In Gruppen: Ich habe mich unter die Menschen gemischt. So wie ich alleine ging fast niemand an den Buden entlang. Es waren Familien, oft mit Kinderwagen. Sowohl Gruppen von Senioren wie jungen Frauen oder jungen Männern. Von Weihnachten fühlen sich alle angesprochen. Das schafft der Fußball nicht so gut. Gottesdienst funktionierte früher auch so. Die Familien gingen zusammen hin. Als es noch kein Telefon und kein Handy gab, ging man sonntags auch deshalb zur Kirche, weil man dort die anderen traf. Wer sich auf eine Wallfahrt begibt, in welcher Religion auch immer, geht meist nicht alleine.
Prozession: Die vielen Menschen sind in Bewegung. Seit es nicht mehr den einen Weihnachtsmarkt auf dem zentralen Platz gibt, sondern auf vielen Plätzen und an Flussufern, zieht in die eine Richtung eine Prozession und in die entgegengesetzte ebenso. Man macht an einem Stand nur so lange halt, bis man etwas gekauft, getrunken oder gegessen hat. Prozessionen gehören notwendig zu religiösen Riten. Dass die Menschen im Westen in den Kirchen in Bänken sitzen, ist evangelisch durch die zentrale Bedeutung der Predigt und katholisch durch die Abschaffung der Prozessionen, die den mittelalterlichen Gottesdienst prägten, gekommen. In orthodoxen Eucharistiefeiern bewegen sich die Menschen nicht nur, weil sie stehen müssen. Auch können sie wegen der Ikonostase das Geschehen am Altar nicht sehen. Sie kaufen im Eingangsbereich schmale Kerzen, die sie vor Ikonen entzünden. Der Chorgesang und die vom Diakon gesungenen Texte erreichen die Feiernden, auch wenn sie umherziehen.
Dunkel sollte es ein: Für Riten gibt es Zeiten, die ihre Wirkung verstärken, die Dunkelheit oder an Ostern die aufgehende Sonne. Die besondere Stimmung eines Weihnachtsmarktes ist erst zu spüren, wenn es dunkel geworden ist. Dann wirket auch das Licht.
Etwas Besonderes essen: Weihnachtsmarkt heißt nicht mehr vorrangig einzukaufen. Da die Märkte in den Innenstädten aufgebaut werden, kann man nach dem Einkauf der Weihnachtsgeschenke an den Ständen etwas essen und Glühwein trinken. Für die Kinder gibt es einen Punsch. Brot und Wein gehören zum christlichen Gottesdienst. Es sind, wie auch das, was auf dem Weihnachtsmarkt angeboten wird, keine hochwertigen Speisen. Sie zeichnen sich allenfalls durch weihnachtliche Gewürze Zimt, Gewürznelken, Kardamon, Anis, Vanille aus. Diese bringen uns den Geschmack, den wir mit Weihnachten verbinden. Zu etwas Besonderen werden Esskastanien, Stollen, Glühwein, weil sie in die weihnachtliche Atmosphäre eingetaucht sind. Dass zu einem religiösen Ritus immer auch eine Speise und ein besonderer trank gereicht werden, ist nicht erst durch das Christentum eingeführt worden.
Diese Beobachtungen legen es nahe, dem Weihnachtsgottesdienst neu zu akzentuieren. Er hat seine Sonderstellung behalten, denn die Buden werden nicht erst nach Weihnachten abgebaut.
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