Foto: explizit, Kapiteli, Vezelay, Burgund

IS: Von einer sunnitischen Gruppe zur transnationalen Terror-Zentrale

Trotz ständiger Beobachtung durch zahlreiche Geheimdienste entstand scheinbar aus dem Nichts im Jahr 2014 im Nahen Osten ein ‚Islamischer Staat’ mit einer schwer bewaffneten und gut ausgerüsteten Truppe von radikalen Islamisten, die mittlerweile ein großes Bedrohungspotential darstellen.

Trotz ständiger Beobachtung durch zahlreiche Geheimdienste entstand scheinbar aus dem Nichts im Jahr 2014 im Nahen Osten ein ‚Islamischer Staat’ mit einer schwer bewaffneten und gut ausgerüsteten Truppe von radikalen Islamisten, die mittlerweile ein großes Bedrohungspotential darstellen.

Der Westen hatte nach einem von Watchdog Judical Watch veröffentlichten Bericht des US-Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA) bereits 2012 Kenntnis über das Entstehen eines Islamischen Staates. Die USA, die Golf-Staaten und die Türkei haben deshalb nichts gegen die Entstehung unternommen, weil sie darin eine Möglichkeit sahen, Syrien zu destabilisieren und Assad zu stürzen. Ein unbedachte Politik, deren Resultate Angst, ständige Terrorwarnungen, eine anhaltende Flüchtlingswelle nach Europa und die Beschränkung von Bürger- und Freiheitsrechte sind.

Ein ‚heiliger‘ Krieg

Seit 2014 führt die Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ im Nahen Osten einen Heiligen Krieg gegen Andersdenkende, Andersgläubige und Anderslebende von bisher beispiellosem grausamen Ausmaß. Die Bevölkerung in den besetzten Gebieten wird mit Steinigungen, willkürlichen Hinrichtungen, Geiselnahmen und Folter tyrannisiert. Vor zwei Jahren waren diese ‚Gotteskrieger‘ noch ein abtrünniger Zweig von Al-Kaida. Mittlerweile kontrolliert der Islamische Staat als die mächtigste und reichste Terrororganisation der Welt das Gebiet vom Nordosten Syriens bis in den Irak, in dem rund acht Millionen Menschen leben. Mehrere islamistische Gruppierungen in 18 Staaten haben dem selbst ernannten Kalifen ‚Ibrahim‘ die Gefolgschaft geschworen.

Der IS ist eine fundamentalistische Organisation mit dem Ziel, einen Gottesstaat, das Kalifat, im Nahen Osten, also im Gebiet von Syrien, Irak, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien, Jemen, Libyen und Afghanistan zu errichten, in dem die Gesetze der Scharia gelten.

Die Entstehung der heutigen Staaten im Mittleren Osten

Durch das sogenannte Sykes-Picot-Abkommen, nach den Diplomaten Mark Sykes und Francois-George Picot benannt, entstanden 1916 in einem geheimen Abkommen künstliche Staatsgebilde im Nahen Osten, die der IS nicht akzeptiert. „Das ist die sogenannte Grenzen nach Sykes-Picot“, so ein IS-Kämpfer. „Wir akzeptieren sie nicht und werden dies auch niemals nicht tun. Das ist nicht die erste Grenze, die wir verletzen. Wir werden dies auch mit anderen Grenzen tun. Aber erstmal beginnen wir mit dieser.“

„Wir kennen keine Grenzen, wir kennen nur Fronten,“ so ihr Motto. Dem Kalifat geht es nicht um seine diplomatische Anerkennung, da es ohnehin territorial noch expandieren will, noch um die Anerkennung von muslimischen Staaten, da sie in seinem Verständnis durch die Unterwerfung der Gläubigen automatisch einverleibt werden.

Wer angreift, muss mit Toten im eigenen Land rechnen

Der Bundesnachrichtendienst (BND) warnte in einer internen Analyse vor einem größeren öffentlichkeitswirksamen Terroranschlag des IS im Westen, da sie dadurch die Reaktion der internationalen Koalition zur Entsendung von Bodentruppen nach Syrien und in den Irak hervorrufen könnten. Das Ziel der vor allem über das Internet verbreiteten Propaganda ist die ‚vermeintlich finale Schlacht zwischen den reinsten und besten Mudschahidin des IS und der Armee der Kreuzzügler‘ als Teil ‚der endzeitlichen Prophezeiung‘, so der Nachrichtendienst. Seit September 2015 rief der Islamische Staat zu Anschlägen gegen die Nationen auf, die gegen ihn kämpfen: ‚Wer uns angreift, wird angegriffen‘.

Terror soll für ständige Angst sorgen.

In der Oktoberausgabe des professionell produzierten IS-Online-Magazins "Dabiq" droht der IS auf Arabisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch und benennt auch Deutschland als Anschlagsziel:

„An diesem Zeitpunkt des Kreuzzuges gegen den Islamischen Staat, ist es wichtig, dass Angriffe in allen Ländern stattfinden, die der Allianz gegen den Islamischen Staat angehören. Die Bürger der Kreuzfahrer-Nationen sollen überall angegriffen werden, wo man auf sie trifft. Wir warten auf euch! Seit 1400 Jahren warten wir auf euch! Das Gleiche gilt für euch, ihr Deutschen! Die schmutzige Merkel! ... Hollande, Cameron, Putin! Versammelt euch gegen die Muslime. Ihr werdet nur verlieren!“

Mit den Terroranschlägen in Paris am 14.11.2015, bei denen 130 Menschen starben und 350 Menschen verletzt wurden, hat dieser Krieg Europa erreicht. Der IS erklärte‚ ‚in einer gesegneten Schlacht haben die Soldaten des Kalifats die Hauptstadt der Prostitution und des Lasters angegriffen, die Speerspitze des Kreuzes in Europa–Paris‘.

‚Lasst Frankreich wissen, dass es weiter auf der Liste der Ziele des Islamischen Staates ganz oben steht, und dass der Geruch des Todes niemals mehr ihre Nasen verlassen wird, solange sie die Kreuzzügler-Kampagne anführen‘, schreiben die Islamisten. ‚Dieser Angriff ist der erste eines Sturms.‘

Mittlerweile hat sich im Nahen Osten ein staatsähnliches Gebilde etabliert, das zwar nicht anerkannt ist, aber Muslime aus der ganzen Welt anzieht, die an die medienwirksame Verheißung eines gottgefälligen Lebens in Würde und Stolz glauben. Verschiedene terroristische Gruppierungen, die dem IS ihre Gefolgschaft geschworen haben, verübten offensichtlich koordinierte Anschläge im tunesischen Sousse, in der Nähe des französischen Lyon und in Kuwait City.

Der IS-Ableger ‚Provinz Sinai’ soll das russische Passagierflugzeug mit 224 Passagieren über der Sinai-Halbinsel zur Explosion gebracht zu haben, in Beirut gab es Bombenattentate, weil die libanesische Hisbollah-Miliz den syrischen Diktator Baschar al-Assad unterstützt. Für das Attentat auf die Journalisten des Magazins ‚Charlie Hebdo‘ soll al Kaida verantwortlich sein.

Die Terrororganisation Ansar Bait al-Maqdis (Helfer Jerusalems), agiert im Sinai gegen den ägyptischen Staat und hat sich dem IS 2014 angeschlossen. Nach dem Vorbild des IS versuchen sie mit zahlreichen Anschlägen auf ägyptische Sicherheitskräfte einzelne Orte zu erobern.

Die Entstehung des Islamischen Staates

Zur Entstehung des IS bemerkte der Nahostexperte Patrick Cockburn: „Der ‘Islamische Staat’ ist ein ‘Kind des Irakkriegs’ der Amerikaner von 2003 und hat seine ideologische Basis im Wahhabismus, dessen Verbreitung und Erstarkung der Westen nicht verhindert hat“. Durch den Sturz des sunnitischen Herrschers Saddam Hussein, die Auflösung der Baath-Partei und der irakischen Armee im Jahr 2003 durch die US-geführte ‚Allianz der Willigen‘ und die Bildung einer durch die Bevölkerungsmehrheit gestützte schiitische Regierung im Jahr 2005, verschärften sich zunehmend die Spannungen zwischen den beiden islamischen Konfessionen, aus deren Reihen sich der bewaffnete Widerstand gegen die Besatzung rekrutierte. Damit wurde der Irak zum Schauplatz des Stellvertreterkrieges zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, in dem der Sunna-Schia Gegensatz die ideologische Schablone bildet.

Schiiten versus Sunniten

Die RAND Corporation empfahl, die Glaubensrichtungen der Muslime gegeneinander auszuspielen (Middle East Eye), so dass sich Schiiten und Sunniten gegenseitig bekämpfen und nach dem Motto ‚divide et impera‘ die Möglichkeit der US-Einflussnahme in der Region vergrößert. Der Schiismus gilt als ein Hauptfeind des sunnitischen Islamismus. Als vogelfreie ‚Glaubensabtrünnige‘ werden sie als Rafidun (Verweigerer) beschimpft, da sie die ersten drei ‚rechtgeleiteten Kalifen‘ Abu Bakr, Umar und Uthman und viele Prophetengefährten nicht anerkennen. Der Ursprung des IS ist die Reaktion auf den Irak-Krieg der Amerikaner und die Entstehung eines neuen irakischen Staates unter schiitischer Herrschaft, woraufhin islamistische Gruppierungen aus Afghanistan, Jordanien oder Pakistan entstanden, von denen sich die bekannteste Gruppe „Al-Kaida“ nennt. Auch die 2004 gegründete sunnitische Gruppierung, die sich heute Islamischer Staat (IS, ISIL, ISIS oder ISIG) nennt, fand sich darunter. Ihr damaliger Name lautete: ‚Tawhid wa Jihad‘ (Gruppe Einheit Gottes und Heiliger Krieg).

Anführer dieser Gruppe, dessen Ideologie und Strategie den IS bis heute prägen, war der jordanische Islamist Abu Musab al-Zarqawi, dem sich nach und nach viele Mitglieder von Al-Kaida anschlossen und die sich zuerst ‚Al-Kaida im Irak‘ und später nach Differenzen mit Al-Kaida ‚Islamischer Staat im Irak‘ (ISI) nannten.

2004 verübte ISI schwere Attentate im Irak, insbesondere in Gebieten wie Bagdad und Diyala, in denen bisher Schiiten und Sunniten friedlich zusammengelebt hatten. Nachdem 2006 Abu Musab al-Zarqawi in Folge eines amerikanischen Luftschlages starb, übernahm 2010 Abu Bakr Al-Baghdadi die Führung von ISI und bekämpfte im Jahr 2011 die Regierung in Damaskus. Die unter Assad unterdrückten Salafisten militarisierten sich 2011 und es eskalierte zum Bürgerkrieg, dem sich Anfang 2012 die aus dem Irak zurückgekehrten syrisch-stämmigen Kämpfer unter Emir Abu Muhammad al-Dscholani anschlossen und damit die Nusra-Front (Unterstützungsfront) bildeten.

2013 distanzierte sich Abu Bakr Al-Baghdadi von der Nusra-Front, der ‚Al-Kaida in Syrien‘, mit der Gründung des ‚Islamischen Staat im Irak und in der Levante‘ (ISIL) und rief per Twitter nach dem Angriff auf Mossul im Juni 2014 - fast 90 Jahre nach der Abschaffung des letzten Kalifats durch die türkische Nationalversammlung - das ‚Islamische Kalifat‘ aus und ernannte sich selbst als ‚Ibrahim‘ zum Kalifen aller Muslime und erklärte Mossul als seine Hauptstadt.

Die Ausrufung des Kalifats ist eine Selbstermächtigung zur Alleinherrschaft. Wer dem Kalifen nicht huldigt, gilt als Abtrünniger (murtadd), der getötet werden kann. Seine beiden Stellvertreter, Abu Ali al-Anbari und Abu Muslim al-Turkmani, waren ehemalige hohe Offiziere in der Armee von Saddam Hussein.

Nachdem die zahlenmäßig und waffentechnisch weit überlegene irakische Armee 2014 geflohen war und 30.000 irakische Soldaten desertierten, wurden auch die Waffendepots mit Panzern, Artillerie und Scud-Raketen geplündert.

Unterstützer des IS

Der IS profitierte zwischen 2011 und 2013 von Waffenlieferungen verschiedener Staaten (wie z. B. Kuwait, Katar, Saudi-Arabien), die sich in der Gruppe der ‚Freunde Syriens’ zusammengeschlossen hatten, um Assad zu stürzen. Nach der britischen Organisation Conflict Armament Research wurden bei Waffenfunden von eroberten IS-Stellungen und bei getöteten Kämpfern M 16-Sturmgewehre mit dem Aufdruck ‘Eigentum der US-Regierung’ gefunden. Die New York Times veröffentlichte im März 2013 eine Recherche über Waffenlieferungen aus Katar, Saudi-Arabien, Kroatien und Jordanien an die Kampfgruppen in Syrien über die Grenzen der Türkei und Jordanien.

Anfang 2014 verhängte die US-Administration Sanktionen gegen drei Geschäftsleute aus Kuwait, die nachweislich Geld für die Nusra Front und die Al-Bagdadi-Gruppe organisiert hatten. Daraufhin verbot Kuwait das Spendensammeln in Moscheen und von Hilfsorganisationen für Syrien.

Anfang 2014 wurde auf Druck der US-Administration der saudische Geheimdienstchef Bandar Bin Sultan aus dem Amt entfernt, da er von 2011 an für Finanzierung der Kampfverbände in Syrien gesorgt hatte.

Der UN-Sicherheitsrat beschloss am 15. August 2014 einstimmig die Resolution 2170, in der alle UN-Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, ‚den Strom fremder Kämpfer, die Finanzierung und andere Unterstützung für islamistische extremistische Gruppen im Irak und Syrien zu unterbinden‘. Während der Bildung der internationalen Koalition stand der türkische Geheimdienst in direkten Verhandlungen mit dem IS. Die Türkei zögert, militärisch gegen den IS vorzugehen, da sie ein weiteres Übergreifen der Unabhängigkeitsbestrebungen syrischer und irakischer Kurden auf die Türkei befürchtet.

Die Türkei wird verdächtigt, insgeheim den IS zu unterstützen, indem sie den Dschihadisten einen Rückzugs- und Rekrutierungsort bietet und zulässt, dass Waffen und Öl über die Grenzen der Türkei nach Syrien und in den Irak geschmuggelt werden.

Aufbau der Organisation IS

 

Am 1. Juli 2014 verkündete Kalif ‚Ibrahim‘, dass die Hidschra (Auswanderung) in den Islamischen Staat die Pflicht eines jeden Muslims sei. Das Ziel des IS ist der Aufbau eines islamischen Weltreichs, des Kalifats, wonach das Recht nach dem Gesetz der Scharia angewendet wird. Eine Rechtsabteilung für öffentliche Information und Medien überprüft und kontrolliert unter der Aufsicht des Schura-Rates, ob die religiösen Regeln eingehalten werden. Ein Minister für besondere Aufgaben ist Abdullah Ahmed al-Meschedani, genannt Abu Kassem, verantwortlich für die Rekrutierung ausländischer Kämpfer und den Transport von Selbstmordattentätern an ihre Tatorte.

Mittlerweile verfügt der IS über mehr als 50.000 kriegserfahrene Kämpfer, die meisten stammen aus Marokko, Tunesien und Saudi-Arabien, darunter auch viele willige Selbstmordattentäter. Es wird geschätzt, dass ca. 6.000 Europäer, darunter ehemalige Bundeswehrsoldaten, für das Kalifat kämpfen.

Nach der Analyse des US-Instituts Terrorism Research and Analysis Consortium (TRAC) versteht sich der IS nicht nur als eine reine Kampftruppe, sondern als eine Regierungsmacht in den von ihm eroberten Gebieten, die, im Gegensatz zu anderen Terrororganisationen, geordnet strukturiert sind:

Sie stellen Regionalregierungen mit Bürgermeistern oder Gouverneuren auf; sie

bezahlen Gehälter; sie liefern Wasser, Strom und Gas; sie unterhalten Schulen, Universitäten, Moscheen, Banken und Lebensmittelgeschäfte.

Einnahmen des IS

Westliche Geheimdienste schätzen das IS-Vermögen auf mehr als 2,3 Milliarden Euro. Sehr reiche Privatleute aus Kuwait, Katar, den Emiraten und Saudi-Arabien werden verdächtigt, den Islamischen Staat über salafistische Stiftungen und Moscheevereine zu finanzieren. Obwohl die saudische Regierung versichert, dass die Geldflüsse inzwischen gestoppt seien, geht das Washington Institute für Near East Policy davon aus, dass nach wie vor Bargeld transferiert wird. Allerdings kann sich der IS durch Schutzgelderpressungen, Wegezölle, Geiselnahmen und den Verkauf antiker Raubstücke aus Grabungsstätten und Museen mittlerweile selbst finanzieren. Nach Angaben der amerikanischen Rand-Stiftung hat der IS allein durch Erpressung und Steuern jährliche Einnahmen in Höhe von 400 Millionen Dollar. Durch die Eroberung von Öl- und Gasfelder in Syrien und im Irak wird raffiniertes Benzin über Mittelsmänner in der Türkei verkauft. Der Finanzminister des Islamischen Staates bezifferte die Zahl seiner Ölquellen auf 253, wovon ungeachtet der alliierten Luftangriffe 161 in Betrieb sind.

„Die bedrohlichsten Gruppen sind diejenigen, denen es gelingt, ihre Finanzierung von externen auf interne Quellen umzustellen,“ sagt Tom Keatinge, ein ehemaliger J.P Morgan-Banker, der sich auf Terrorfinanzierung spezialisiert hat. „ISIS hat dies in bisher unbekannte Dimensionen gesteigert. Das Geld, über das sie verfügen, entspricht inzwischen dem Militärhaushalt eines kleinen europäischen Landes.“

Die IS-Propaganda – eine Killer- Ästhetik

Mit professioneller Strategie wird die Brutalität der medial inszenierten Morde der Gotteskrieger über verschiedene soziale Netzwerke verbreitet, um mit seiner Propagandamaschinerie weltweit neue Kämpfer zu rekrutieren. Mit einer geradezu unheimlichen Qualität werden zielgruppenorientiert Schwarz-Weiß-Bilder, ausgefeilte Animationen, viel Waffen und Blut medienwirksam präsentiert. Der Mainzer Film- und Medienwissenschaftler Bernd Zywietz bemerkt dazu: „Es klingt etwas zynisch, aber unter ästhetischen, unter handwerklichen Gesichtspunkten sind diese Videos erstaunlich gut. Das ist auch tatsächlich noch nicht so lange der Fall.“ Hydra-ähnlich folgen auf jedes gelöschte Video, auf jeden gesperrten Facebook- oder Twitter-Account zwei neue.

Die Anwerbung

 

Vom Medienzentrum Al Hayat aus gesendet, sollen die Filme ein schönes Alltagsleben im Kalifat suggerieren, um damit den gemeinsamen IS-Kampfgeist zu beschwören. „Wenn du zu uns kommst, bist du auf jeden Fall auf der richtigen Seite. Du führst einen Kampf für die Sache Gottes,“ lautet die Botschaft der Videos, so der Islamwissenschaftler Michael Kiefer von der Universität Osnabrück.

Mit einer gewissen Beiläufigkeit werden die angeblichen Erfolge im Kampf gegen die Ungläubigen in ihrer Muttersprache gesendet. Im Enthauptungsvideo des Journalisten James Foley, der wie ein Häftling in Guantánamo in einem orangefarbenen Sträflingsoverall zur Hinrichtung geführt wird, lässt der IS zuerst US-Präsident Obama zu Wort kommen, bevor sich ein Sprecher mit einer Gegenrede äußert. Nach Berichten des Verfassungsschutzes sollen aus Deutschland bereits über 320 junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren als angeworbene Kämpfer in den Dschihad gegen die Ungläubigen gezogen sein. Die Botschaft in den Filmen lautet: „Seht her, hier erlebt ihr echte Gemeinschaft!“

Angeworben durch das Internet wird der IS zum‘ internationalen Abenteuerspielplatz mit Seligkeitsgarantie‘, so die Süddeutsche Zeitung. Für viele Glaubenskriegersind sowohl die Demokratisierung Syriens wie das autoritäre Regime von Asad irrelevant. Ihr Ziel ist die Befreiung Großsyriens und die Errichtung eines islamischen Weltreiches, des Kalifats.

Petra Kuppinger



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