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Monsieur Obamas Erdenkinder

(explizit.net) Ein Schwarzer von der Elfenbeinküste soll seine Jüngste heiraten. Hatte die Älteste seiner vier Mädchen diesen „unkatholisch-unfranzösischen“ Reigen eröffnet, indem sie einen Juden ehelichte, und die anderen beiden einen Muslim mit algerischem und einen Banker mit chinesischem Hintergrund, so kommt nun die Jüngste hinzu. Sprachlos sind der Vater Claude und seine Gattin Marie. Aber nicht minder die Eltern von Charles in Afrika, die zur Feier nach Frankreich anreisen. Dessen Vater André hegt im blauen Boubou-Gewand ebenso Vorurteile gegen „weiße Kolonialisten“; wie Claude und Marie gegen Schwarze. Als sich dies beide Väter gestehen, gar die Hochzeit retten, erkennen sich sechs Familien. Wir sind die eine bunte Art,

<emphasize>humankind.</emphasize>

Die Welt mag friedlicher werden, begreifen alle ihre Differenz und zeitweilige Gastrolle auf Erden. Dies lehrt uns Philippe de Chauveron, Regisseur der ungemein packenden Filmkomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“.

(explizit.net) Ein Schwarzer von der Elfenbeinküste soll seine Jüngste heiraten. Hatte die Älteste seiner vier Mädchen diesen „unkatholisch-unfranzösischen“ Reigen eröffnet, indem sie einen Juden ehelichte, und die anderen beiden einen Muslim mit algerischem und einen Banker mit chinesischem Hintergrund, so kommt nun die Jüngste hinzu. Sprachlos sind der Vater Claude und seine Gattin Marie. Aber nicht minder die Eltern von Charles in Afrika, die zur Feier nach Frankreich anreisen. Dessen Vater André hegt im blauen Boubou-Gewand ebenso Vorurteile gegen „weiße Kolonialisten“; wie Claude und Marie gegen Schwarze. Als sich dies beide Väter gestehen, gar die Hochzeit retten, erkennen sich sechs Familien. Wir sind die eine bunte Art,

<emphasize>humankind.</emphasize>

Die Welt mag friedlicher werden, begreifen alle ihre Differenz und zeitweilige Gastrolle auf Erden. Dies lehrt uns Philippe de Chauveron, Regisseur der ungemein packenden Filmkomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“.

Unterschiede müssen erst erkannt werden, um Brücken zu bauen. Der Film erhellt, dass Differenz zwar Vorurteile und Missverständnisse fördert, doch zeitigt sie erst die schöne menschliche Vielfalt. Wie damit praktisch umgehen, zumal in Krieg und Frieden? Dies bewegte Amerika von Dienstag bis Donnerstag als „Monsieur Obamas Erdenkinder“ im Weißen Haus und Statedepartment über den „gewaltsamen Extremismus“ tagten. Der Präsident gab sich als Weltphilosoph, sprach zweimal, obzwar inhaltlich recht identisch. Bevor ich seine Kernthesen erhelle, noch etwas zu den Teilnehmern aus über 60 Ländern.

Vertreter von Regierungen, Zivilgruppen und Gemeinschaften stellten sich ein. Darunter waren auch einige, deren Geschichte eng mit der radikalen Interpretation des Islamismus und seinen Trägern zu tun hat. Sicher auf das Weiße Haus und die Muslimbruderschaft anspielend, meinte Ägyptens Außenminister Samih Shukri am 19. Februar, es sei sinnlos, zwischen den schlechten Terroristen zu unterscheiden, die besiegt werden müssten, und den moderaten Terroristen, die man besänftige. Kairo ist eben deren Ansturm ausgesetzt. Shukris einstiger jordanischer Amtskollege Marwan Muashir sagte zum „gewaltsamen Extremismus“, der beseitige aber jeden Zweifel, dass dies „unser Krieg als Muslime ist“.

Auffällig war, dass die Administration Betroffenen vorgeben will, wer aus ihrer Sicht in solche Kategorien fällt und wer nicht. Die New York Times zitierte Benjamin J. Rhodes, Obamas Vizesicherheitsberater, wonach dieser einige Länder wie etwa Ägypten als zu aggressiv gegen Terroristen vorgehen sehe und solche Alliierten dazu bringen wolle, den Kampf gegen Terroristen mit der Toleranz gegen politische Opponenten abzuwägen. Die Art von Einfluss trieb Ägypter in Wladimir W. Putins Arme, der ab 9. Februar zwei Tage in Kairo war, sich am Neuen Sueskanal und an der Nuklearindustrie mit Kernreaktoren beteiligt. Präsident as-Sisi balanciert mit ihm Beziehungen. So einen Dreh gab es bereits.

Auf der Tagung am Potomac fehlte FBI-Direktor James B. Comey, obwohl er landesweit lokal und regional Antiterrortrupps leitet. Dafür reiste sein russisches Pendant an, obzwar KGB-Chef Aleksandr V. Bortnikov seit 25. Juli

<p> die Boykottliste der Europäischen Union wegen der Krise in der Ukraine anführt. Hier fällt auf, wie Putin tschetschenische Muslime in einer Demonstration am 19. Januar in Grosny gegen „Charlie Hebdo und den Westen“ aufbringen ließ. Er spielt mit Feuer: der „Islamstaat“, dem kaukasische Emire helfen, erklärte ihn zum Feind, zumal er das Regime von Bashshar al-Asad bewaffnete.</p> <h2>Keine Eile</h2> <p>Die auf der Washingtoner Tagung vertretene Koalition konnte widersprüchlicher nicht sein. Sie repräsentiert neue Kräftegruppen, die weltweit angesichts der Rückfälle des ehemaligen Westens aufkommen. Vier Punkte belasten ihn allzu schwer: ökonomische Schwächen nicht nur in der Eurozone, sondern auch in Amerika; das Unvermögen der Partner, den Kriegsbrand im Osten zu löschen und die Integrität der Ukraine zu sichern; der verfehlte Ansatz in Mittelost, den “Islamstaat” und seine Ausbreitung zu stoppen und die mangelnde globale Leitrolle Amerikas, das weder Gegner definiert, noch durchgreift.</p> <p>Am 22. Februar entrüstete sich Senator John McCain gegen Angela Merkel und François Hollande, die „erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs legitimierten, wie ein Staat Europas zerstückelt wird.“ Beide trafen die Führer der Länder in Kiew wie Moskau und setzten sich dafür ein, dass Amerika keine Waffen an die Ukrainer liefere. Diese aber baten nur um Waffen der Selbstverteidigung, würden dahingeschlachtet und ihr Militär geschlagen. Einige der besten russischen Kräfte betrieben die Aggression dort so lange, wie sie damit davon kämen. Nun wird man Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande nicht fehlenden Elan vorwerfen können, zumal das Minsker Abkommen vom 12. Februar auf beider Initiative zustande kam. Doch volle Waffenruhe und –abzug bleiben noch aus.</p> <p>Eine Weltordnung vergeht, die nächste bringt Chaos und Kriege in opportunen Achsen. Islamisten der ash-Shabab in Kenia etwa riefen dazu auf, westliche Einkaufszentren zu sprengen, so Minnesotas Mall of America, Kanadas West Edmonton Mall und Londons Oxford Street. Sie erprobten dies schon im September 2013 in Nairobi: über 60 Tote. Es drängt, die vielen regionalen Feuer zu löschen, doch weithin ist keine Eile zu bemerken.</p> <p>Ein Streit entbrannte um den Tagungsnamen, zumal fast alle über den islamistischen Extremismus sprachen. Darin sahen einige Organisationen die „Stereotypisierung von Muslimen als Sicherheitsbedrohung.“ Was soll man unter gewaltsamen Extremismus verstehen? In seiner Rede am Mittwoch, den 18. Februar, meinte Barack H. Obama, der gewaltsame Extremismus bedeute nicht nur wenn Terroristen Unschuldige töten, sondern auch die Ideologie und Infrastruktur. Aber die Natur des im Moment global wütenden Islamismus zu erkennen, verwehrte Obama durch seine Hauptthese, dies betreffe nicht den Islam. Mehr noch. Er sagte gar, es gebe kein Täterprofil. Gewalt sei nicht auf eine Gruppe, Zeit oder Region festgelegt. Jeder mag verstehen, wie irreal diese Thesen sind.</p> <p>Präsident Obama schlug zwar Gebiete vor, worauf alle ihre Kräfte richten sollten, doch sprach er nur von einer „verdrehten Ideologie“. Gruppen wie al-Qaida und „Islamstaat“ würden als Glaubenskrieger in Verteidigung des Islam behaupten, der Westen stehe im Krieg mit dem Islam; so radikalisierten sie Personen. Dies sei eine Lüge, die man nicht akzeptieren dürfe. Sie seien keine religiösen Führer und der Westen bekriege nicht den Islam, sondern Menschen, die ihn pervertierten. Terroristische Narrative, das moderne Leben und der Islam stünden im Konflikt, dies wäre abzuweisen wie eine Kollision der Zivilisationen. Weiß Obama um Konflikte der Moderne, hat er Autorität, der Ausleger des Islam oder seiner Schulen zu sein? Das obliegt vor allem Muslimen. Sollen „Obamas Erdenkinder“ echt zum Frieden finden, dann nur, wenn sie zuerst Unterschiede begreifen, um ihr Gemeinsames zu pflegen. Dies führte zu vier Hochzeiten - und schönen Kindern.</p> <p><emphasize>Wolfgang G. Schwanitz</emphasize>



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