Foto: dpa/picture-alliance, Victoria Bonn-Meuser

Jung, weiblich und in der Kirche engagiert

Was hält eine junge Frau heute noch in der Kirche? Erstkommunion, Messdiener und dann Firmung – so stellt man sich den klassischen Karriereweg eines jungen Katholiken vor. Wenn es richtig gut läuft, engagieren sich manche Ältere noch als Gruppenleiter. Doch was kommt nach der Firmung? Für sehr viele junge Menschen ist dann Schluss. Im besten Fall sieht die Kirche sie zur Trauung wieder. Pauline Erdmann engagiert sich aber weiter in der Kirche und studiert sogar katholische Theologie. Ein Artikel in unserer Rubrik "explizit.net-Junge Feder".

„Was, Du studierst Theologie? Du bist doch noch so jung!“ Das ist für mich eine ganz normale Reaktion, wenn ich erzähle, was ich studiere. Eigentlich ist das nicht überraschend, denn mit katholischer Theologie habe ich wirklich ein außergewöhnliches Studium gewählt. Doch die Kirche und mein Engagement darin sind ständige Begleiter in meinem Leben. In der Kirche habe ich viele Freunde kennengelernt, schöne und spannende Erfahrungen gemacht. Ich kann vielleicht nicht abschließend erklären, warum ich glaube, oder warum ich Theologie studiere. Ich weiß auch nicht die endgültige Antwort auf die Frage: „Wie sieht Kirche 2030 aus?“, oder was dafür getan werden muss, dass sich wieder junge Menschen für die Kirche interessieren. Aber ich kann erklären, warum Kirche nach meiner Firmung für mich immer noch „up to date“ war und ich ihr engagiert treu geblieben bin. Ich würde mich nicht als „extrem katholisch“ bezeichnen, wobei einige meiner Freunde, die weniger mit der Kirche am Hut haben, das sicher anders sehen. Der Glaube gehört zu meinem Leben. Mein Studium bereitet mir Freude. Es ist spannend, es stärkt mich und erweitert meinen Horizont. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich bin katholisch, man gönnt sich ja sonst nichts

Es ist – weiß Gott – nicht immer einfach, katholisch zu sein. Gerade in Zeiten, wo massenhafter sexueller Missbrauch durch Kleriker bekannt wird – und wo immer deutlicher wird, dass kirchliche Strukturen an vielen Stellen ziemlich veraltet sind. Schwierig ist auch ein Leben in der sogenannten kirchlichen „Diaspora“. Angeblich soll es ja dort, wo Katholiken in der Minderheit sind, von gelebter Ökumene mit protestantischen Christen nur so glänzen. Doch da habe ich schon andere Erfahrungen gemacht. Vor Mitschülern musste ich mich früher öfter rechtfertigen, warum ich ausgerechnet katholisch bin und zu meinem Glauben stehe. Mehr als einmal hieß es, ich hätte den falschen Glauben – oder sogar: mit mir könne man nicht befreundet seinen, weil ich katholisch bin. Als junges Mädchen war das für mich unverständlich. Später fragte ich mich dann, ob ich denn mit Menschen befreundet sein möchte, die mich auf meine Konfession reduzieren. Dennoch ist es mir irgendwie leicht gefallen, zu meinem Glauben zu stehen, denn ich wusste, warum der Glaube mir wichtig war und was er mir für mein Leben gibt. „Ich bin katholisch, man gönnt sich ja sonst nichts!“, ließen sich Freunde aus meiner Jugendgruppe auf T-Shirts drucken. Ein klares, cooles Statement, – gut, manchmal wirkte es vielleicht ein wenig sarkastisch – und sie trugen es mit Würde.

Unvergessliche Erinnerungen

Ich durfte in der Kirche schon viele tolle Erfahrungen machen. Erlebnisse, auf die ich stolz bin, die mich in meinem Leben weitergebracht haben und auf die ich gerne zurückblicke. Nachdem eine gute Freundin als Gemeindereferentin ausgesandt wurde und ich an ihrem großen Tag im Limburger Dom ministrieren durfte, wurde ich gefragt, ob ich nicht öfter im Dom dienen wollte. Schnell knüpfte ich am Dom neue Kontakte und gute Freundschaften, ich erlebte wunderbare Gottesdienste hautnah mit. Der aufregendste und berührendste Gottesdienst war für mich die Bischofsweihe von Bischof Georg Bätzing. Ein Tag, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.

Warum bin ich der Kirche nach der Firmung treu geblieben? Für mich gehört der christliche Glauben zu meinem Leben. Er ist seit klein auf ein Wegbegleiter und ein Rückhalt. Die Gruppen, in denen ich mich bis heute engagiere, bedeuten mir so viel, wie anderen die Mitgliedschaft in einem Sportverein. Vom Kinderchor, über die Erstkommunion-Gruppe bis zum Messdienerdienst waren meine Freunde immer dabei. Die Messdienerarbeit war die prägendste Gruppe, auf der sich alles Weitere aufbaute. Wir trafen uns einmal in der Woche, starteten viele Aktionen, Ausflüge in den Kletterwald, Übernachtungen, Freizeiten, Wettkämpfe mit anderen Messdienergruppen dem und Wallfahrten nach Rom.

Dort entstanden viele Freundschaften, die bis heute bestehen. Es wurde nie langweilig und wir waren immer auf der Suche nach Neuem. Später wechselten wir unsere Rollen, wurden von Kindern und Jugendlichen zu Gruppenleitern mit Verantwortung.

Immer in Bewegung

Es war immer Bewegung drin und große Freude an immer neuen Herausforderungen. Ich erlebte eine Gemeinschaft, geprägt durch Gottes Geist und den Glauben, der uns alle zusammen kommen ließ und motivierte.

Die Gruppe von damals ist inzwischen erwachsen geworden. Sie ist nie konstant geblieben, einige entfernten sich, andere kamen dazu und ein kleiner Teil blieb immer dabei. Ich denke nicht daran, aufzuhören, sondern suche immer neue Herausforderungen, vertrete die Jugend im Pfarrgemeinderat, helfe bei der Firmkatechse und bin auch im Bistum aktiv. Meine Ehrenämter bereiten mir Freude, ich bin gespannt wohin mich mein Weg noch bringen wird, und wo es nach dem Studium für mich hin geht. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Kirche nicht stehen bleibt. Dazu will ich meinen Teil beitragen, damit die Kirche mich und viele junge Menschen weiterhin bewegt.


Kategorie: Junge Feder

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