(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar
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Die Bürger werden ausgespäht, was die Konten hergeben. Noch nie haben Finanzämter, Jobcenter und Gerichtsvollzieher den Bürgern so penetrant hinterher geschnüffelt wie 2013. Der Staat misstraut seinen Bürgern und wundert sich, wenn die entsprechend reagieren. Die Schwarzarbeit blüht, Geld wird versteckt und immer mehr Staatsbürger halten staatliche Institutionen für moderne Formen der Wegelagereri. Erstaunt ist nur der, der als Beamter rein nach dem Gesetz handelt oder noch nie etwas gemerkt hat.
2013 haben die Behörden die Bürger ausgespäht wie nie zuvor. Es wird davon ausgegangen, dass ein armer Wicht wie so ein Harzt-IV-Empfänger nichts anderes im Kopf hat, als mehr Geld zu haben als ihm zusteht. Dass bei öffentlichen Bauvorhaben der Auftrag an Firmen vergeben wird, die das niedrigste Angebot abgeben und wo man weiß, dass das nur mit Schwarzarbeit zu machen ist, das wird geflissentlich verschwiegen. Misstrauen überzieht das Land, Verlogenheit gilt als notwendige Strategie. Arbeitsplätze werden vorgeschoben, denn die Erhaltung der Arbeitsplätze hat sich als Totschlagargument bewährt.
Die Facebookfreaks merken sowieso nichts
Was vor einigen Jahren das Privatfernsehen im Auftrag des Staates erledigte, das haben inzwischen die Internetfetischisten übernommen. Das Volk ist beschäftigt mit Nachrichten, so belanglos sie auch sein mögen. Jeder meint, im Netz aktiv sein zu müssen, kaum eine Firma, die sich nicht auf facebook präsentiert. Kaum eine Belanglosigkeit, die nicht bei facebook zu einer Nachricht gemacht werden kann. Und es gilt die Devise, wer nicht social media macht, der ist out. Doch wer genau hinguckt, wird feststellen, dass Erfolg nur der hat, der sich um reale Beziehungen bemüht. Die Entstehungsgeschichte von facebook wird gerne vergessen, doch es ist angesagt, viele virtuelle Freunde bei facebook zu haben. Dass dabei private Daten preisgegeben werden, wird vollkommen verdrängt. Es gilt die Devise: Wer postet, der hat etwas zu sagen.
Die Revolution ist vertagt
Da die meisten Zeitgenossen damit beschäftigt sind, irgendwelchen Schwachsinn an ihre Freunde zu senden oder Nachrichten zu lesen, deren Informationswert gegen Null tendieren, merkt niemand, was in diesem Land wirklich geschieht. Die Sensibilität für den notwendigen Aufstand wird verschlafen. Dass Widerstand nicht nur eine Meinung ist, sondern auch Einsatz verlangt, ist gar nicht im Blick. Widerstand und Ergebung, und trotzdem von guten Mächten wundersam umgeben, das ist die Botschaft. Einzutreten für eine Sache, das hat sich zur Zahl bei den followers pervertiert. Eine Umwälzung der Verhältnisse ist völlig aus dem Blick geraten. Revolution wird nur noch als technische Neuentdeckung verstanden.
Drum schlaf gut ein
Wir werden alle überwacht, so sang bereits Georg Danzer. Und wir schlafen alle gut ein. Es macht nichts aus, wenn jemand wacht, keine Sorgen macht sich der Bürger, wir werden doch alle überwacht. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Und wenn jemand wacht, dann hat es seinen Grund. Es ist doch nur zum Wohl der Allgemeinheit. Wer aufbegehrt, der lebt verkehrt. Gehorsam ist des Bürgers Pflicht. Solange diese Devise gilt, hat Selbstverantwortung keine Chance und jeder, der eine eigene Meinung hat, wird als Staatsfeind abgetan und ruhig gestellt. Gut hat es, wer sich einfach fügt und als guter Staatsbürger dem common sense folgt und nicht der Vernunft.
Aufklärung ade
Und Kant hat leider aufgegeben, die Vernunft, die selbstverschuldete Mündigkeit hat nicht den Sieg errungen. Die Dummheit trägt den Sieg davon und deklariert sich als Vernunft. So siegt die Unvernunft und jede Korruption ist gerechtfertigt durch die Unvernunft des Staates.
<emphasize>Kommentar von Thomas Holtbernd</emphasize>
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