Im Sommerloch spiegelt sich nichts Neues, F. explizit.net

Im Sommer, da ticken die Uhren anders

Die Sonne kommt zurück und gräbt das Sommerloch noch tiefer. Das ist eine Grube, in die selbst einflussreiche Gesellschaftsbereiche hineinfallen. Wenn die Sonne strahlt, stellt sich der Standby Modus ein. Plötzlich macht es den Eindruck als stehe die Welt still. Passiert von selbst nichts, ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Die Medien greifen auf thematische Ladenhüter zurück, die sonst nicht eine gedruckte Zeile wert wären. Die Politik stimmt Gassenhauer wieder an, die selbst mit neuem Sound noch schief klingen.

Wenn die Hälfte des Jahres vorbei ist, schleicht es sich langsam an: das Sommerloch. Selbst der größte Workaholiker macht im Sommer seinen Urlaub. Zu Teilen fehlt die Hälfte der Belegschaft. Der häufigste Gesprächspartner am Telefon ist der Anrufbeantworter und eingehende Mails erhalten sekundenschnell eine Urlaubsnotiz als Rückantwort. Da hat der eifrigste Mitarbeiter seine Liebesmüh. Im Sommer, da läuft einfach nichts.

Wenn der Schreiber nichts zum Schreiben hat und der Politiker nichts zum Debattieren, da sind Leute gefragt, die aus einer kleinen Mücke einen Elefanten machen. Die volle Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss, es passiert ja sonst nichts. Die Straßenverkehrsordnung wird zur Headline und zur Skandalnachricht entpuppt sich ein falsch gelegtes Hundehäufchen.

Einzig Politiker aus den zweiten Reihen sorgen für Stories, indem sie sich was aus den Fingern saugen oder Ideen aus vergangenen Jahrzehnten nochmals aufwärmen. Kreative Koalitionspläne oder Wiedereinführung der Wehrpflicht, an langweiligen Tagen ist schon so mancher auf alte Ideen gekommen. Das Sommerloch lässt viel Raum zur freien Entfaltung. Füllen sich die Seiten nicht von selbst, erklären sich so manche selbst zum Lückenbüßer.

Sind Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erst gefunden, macht die Hitze der Produktivität einen Strich durch die Rechnung. Stickige Büros und das gemeinsame Lamentieren im Kollegenkreis füllen so manche Arbeitszeit bis zur Mittagspause, auch Siesta genannt. Allein Tipps zur Sommerhitze zeigen, dass so mancher versteht, wie aus der Not eine Tugend entstehen kann.

In das Loch des Sommers fällt so mancher, der versucht, sich im Frühling Herbst und Winter mit Arbeit zu verkriechen. Im Sommer aber übt sich der, wer vor Faulheit anfängt zu riechen.


Kategorie: Medien

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