der Papst mit der Familie des Präsidenten Argentiniens

Katholisch geht auch lateinamerikanisch

Die katholische Kirche wird von einem Lateinamerikaner geleitet. Er beansprucht Leitungsbefugnis. Nicht nur bevorzugt er einen anderen Bischofs-Typ, er bringt auch die südamerikanische Sicht der Kirche mit. 4. Kardinäle sehen das als Gefahr und sind mit ihren Befürchtungen an die Öffentlichkeit gegangen. Auf den ersten Blick geht es um kirchliche Lehre zu Ehe und die konkrete Ausgestaltung der Sexualität. Jedoch ist das nur auf den ersten Blick eine Frage der Lehre, sondern es geht um die Kirche - wie sie sein soll, wie sie ihre Identität bewahrt, wie sie ihren Wahrheitsanspruch durchhalten kann. Dass der Papst Widerspruch erfährt, sollte bei einer so weitgehenden Verschiebung der Koordinaten nicht verwundern.

Die katholische Kirche wird von einem Lateinamerikaner geleitet. Er beansprucht Leitungsbefugnis. Nicht nur bevorzugt er einen anderen Bischofs-Typ, er bringt auch die südamerikanische Sicht der Kirche mit. 4. Kardinäle sehen das als Gefahr und sind mit ihren Befürchtungen an die Öffentlichkeit gegangen. Auf den ersten Blick geht es um kirchliche Lehre zu Ehe und die konkrete Ausgestaltung der Sexualität. Jedoch ist das nur auf den ersten Blick eine Frage der Lehre, sondern es geht um die Kirche - wie sie sein soll, wie sie ihre Identität bewahrt, wie sie ihren Wahrheitsanspruch durchhalten kann. Dass der Papst Widerspruch erfährt, sollte bei einer so weitgehenden Verschiebung der Koordinaten nicht verwundern.

Lateinamerika ist kein Anhängsel Europas mehr

Seit dem Konzil vor nunmehr 50 Jahren hat sich Lateinamerika auf eigene theologische Füße gestellt und daraus neue seelsorgliche Strategien entwickelt. Mit dem argentinischen Papst sind diese Konzepte an der Spitze der Kirche angekommen. Waren es vor dem Konzil noch europäische Hochschullehrer und Ordensleute, vor allem aus Spanien, die in Lateinamerika in Leitungsämter gelangten, gab es nach dem Konzil einen Aufbruch, der in Reformkreisen Europas positive Resonanz fanden. Die "Theologie der Befreiung" und die sog. Basisgemeinden galten als nachahmenswert. Eine wirklicher Austausch, der sich auf die in Europa dozierte Theologie wie auf die seelsorglichen Praxis ausgewirkt hätte, kam nicht zustande. Lateinamerika war selbst zwischen marxistisch inspirierter Befreiungsbewegungen und oft korrupten alten Machteliten hin und her gerissen. Als Jesuitenprovinzial geriet der heutige Papst Ende der siebziger Jahre mitten in die Auseinandersetzungen, die in Argentinien zu einem Militärputsch führten. Während die Befreiungstheologie gegen Großgrundbesitz und eine kleine, sehr reiche Schicht entwickelt worden war, verloren in Europa die sozialen Fragen immer mehr an Dringlichkeit, so dass einer europäischen Befreiungstheologie die Voraussetzungen fehlten. Dringlich wurde die sog. Sexuelle Revolution, die die bisherigen, von der katholischen Kirche wesentlich mit bestimmten Vorstellungen von Sexualität, Ehescheidung und Abtreibung infrage stellten. Diese Themen fielen nicht unter die Überschrift "Befreiung" der in Lateinamerika entwickelten Theologie. Trotzdem konnte der argentinische Papst auf diesem Gebiet einen Perspektivwechsel einleiten, der in Europa nicht einfach auf Verständnis stoßen musste.

Das Missverständnis "liberal"

Die vier Kardinäle haben ein anderes Kirchenbild als der Lateinamerikaner Bergoglio. Sie sehen die Kirche auf unverrückbare Grundsätze gebaut. Werden diese nicht mehr eingeschärft, scheint es ihnen, dass das ganze Gebäude ins Schwanken gerät. Man kann sich vorstellen, wie diese Vorstellung in Panik umschlägt, wenn der Papst mit der Mehrheit der Synode dazu auffordert, jeden Fall einzeln zu sehen, zu "unterscheiden", d.h. den Einzelfall nicht unter eine allgemeine Leitlinie zu subsumieren, sondern sich an den Zielvorstellungen zu orientieren, um dann die jeweilige Biographie auf den Weg eines größeren christlichen Engagements zu schicken. Geht man allerdings von dem bisherigen Lehrverständnis aus, dann bedeutet für die Kardinäle "Unterscheiden" nicht, den jeweils nächsten Schritt zu christlichen Vollkommenheit zu finden und zu gehen, sondern "Liberalisierung", das Aufweichen der Fundamente.

Der Konflikt muss ausgetragen werden

Die Fragen, die die Kardinäle formulieren, sind auf der Synode, die 2014 und 2015 jeweils mehrere Wochen beriet, ausreichend besprochen worden. Das geschah zum großen Teil in Sprachzirkeln und erreichte nur in Bruchstücken den öffentlichen Raum der Kirche. Zudem ging es dem Papst nicht zuerst um alte Streifragen, die seit den siebziger Jahren die katholische Kirche deshalb lähmen, weil die Streitpunkte Ehescheidung, erlaubter oder nicht unerlaubter Kommunionempfang von erneut Verheirateten und Empfängnisregelung die eigentliche Aufgabe der Kirche völlig aus den Diskussionen verdrängte, nämlich dass die katholische Sicht der Ehe für eine Generation von Scheidungskindern und in schwierigen, weil in immer aufkündbaren Beziehungen Lebenden auch als Erleichterung erlebt werden kann. Das Festhalten des Vatikans an katholischen Grundüberzeugungen, die bis in die sechziger Jahre für viele europäische wie die US-Amerikanische Gesellschaft, jedoch nicht für Lateinamerika, selbstverständlich waren, hat der Kirche die Glaubwürdigkeit erhalten, dass sie für eine Ehe auf Lebenszeit und für eine Familie mit Kindern eintreten kann. Für einen europäisch denkenden und fühlenden Kardinal sieht das Ergebnis der Synodenberatung anders aus als für einen Verantwortlichen aus Lateinamerika. Erscheint es aus europäischer Sicht als Niedergang, wenn die Menschen, die das Ideal der christlichen Ehe nicht leben und vielleicht auch nie erreichen, ist das für Lateinamerika die Ausgangssituation. Vor allem die Männer sehen dort die Sorge für die Familie nicht als eine sinnvolle Ausfüllung ihrer Männlichkeit. Deshalb bleibt es eine ständige Herausforderung, für die christliche Sicht der Ehe zu werben. Dass die Situation in Europa inzwischen nicht mehr so anders ist, gibt den Ergebnissen der Synode einen deutlichen Realitätsbezug.

Warum der Kirche mehr abverlangt wird

Am Beispiel der zerbrochenen Beziehungen und Ehen wird deutlich, dass die Lehre nicht genügt, um der Krisenanfälligkeit der Ehen zu begegnen. Man könnte den emeritierten Kölner Erzbischof fragen, was seine Diözese tatsächlich für gelingende Ehen getan hat. Faktisch fällt in Deutschland die Vorbereitung auf die Ehe aus. Forschungsergebnisse über die stabilisierenden Faktoren einer Partnerschaft, den typischen Verlauf von Krisenphasen und die Wachstumschancen mit dem Anderen und den Kindern bleiben in Büchern und Vorträgen gefangen. Für Argentinien, so die Information eines Priesters aus diesem Land, gilt Ähnliches. Die Synode und das Schreiben, mit dem der Papst deren Ergebnisse bestätigt, bleiben in den hiesigen Breiten Papier, auch wenn die Aufnahme positiv war. Mit der Ehe beschäftigt sich die katholische Kirche erst, wenn sie in die Krise gerät. Dann können die Partner Eheberatung in Anspruch nehmen.

Insgesamt ist der Einspruch der Kardinäle kein weiterführender Impuls und zeigt deutlich, dass die Kirche Europas nicht mehr in der Lage ist, die Kirche in zentralen Fragen voran zu bringen. Das war beim Konzil noch ganz anders. Da kamen keine Impulse aus Lateinamerika, nur aus den USA. Alles, was in dem Papier der Kardinäle steht, ist rückwärtsgewandt. Andere Kräfte, die nach vorne drängen, führen jetzt die Kirche in die Zukunft.

Wie man in Lateinamerika mit den Aussagen des Päpstlichen Schreibens zur Begleitung von Menschen, die erneut geheiratet haben umgeht, zweigt ein

<p>Es lohnt sich, die Sprache mit der Argumentation</p> <p>

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