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Kath.de-Wochenkommentar: Die WM – nur ein Grund zur Freude?

(explizit.net / kath.de)Kaum Aufmerksamkeit für Proteste in Brasilien

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Papst Franziskus hat die süditalienische Mafia „exkommuniziert“. Deren Mitglieder beschritten den „Weg des Bösen“ und seien daher nicht in Gemeinschaft mit Gott. Was der Papst bei seinem Besuch im von der ’Ndrangheta gebeutelten Kalabrien gesagt hat, hatten die Bischöfe Siziliens bereits 1994 in einem Pastoralpapier geschrieben:„Die Mafia gehört ohne Ausnahme zum Reich der Sünde. Alle, die ihr freiwillig angehören... müssen wissen, dass sie in einem nicht heilbaren Widerspruch zum Evangelium Jesu Christi leben und dementsprechend außerhalb der Gemeinschaft der Kirche stehen.“ Für die Einwohner Kalabriens und für die Opfer der Gewaltverbrechen sind die klaren Worte des Papstes wichtig. Die Anerkennung des Leids und der Ungerechtigkeit durch den Papst kann die Menschen motivieren, angesichts der Gewalt nicht aufzugeben. Außerdem ruft der Papst damit die in den Strukturen des Bösen gefangenen Mitglieder der Mafia auf, umzukehren.

(explizit.net / kath.de)Kaum Aufmerksamkeit für Proteste in Brasilien

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Papst Franziskus hat die süditalienische Mafia „exkommuniziert“. Deren Mitglieder beschritten den „Weg des Bösen“ und seien daher nicht in Gemeinschaft mit Gott. Was der Papst bei seinem Besuch im von der ’Ndrangheta gebeutelten Kalabrien gesagt hat, hatten die Bischöfe Siziliens bereits 1994 in einem Pastoralpapier geschrieben:„Die Mafia gehört ohne Ausnahme zum Reich der Sünde. Alle, die ihr freiwillig angehören... müssen wissen, dass sie in einem nicht heilbaren Widerspruch zum Evangelium Jesu Christi leben und dementsprechend außerhalb der Gemeinschaft der Kirche stehen.“ Für die Einwohner Kalabriens und für die Opfer der Gewaltverbrechen sind die klaren Worte des Papstes wichtig. Die Anerkennung des Leids und der Ungerechtigkeit durch den Papst kann die Menschen motivieren, angesichts der Gewalt nicht aufzugeben. Außerdem ruft der Papst damit die in den Strukturen des Bösen gefangenen Mitglieder der Mafia auf, umzukehren.

„Wege des Bösen“ in Brasilien

Es verwundert, dass der Papst sich nicht in ähnlicher Weise zu den Ungerechtigkeiten und Protesten im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien äußert. Erst im vergangenen Jahr war er zum Weltjugendtag zu Besuch in Brasilien, besuchte dort die Armenviertel. Der als Fußballfan bekannte Franziskus brachte zu Beginn der WM in einer Videobotschaft seine Freude über das Sportereignis zum Ausdruck, forderte dabei auch Werte wie Loyalität, Durchhaltevermögen, Freundschaft, das Teilen und die Solidarität. Um zu gewinnen müsse man „Individualismus, den Egoismus, alle Formen des Rassismus, der Intoleranz und der Instrumentalisierung des Menschen überwinden“. Man hätte sich eine ausdrücklichere und deutlichere Positionierung zu den Vorgängen in Brasilien gewünscht. Vor Beginn der Fußball-WM hatte die ganze Welt mitbekommen, dass dort nicht die Freude über das sportliche Großereignis vorherrscht. Milliardensummen waren für Stadien ausgegeben worden, während die Einwohner in den angrenzenden Vierteln in Armut und Gewalt leben. Viele wurden aus ihren Häusern vertrieben, damit dort Zugangsstraßen, Stadien oder Hotels gebaut werden können. Brasilianer protestierten auf der Straße und forderten den Zugang zu Bildung und dem Gesundheitssystem für alle.

Proteste und Aufmerksamkeit zurückgegangen

Die Unterstützung für WM-Kritiker und Protestkundgebungen in der brasilianischen Bevölkerung ist jedoch zurückgegangen. Lag die Zustimmung im Juni 2013 noch bei 81 Prozent, erreichte sie im Februar dieses Jahres laut dem Meinungsforschungsinstitut Datafolha gerade noch 52 Prozent. Die Ablehnungsrate allerdings stieg im selben Zeitraum von 15 auf 42 Prozent. Viele Brasilianer erleben die Weltmeisterschaft mit Frust. Große Geldsummen wurden investiert, um Stadien und Infrastruktur zu errichten, doch es fehlen Investitionen in den Gesundheitssektor. Junge Menschen haben kaum oder gar keinen Zugang zu Bildung. Sie sehen die Weltmeisterschaft als ein Ereignis für die Reichen und die Aktionen der Regierung als Versuch, die Favelas im Dunkeln zu halten und diesen Aspekt der Gesellschaft den angereisten Ausländern zu verschweigen. In der Tat sind die Titelseiten der Zeitungen und Internetportale dominiert von Fußballnachrichten. Die brasilianische Bevölkerung kommt darin nicht vor.

Friedenstauben reichen nicht

Vor Beginn des WM-Eröffnungsspiels ließ man Friedenstauben fliegen. Das war die Idee des Papstes, die er mit Fifa-Präsident Sepp Blatter bei einer Privataudienz besprochen hatte. Franziskus wollte eigentlich erst Olivenbäume am Spielfeldrand pflanzen lassen. Dies ließen die Bestimmungen der Fifa jedoch nicht zu. Drei junge Schüler durften dann beim Eröffnungsspiel die Tauben fliegen lassen. Die Geste sollte im Auftrag der Funktionäre völkerverbindend wirken. Was man im Fernsehen nicht mehr sah, war ein rotes Transparent, das einer der Schüler, der 13-jährige Werá Jeguaka Mirim aus dem Volk der Guaraní aus seiner Hosentasche holte, als er den Platz verließ. Darauf stand "Demarcação" (Abgrenzung). Das ist das Motto der brasilianischen Ureinwohner, die ihren eigenen Grund und Boden fordern, wo seit Jahrhunderten die weiße Oberschicht bestimmt. Die Kameras und Blicke der meisten Zuschauer waren in diesem Moment aber schon auf den Anstoßpunkt gerichtet. Deutlichere Worte, sowohl des Papstes als auch anderer Aufmerksamkeitsträger, wären wünschenswert. Die Strukturen der Macht und der Ungerechtigkeit in Brasilien sind nicht minder böse als die der Mafia.

<emphasize>Matthias Alexander Schmidt</emphasize>

<emphasize>kath.de-Redaktion</emphasize>



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