Eigentlich kennt man von Vorwerk nur den Sauger. Kluge Hausfrauen saugen nicht nur mit Vorwerk, sie lassen auch von Vorwerk kochen: im Thermomix. So ein selbstkochendes Gerät war allerdings bisher nur etwas für Leute, die viel Geld verdienen mussten und deshalb keine Zeit zum Kochen hatten. Schlappe 1.109 Euro kostet so ein Kochroboter von Vorwerk. Nun macht Aldi klar, was Vorwerk kann, können wir schon lange und verkauft so ein selbstkochendes Etwas ohne Kochparty, dafür aber mit Prügelei und zu einem Preis, da kann man einfach nicht nein sagen: 199 Euro.

Aldi ist schlau und schafft es, Sachen für einen Preis zu verkaufen, wo jeder, der zum Kochen zu faul ist, so tun kann als könne er es. Das wäre doch auch etwas für Frau Merkel, damit könnte ein feines Süppchen für all die vielen Flüchtlinge gekocht werden. In so ein Flüchtlingslager ein paar Aldi-Thermomixe gestellt und die Mannschaft wäre verpflegt. Aldi sollte allgemein das, was teuer ist, zum günstigen Preis verkaufen und dann kann sich jeder so etwas leisten. Wie wäre es mit einem Phaeton für jedermann? 10 Prozent vom Originalpreis und Jan und Mann könnten sich so eine Spritschleuder leisten. Was brauchen wir Volkswagen, wenn wir Aldi haben?

In welcher Republik leben wir?

Es gibt jede Menge Kochsendungen, da wird gekocht, dass sich das Gemüse fürchtet. Es gibt Fastfood an jeder Ecke. Wozu brauchen wir da noch einen Kochroboter? Warum treffen sich Menschen wie bei einer Tupperparty zum Vorführen eines Kochautomaten? Und warum prügeln sich alte Omas um den Aldi-Thermomix? Ist es nicht viel schöner, richtig zu kochen? Wozu werden denn sonst die Kochsendungen ständig den Zuschauern aufgedrängt? Kochbücher verkaufen sich wie warme Semmeln. Vielleicht wäre es besser, vorher einen Knigge zu lesen, damit nicht nur Nahrung aufgenommen wird, sondern auch noch ein wenig Geist. Was ist das für eine Gesellschaft, die glaubt in einem solchen Topf ihr Glück zu finden?

Essen mit Verstand!

Natürlich ist es ein Aufwand, ein schönes Essen zu kochen. Doch dann kann man sich unterhalten über die Zutaten und Zubereitungsarten. Beim Thermomix sind die Themen rein technischer Natur. Da vergeht einem doch der Appetit. Beim Essen möchte man sich über das Essen unterhalten und nicht über die Drehzahl und das scharfe Messer im Thermomix und dass ja der Aldi-Thermomix gar nicht so schlecht sei. Und dann sieht man sie wieder, diese Banausen, die zwar Geld für einen Kochroboter haben, aber keinen Geist für Tischsitten. Messer und Gabel? Ein Löffel reicht. Sprechen? Das geht auch mit vollem Mund. Eine Hand unterm Tisch, sich das Zeugs reinlöffeln und über den Thermomix Loblieder singen. Früher sprach man der Köchin, dem Koch noch ein Dank aus und lobte das gute Essen. Heute heißt es: Was ein Thermomix so alles kann?

Die Schlachten finden im Supermarkt statt

Wenn Menschen sich montags und donnerstags aufmachen, um möglichst die angepriesene Ware zu ergattern, wenn Kämpfernaturen für das neueste Angebot bei Aldi Prügeleien veranstalten, dann weiß man, wo heute die wichtigen Auseinandersetzungen stattfinden. Es ist nicht das Parlament, es sind nicht die gewohnten Schlachtfelder, es sind Aldi, Lidl und Co. Was interessieren mich Syrien, Afghanistan oder die drohende Altersarmut? Wichtig ist das Hier und Jetzt und das steht bei Aldi im Regal. So wie man nicht mehr kochen muss, sondern es kochen lässt, so kann man auch denken lassen. Die Meinung gibt es dann als shitstorm. Das Land der Dichter und Denker ist nicht mehr ganz dicht. Und wer denkt, unsere Kultur böte genug Rezepte für ein geistreiches Leben, der weiß noch nicht, dass die im neuen Thermomix gleich mitgeliefert werden. Der Geist wird in den Aldi-Thermomix gepfropft und bis zu einer Einheitssoße verrührt, die nur noch prechtig schmeckt. Nichts ist kantig abgeschmeckt oder hätte eine fichtige Eigennote, der Wein schillert nicht im Licht, sondern strahlt so laut wie Helene singt, die auch keine Birne mehr ist, sondern nur noch Mus aus der Tube.