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Gut Mensch will lange Weile haben

Ungeduld ist besonders vor Weihnachten eine Tugend. Als gäbe es nicht schon genug, auf das wir warten müssen. Seit 2 Monaten auf eine neue Regierung. Bis Horst Seehofer endlich mit der Sprache raus rückt. Und wie schon das ganze Jahr auf die Bahn. Langweile breitet sich aus.

 

 

 

Ab dem 1. Dezember ist der Adventskalender der Warte-Beschleuniger. Aber ist dieses Warten auf etwas nicht schon der erste Schritt zur Ungeduld und damit das Reibeisen für die Konzentration auf das Wesentliche, also dem, was unserem Wesen zuträglich ist. Steht ein Ziel bevor, will es meistens in einem Spagat erreicht werden. Bevor wir uns jedoch lange Beine machen, sollten wir überlegen, lange zu weilen.

Das lange Weilen, auch die Langweile genannt, hat auf der Couch unserer Gesellschaft den nervigen und schnöden Ruf eines Wartezimmers beim Hausarzt. Auch deshalb wird von gähnend langweilig gesprochen.

Die Langweile wird im Rauschen einer leistungsorientierten Gesellschaft, die stets nach neuen hippen Trends zur eigenen Beschäftigung sucht, ihre negative Konnotation nicht los. Aufregende Erlebnisse zu verschenken, ist nicht nur total angesagt, sondern auch ein großer Wirtschaftszweig geworden. Paragliding oder Bouldern, das sind die Weihnachtsgeschenke von heute.

Vor lauter aufregenden Beschäftigungen wird die ungeliebte Langweile schon im Keim erstickt. Wenn die Beschäftigung im Nacken sitzt, wird die Langweile freudig schnell von der Schulter geputzt.
Aber wie wäre es mal mit einer Hängematte zu Weihnachten? Hört sich das nicht gemütlich an? Auf der man dann lange weilen kann. Ohne dass das lange Weilen lange scheint.

So richtig lange weilen. Ohne dass das Smartphone nach zwei Minuten gezückt wird und Nachrichten für neue Verabredungen verfasst werden. Einfach langweilen. Die Langweile ist zugegebenermaßen schwer zu vermarkten und zu verschenken. Stellen Sie sich vor, Sie wünschen Ihren Liebsten eine langweilige Zeit. Ein schiefer Blick ist garantiert.
Langweile lässt sich nicht pompös aufbauschen und mit einem roten Schleifchen versehen.
Langweile besteht aus nichts anderem als aus der langen Weile. Einfachheit und Beständigkeit ist ihr Zauber. Ist sie einmal da, weilt sie lange:

Die Langweile. So sieht es Goethe:

„Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch eine Würze, die viel verdaut.“


Kategorie: Religion

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