Köln, eines der Kranhäuser, F: J.Mügge

Köln - Stadt der fünf Häfen

Wenn ich zu Fuß durch Köln gehe, erlebe ich eine lebendige, multikulti, laute, bunte Stadt. Manchmal muss ich aber auch an Dreckecken vorbei. Vom Wasser aus gewinne ich ganz andere Eindrücke.

Eigentlich verbinde ich mit Köln erst einmal keine Hafenaktivitäten, denn die 5 Häfen der Stadt sind nicht direkt sichtbar. Zu entdecken sind sie erst aus  der Vogelperspektive  oder wenn man sich mit dem Schiff aufs Wasser begibt. Aber die Kölner Häfen  gehören zu den großen Binnenhäfen in Deutschland. Sie sind unabhängig voneinander und haben jeweils eine eigene Funktion. Am Anleger 10 direkt gegenüber dem blauen Musical-Dom und dem Hauptbahnhof von Köln gehen wir an Bord eines kleinen Schiffes. Ich bin zu einer 3-stündigen Hafenfahrt eingeladen.

Der Rheinauhafen

Wir starten in Richtung Süden, an der Halbinsel Werthchen vorbei, über die die Strasse am Zollhafen verläuft. Der Platz auf der Steuerbordseite ermöglicht mir den Blick zur Stadt. Die überdimensionalen Kranhäuser, die hier nach der Aufgabe des Hafenbetriebes gebaut wurden, wirken aus der Wasserperspektive noch gewaltiger als vom Land aus. Der seinerzeit dort installierte Rheinauhafen mit seinen 40 Kränen, von denen noch 6 denkmalgeschützt von einer anderen Zeit erzählen, ist 2001 als Handelshafen aufgegeben worden. Heute ist dieser Bereich ein Wohn- und Gewerbegebiet. Altes wurde restauriert, Neues wurde dazu gebaut.

Eine teure Meile

Eine teure Flaniermeile. Wer sich hier in den Kranhäusern Eigentum anschaffen will, muss 15.ooo€ pro qm auf den Tisch legen, wenn es überhaupt noch freie Wohnungen gibt. Die anschließenden sehr schön restaurierten Häuser, die 1940 als Verlängerung der Lagerhalle gebaut wurden, werden auch " Siebengebirge" genannt. Die Spitzdächer muten wie ein Gebirge an. Dort zu wohnen, bedeutet Blick auf den Rhein sowie direkten Kontakt zur Promenade. Wohnungen, die im Zuge der Modernisierung ein besonderes Flair ausstrahlen.  Sie wirken sehr heimelig auf mich. Von der Wasserperspektive aus kommt mir das wohlhabende Köln entgegen. Im dahinter liegenden, noch existierenden Hafenbecken, auf das mir der Blick verstellt ist, befinden sich Liegeplätze für Sportboote. Wer es sich hier eine Wohnung leisten kann, hat dann wohl sein Boot hier liegen.

Der Deutzer Hafen

Unser Schiffchen dreht kurze Zeit später um die eigene Achse. Die Reise geht in Richtung Norden weiter. Wir lassen den Godorfer Hafen aus. Er liegt zu weit entfernt, bedient Wesseling und wird von Tankschiffen angefahren.
Geradeaus voraus auf der rechten Uferseite können wir eine etwas verwitterte Schrift auf einem hohen Gebäude erkennen. Die  Ellmühle, eine Getreidemühle mit der Aufschrift Aurora. "Aurora mit dem Sonnenstern", den Slogan kennen wir bereits aus Kindertagen. Die Mühle wurde 2016 an "moderne stadt", eine Tochtergesellschaft der Stadt Köln, verkauft. Sie steht im Deutzer Hafen, der seine Bedeutung als Güterumschlag für Getreide sowie für gewerbliche Nutzung zunehmend verliert. Deshalb soll der Deutzer Hafen ab 2020/21 ein Wohn- Arbeits- und Freizeigebiet mit Blick auf den Dom werden.

Der Mülheimer Hafen

Wir gleiten ruhig weiter in den Mülheimer Hafen. Er ist kein Güterumschlaghafen, sondern bietet Gefahrguttransportschiffen eine Anlegemöglichkeit. Auf der rechten Seite hat ein solches Schiff angelegt. Es ist mit einem blauen Kegel gekennzeichnet. Dieser weist die Intensität des Gefahrgutes aus. Ein Kegel bedeutet ein geringeres Gefahrenmoment,  mit zwei und drei Kegeln wird ein höherer Gefahrengrad signalisiert.
Auch können im daneben liegenden Hafenbecken größere und kleinere Reparaturen an Fracht und Passagierschiffen vorgenommen werden. Auch wurde der Mülheimer Hafen durch die Familie Kelly bekannt, die hier über Jahre in einem Hausboot lebte. Auch die vom WDR produzierte Serie " die Anrainer" wurde vor der Kulisse des Mülheimer Hafens gedreht. Eine Brücke, sie wird auch Katzenbuckel genannt, überspannt die Hafeneinfahrt. Wir fahren unter ihr hindurch, um den größten Kölner Hafen anzulaufen. Den Niehler Hafen.

Hafen Niehl I und II

In diesem Hafen Niehl I und II wird alles Erdenkliche verladen. Vom Schrott über Kohle bis zum Zucker. Frachtschiffe sowie Flusskreuzfahrtschiffe legen  hier eine Pause ein, wenn sie Reparaturen vornehmen müssen. Der  Niehler Hafen ist lebendig. Niehl II, der ehemalige Ölhafen, hat sich umgestellt. Es wurden "roll on roll off" Anlagen gebaut um PKW's zu verladen. Ford ist einer der großen Kunden. Am Ende des Niehler Hafenbeckens überwintern auch die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Linie, abgekürzt KD. Sie werden gewartet, um für den Einsatz im Frühjahr wieder startbereit zu sein.
Wir verlassen den Niehler Hafen. Ich genieße die Eindrücke dieser Rundfahrt. Ein ganz neues, anderes Köln hat sich mir eröffnet.

Dieser Artikel ist meinen Freunden Hildegard und Josef gewidmet, die mich zu der Rundfahrt eingeladen haben.



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang