezu alle bekannten sind darunter, Günter Grass ist Ehrenpräsident. Bis hierhin sind die Informationen weitgehend bekannt, was die Vereinigung genau macht, ist dagegen seltener Gesprächsthema. Verkürzt gesagt setzt sich der PEN überall in der Welt für die Freiheit des Wortes ein, wo immer es in Gefahr ist. Und in Gefahr sind Schriftsteller und Journalisten, wenn sie von der Meinungsfreiheit Gebrauch machen, leider noch immer in vielen Ländern der Welt. „Writers in Prison“ heißt daher ein Themenschwerpunkt auch des deutschen PEN. In Mexiko, China, Iran und leider ganz massiv in der Türkei, immerhin mögliches EU-Beitrittsland, stehen missliebige Autoren vor Gericht oder sitzen im Gefängnis. Bei seiner letzten Jahrestagung im April hat der deutsche PEN ein neues Präsidium gewählt. Präsident ist nun Josef Haslinger, bekannt geworden durch seinen Roman „Opernball“, Generalsekretärin ist Regula Venske, die nicht nur Krimis schreibt, mit ihnen aber ein großes Lesepublikum gewonnen hat. Der neue Vorstand möchte den PEN wieder politischer aufstellen, sich öfter und laut auch im eigenen Land zu Wort melden. Auf allen möglichen Kanälen versucht der PEN, diesen Autoren zu helfen. Rechtsbeistand ist gefragt, die Schaffung von Druck durch die Öffentlichkeit, manchmal nutzt der Versuch, eine Ausreise durch Protestbriefe an den Justizminister zu erreichen.
Einsatz für einen inhaftierten Schriftsteller und Lyriker
Beispiel für ein solches Schicksal ist Mohammed al-Adjami aus Katar, der 2011 festgenommen wurde, weil er in einem wenige Zeilen langen Gedicht angeblich den Emir beleidigt und zum Sturz des Regimes aufgerufen haben soll. Aus lebenslanger Haft wurden inzwischen 15 Jahre. Fast ein Jahr pro Gedichtzeile also, man stelle sich das vor. Wie schwach muss sich ein Regierungschef fühlen, wenn er solche Strafen aussprechen lässt. Vielleicht helfen hier auch Aktionen im Zusammenhang mit Fußball, denn bald soll Katar die WM ausrichten. In diesem Fall hilft auch der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning. Al-Adjami ist aber leider kein Einzelfall, unglaublich lang ist die Liste bedrohter Autoren, die unter den Künstlern oft die ersten sind, die unter Verfolgung zu leiden haben. Zu klar, zu eindeutig ist das geschriebene Wort.
Aufnahme verfolgter Schriftsteller
Wenn es gelingt, einen verfolgten Autor frei zu bekommen, zieht das „Writers in Exile“-Programm. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und einigen bundesdeutschen Städten verfügt der PEN über einige Wohnungen, in denen verfolgte Schriftsteller eine Zeitlang unterkommen und ihrer literarischen Arbeit nachgehen können. Eine Einrichtung, die schon manchem Schriftsteller geholfen und seinem Leben eine Wendung zum Besseren gegeben hat.
Im Programm „Writers for Peace“ werden alle Friedensinitiativen unterstützt, die es gibt und dazu neue auf den Weg gebracht. Der PEN greift damit das Anliegen auf, das 1921 zu seiner Gründung geführt hat. Nämlich Frieden zu schaffen zwischen den Völkern nach dem ersten fürchterlichen Weltkrieg.
Freiheit des Wortes auch im Internet und den Social Media
Auch aktuelle Themen greift der PEN auf und ist daher ein unbequemer Kämpfer für die Freiheit des Wortes. Eine Erklärung zur Meinungsfreiheit in digitalen Medien wurde erarbeitet. Dort gibt es immer noch Versuche, etwa in China, bestimmte Seiten für die Nutzer zu sperren oder unbequeme Blogger zu verfolgen.
Buchpreisbindung, Filmförderung, die Medienvielfalt stehen auf dem Spiel
Beim Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa soll die Kunst einbezogen werden, alle mühsam errungenen Sozialstandards wie etwa die Buchpreisbindung, die den Autoren, vor allem den Unbekannteren hilft, soll aufgehoben werden. Jegliche Unterstützung für anspruchsvolle Kultur, gerade auch beim Film, droht wegzufallen, der Markt soll überschwemmt werden mit amerikanischer Fastfoodkultur.
Auch das Zeitungs- und Mediensterben ist Thema beim PEN, denn die Autoren wissen, dass Kunst eine gute mediale Vermittlung braucht. Und wenn demnächst immer mehr Zeitungen geschlossen werden, fällt dieses Netz weg, und die Kunst hat es entsprechend schwerer, zur Kenntnis genommen zu werden. Ein Kulturbruch droht. In diesen Zusammenhang gehört auch das Verschwinden oder an den Rand drängen anspruchsvoller kultureller Sendungen in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Kunst, und damit auch die Literatur, haben es schwer, es gilt, Standards zu verteidigen und neue, etwa das Urheberrecht im Internet, neu zu verhandeln. Hier weiß sich der PEN in guter Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Schriftsteller und der Verwertungsgesellschaft Wort.
Ungarn als Problemland
Ebenso beunruhigt die Entwicklung in Ungarn den PEN, der zu seinem Ärger feststellen muss, dass das ungarische PEN-Zentrum denkbar wenig gegen die Bedrohung des freien Wortes im eigenen Land tut. Eine Resolution ist in Arbeit, unterzeichnet von den PEN-Zentren aus Deutschland, Österreich und Deutschschweiz, der eine klare Sprache spricht.
<emphasize>Heinrich Peuckmann</emphasize>
<emphasize>Mitglied des PEN</emphasize>
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