Foto Beisetzung Lee Rigby: dpa / picture-alliance

James Foley, Lee Rigby und die verlorenen Söhne

Mit Entsetzen sahen viele das Video der Hinrichtung des gekidnappten US-Journalisten James Foley in Syriens Wüste. Papst Franziskus, der selbst einen familiären Verlust erlitt, spendete den Eltern und vier Geschwistern viel Trost. Präsident Obama meinte in seinem Urlaubsort Martha’s Vineyard, Massachusetts, Jims Leben stand im Gegensatz zu dem seiner Mörder. Hier Mut, Einsatz und Menschenliebe, dort im Islamstaat, kurz IS, Terror, Gewalt und Genozid. Dann spielte Barack H. Obama wieder Golf, an jenem Mittwoch, den 20. August. Weniger dafür erntete er viel Kritik als für die Unklarheit seiner Worte, die jeder strategischen Vision entbehren, wie Amerika der massiven Bedrohung durch die grausamen Jihadisten begegnen möge. Sonntag enthüllte die Londoner Presse die Idenität des Henkers: Angeblich sei es der 23jährige britische Exrapper Abd al-Majid Abd al-Bari.

Mit Entsetzen sahen viele das Video der Hinrichtung des gekidnappten US-Journalisten James Foley in Syriens Wüste. Papst Franziskus, der selbst einen familiären Verlust erlitt, spendete den Eltern und vier Geschwistern viel Trost. Präsident Obama meinte in seinem Urlaubsort Martha’s Vineyard, Massachusetts, Jims Leben stand im Gegensatz zu dem seiner Mörder. Hier Mut, Einsatz und Menschenliebe, dort im Islamstaat, kurz IS, Terror, Gewalt und Genozid. Dann spielte Barack H. Obama wieder Golf, an jenem Mittwoch, den 20. August. Weniger dafür erntete er viel Kritik als für die Unklarheit seiner Worte, die jeder strategischen Vision entbehren, wie Amerika der massiven Bedrohung durch die grausamen Jihadisten begegnen möge. Sonntag enthüllte die Londoner Presse die Idenität des Henkers: Angeblich sei es der 23jährige britische Exrapper Abd al-Majid Abd al-Bari.

Todesvideo

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Genannt Jihadi John oder Abu Kalaschnikow, posierte er schon früher im Web mit einem abgetrennten Kopf in seiner Hand. Schlimmer, laut Londoner Schätzungen eifern ihm 20 Briten im Monat nach und treten den Gesellen im „syroirakischen Kalifat“ bei. Dies sind die verlorenen Söhne des Westens, Extreme, die sich brutal gegen ihre Heimat kehren. Wie kann so etwas geschehen, was hat man in Paris, Berlin und in ganz Europa versäumt oder in Washington, von wo sie nur ein Flugticket oder eine offene Grenze entfernt sind?

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Der „Erfolg“ der Jihadis unter schwarzen Fahnen ist ein Magnet. Mit dem Nachteil, dass ihre Anhänger durch Westausweise weit reisen. Außenminister Philip Hammond schlug Alarm: würden die Jihadis nicht gestoppt, schlügen sie daheim zu. Nun sagen dies viele Politiker. Zwar meinten Briten um Sir John Jenkins am 20. August, Muslimbrüder seien bei ihnen kein Terrorverein. Indessen verwies der deutsche Kooperationsminister Gerd Müller auf IS-Finanzquellen in Qatar. Andertags folgte dort ein Text, der Foleys Tötung durch eine „kriminelle Gruppe“ als gegen Islamprinzipien verurteilte. Dabei ist Köpfung üblich. So ließ Saudi-Arabien laut Human Rights Watch auf diese Art seit 4. August 19 Menschen töten. Im Vorjahr seien es 79 gewesen. Jedoch schloss London aus, Truppen in den Irak zu senden und beliefert Kurden mit Waffen. Aber dies wird wohl nicht genügen.'

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Sprachbilder

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Berlin setzt nun auch auf Waffenexporte, obzwar ein Gesetz die Ausfuhr von Kriegsgerät in Spannungsgebiete verbietet. Kanzlerin Merkel erläuterte das in der „Freien Presse“ am 23. August: Im Irak sehe sie, dass IS-Terroristen unvorstellbar grausam Andersgläubige ermorden und Flüchtlinge in Not stürzen. Dabei dürfe Deutschland nicht zuschauen. Das Vorrücken der Terroristen könne dessen Sicherheit gefährden. Berlin liefere Hilfsgüter; sowie limitiert Waffen und Munition an die kurdische Regierung, die dem Terror trotze.

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Ob des täglichen Schreckens fragte sich Angela Merkel, hat die Politik etwas versäumt, welche Folgen hat eine fehlende Aktion? Darauf hingewiesen, dass einige [PKK-]Kurden daheim als „terroristische Vereinigung“ gelten, sagte sie, solche „Sprachbilder“ nicht zu benutzen. Zählt bei ihr „Islamismus“ dazu und führt dies dahin, dass noch mehr Deutsche als verlorene Söhne jenen Jihadis beitreten? Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der im Nordirak weilte, ahnt, dass IS den islamistischen Terror exportiere und schnürt daher Europas Hilfspaket. Überdies wandte er sich gegen die Hamas in einer Konfliktregelung.HamasDamit ist Steinmeier offenbar weiter als inzwischen etwa 100 deutsche Nahostexperten, die seit 12. August in ihrem Aufruf an die Kanzlerin, ihn und andere, die Hamas über die Einheitsregierung mit der Fatah im Dialog bewahren wollen. Nicht ihr gewaltsamer Coup 2007 wird betont, da Hamasleute viele Männer der Fatah töteten (wie „3+18 Spione“ bis Freitag nach dem Gebet an der al-Umari-Moschee in Ghaza). Sondern was zu tun wäre, dass Hamas Israel anerkenne, den Waffenstillstand einhalte. Der Terrorverein brach nach fünf Tagen den sechstägigen Waffenstillstand vom 14. August. Das war am 19. August, die neunte Waffenruhe, die Israel akzeptiert hat, die andere Seite aber durch das weitere Abfeuern von Raketen brach. Der Rest ist bekannt, wird vor unseren Augen ausgetragen. Wer darf noch seriös der Hamas vertrauen, die nach Urteilen der Europäischen Union die Zivilisten auf beiden Seiten traktiert und ihre eigene Bevölkerung als Schild benutzt hat?

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Drohnen

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Müßig ist es, auf „internationale Kontrolle“ zu setzen. Dies geschah auch im Kampf mit der Hizballah, als der UN-Sicherheitsrat deren Entwaffnung beschlossen hatte. Wo blieb diese Aufsicht? Niemand setzte etwas durch. Das Gegenteil trat ein. Angeblich sind nun mehr als 100.000 Raketen im Libanon auf Israel gerichtet. Wie verläßlich solche Milizen sind, zeigen auch ihre Helfer in Teheran an. Die Anzeichen verdichten sich, dass Iran gar nicht daran denkt, den Genfer P5+1-Nuklearpakt gegen das militärische Atom zu wahren.

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Am Wochenende verwehrte Verteidigungsminister Hossein Dehgan den Inspektoren den Zutritt zur Anlage in Parchim. Begründung: vVr 2005 sei nichts gefunden worden und nichts hinzu gekommen, obwohl Satellitenaufnahmen neue Aktivitäten 2014 bestätigen.

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Im Juni erklärte der Direktor der Atomenergiebehörde Yukiya Amano Parchim zu einem Hauptpunkt, der über ein Zertifikat entscheide, ob dieses Nuklearprogramm friedlich sei.

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Mehr noch. Am Sonntag offenbarte Teheran laut iranischer Nachrichtenagentur IRNA zwei neue Arten an Raketen und Drohnen im Arsenal. Präsident Hasan Ruhani leitete die Zeremonie am 24. August. Iran habe nicht die Absicht, ein Land anzugreifen, werde sich aber gegen jede Aggression wehren. Am selben Tag meldete die Agentur, eine Spionage- Drohne des „zionistischen Regimes“ an der Nuklearzone Natanz abgeschossen zu haben. Dort besorgen nun 16.000 Zentrifugen die weitere Urananreicherung. Im Mai verkündete Teheran, eine Drohne aus Amerika kopiert zu haben (RQ-170), die es Ende 2011 zur Landung zwang. Wie die Geschichte lehrt, muss man in Mittelost auch das Unerwartete erwarten. Geht das so weiter, hat der Westen Teheran anderthalb Jahre Aufrüsten bezahlt. Angesichts der desolaten Gesamtlage mag sich niemand leisten, auf noch mehr Faktoren der Unsicherheit wie Hamas zu hoffen. Hat sie nicht so offenkundig ihre Chancen vertan?

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Was auch Not tut sind Initiativen, um die islamistische Ideologie zu ergründen, die all das bewirkt hat und so viele Menschen in die Irre führt. Tod überzieht Mittelost, in Syrien 191.000 Tote, wo nach dem kurzen liberalen Frühling der islamistische Winter einbrach. Wie gezeigt, droht sich dieser rasch nach Europa und Amerika auszuweiten. Dies ist die Zeit kühner Schritte. Experimente mit jenen, die gründlich versagten, sind fehl am Platz. James Foleys Schicksal, wie das des britischen Soldaten Lee Rigby, den zwei Islamisten in London grausig am 22. Mai 2013 ermordet haben, mag uns allen eine Mahnung sein.

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<emphasize>Wolfgang G. Schwanitz</emphasize>



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