(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar
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Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat eine hervorragende Idee, die vielleicht Griechenland nicht unmittelbar aus der Klemme hilft, aber in Deutschland eine super Initiative wäre. Mit einer kurzen Ausbildung sollen Studenten, Hausfrauen u. a. zu Steuerfahndern werden. Als verdeckte Ermittler werden diese Agenten der Gerechtigkeit dann Steuersünder aufspüren. Dem griechischen Finanzminister sollte man für diesen Vorschlag dankbar sein und in Deutschland ähnliche Projekte starten. Der griechische Staat würde, weil es griechisches Patent ist, mit einer Provision beteiligt werden und hätte in wenigen Wochen seine Schulden bezahlt.
Hierzulande regt man sich gerne auf, die Facebook-Gemeinde ist mit dem juristischen Prozedere zu Sebastian Edathy nicht einverstanden und setzt sich für gerechtere Strafen ein, wie z. B. auch jener Facebook-User, der gleich zu dem jungen Mann fuhr und vorsorglich außer Gefecht setzte, der irgendetwas über eine Vergewaltigung postete. Gerechtigkeit steht auf den Fahnen und dafür unterschreibt man Petitionen, überschwemmt mit seinen Meinungen die Internetgemeinde und folgt dem Gefühl, denn der Bauch hat immer Recht. Was sollen Sachlichkeit und Objektivität? Wir sind das Volk und Volkes Stimme sagt die Wahrheit.
Mit deutscher Gründlichkeit
Die Deutschen kennen sich aus mit dem Denunzieren, in Ost und West hat man viele Jahre trainiert, der deutsche Kleinbürger guckt ja nur aus dem Fenster, um die Parksünder zu entdecken und gleich bei der Polizei zu melden. Solche aufrechten Bürger brauchen keine Ausbildung mehr wie die Griechen, die können das und machen es gründlich. Man muss nur den Aufgabenbereich erweitern und natürlich auch entsprechendes Honorar bezahlen. So ein Kleinbürger ist auf Dauer frustriert, wenn er sich müht und müht, doch der Nachbar unbelehrbar ist und schon wieder auf dem Bürgersteig parkt. Bekäme er für jeden Falschparker ein kleines Salär, dann würde er seinen Fensterplatz verlassen und durch die Straßen ziehen. Endlich bekäme er die Anerkennung, die er schon immer gesucht hat.
Unendliche Möglichkeiten
Der Vorschlag des Griechen könnte weiter ausgebaut werden. Was dem einen sein Falschparken, ist dem anderen seine Bestechung. Da gab es doch tatsächlich einen von EADS besoldeten Maulwurf, der aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium für die nötigen Informationen sorgte und damit den Verkauf von 18 Eurofightern klar machte. Mehrere Millionen verschwanden in irgendwelchen Taschen und EADS verdiente sich dumm und dämlich. In Zukunft gäbe es ausgebildete Agenten der Gerechtigkeit, die solche Machenschaften bei dem kleinsten Verdacht sofort melden und reichlich dafür entlohnt würden. Jede Ahnung, dass da etwas nicht ganz koscher ist, würde sofort gemeldet. Rechnen Ärzte Igel-Leistungen ab, die sie den Patienten aufschwatzen, die aber völlig unsinnig sind, würde sofort ein Protokoll erstellt und beim Amt für Gerechtigkeit eingereicht. Handwerker, die ohne Rechnung bezahlt werden wollen, die Marktfrau, die den Finger auf die Waage legt, der Steuerzahler, der das Essen mit der Familie als Geschäftsessen absetzt, keiner wäre mehr sicher. Die Agenten der Gerechtigkeit sehen und melden alles.
Auf Augenhöhe
Die Einnahmen stiegen in die Höhe. Natürlich würden auch Köpfe rollen und bald wären Griechenland und Deutschland auf Augenhöhe, denn in beiden Ländern gäbe es keine Korruption mehr. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wäre gestoppt, denn ohne Schiebung und Korruption läuft auch im Land des Wirtschaftswunders nichts. Lobbyismus hieße nicht mehr Lobbyismus, sondern kriminelle Beeinflussung. Deutschland könnte neu anfangen, ebenso wie Griechenland und vielleicht gäbe es dann eine gerechtere Welt, ohne Wachstumsideologie und Verlogenheit.
<emphasize>Kommentar von Thomas Holtbernd</emphasize>
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