einfach einsteigen und sich tragen lassen Foto: explizit.net

Muss ich noch selbst aufs Klo gehen?

Das Fahren übernimmt das Auto. Das Arbeiten übernimmt der Roboter. In einer zukünftigen Welt entledigt sich der Mensch seiner Aufgaben. Wenn wir selbst gar nichts mehr machen müssen, dann sehen wir bald ganz schön hilflos aus. Ein Blick Richtung Mensch der Zukunft.

Lange Autofahrten sind unerträglich: In einer unbequemen Haltung den ganzen Tag am Steuer sitzen, das kann man sich auch sparen. In Zukunft soll das Auto selber fahren.
Den ganzen Tag auf der Arbeit schwitzen, wenn draußen die Sonne scheint, das ist eines höheren Wesens nicht würdig, das kann man sich auch sparen.


Zwei lästige Gesichter des Alltags, die einst als Fortschritt einer unabhängigen Persönlichkeit galten, erscheinen bald schon als umherschwirrende Fliege, die den Platz auf der Sonnenseite des Lebens stört.

Fortschrittliche Entwicklung ist die Hoffnung, sich aller lästigen Aufgaben zu entledigen. Alles was nicht angenehm und ästhetisch ist, kann weg.

Wenn früher Abhängigkeiten am Stolz einer Persönlichkeit nagten, lassen wir uns bald lieber wieder die Windeln wechseln. Auf dem Weg in die Zukunft strecken wir den Allerwertesten in die Höhe, lassen ihn pudern und schon ist der Klo-Gang fertig. Um das „Ich-muss-mal“ kümmern sich in Zukunft Andere. Wir kümmern uns nur noch um das „Ich-will-mal“.

Der zukünftige Mensch schreitet in seiner Entwicklung nicht mehr fort, sondern wird auf einer Sänfte getragen. Das Leben selbst in die Hand zu nehmen und anzupacken, war einmal. Bald lässt man sich fallen.

Auf der Couch gelandet, bestellt man das Glücklich-Sein und wartet bis es endlich wirkt. Hoffen wir, dass der Algorithmus stimmt. Nicht, dass die Sehnsucht nach Fortschritt der falschen Programmierung unterlag.

Am Anfang und am Ende des Lebens liegt der Mensch in Windeln. Die Frage ist, was passiert dazwischen? Derjenige, der dann noch selbst den Klo-Gang verrichten kann, hat nicht alles falsch gemacht.



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