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Gegengelesen: "Tür für Tür"

(explizit.net) Bald ist Heilige Nacht, der Advent beginnt, die Türchen vom Adventskalender werden jetzt Tag für Tag geöffnet, jeden Tag eine neue kleine Überraschung. Gar nicht überraschend ist dagegen der Koalitionsvertrag. Da werden niemandem die Türen zugeschlagen. Der König Horst aus Bayern bekommt seine Maut für Ausländer, die SPD den Mindestlohn und Angela bleibt weiter Kanzlerin. Papier ist geduldig und ob die Basis der SPD diesem Machwerk zustimmt, das ist noch ungewiss. Die Basis erinnert sich vielleicht, was aufgeschrieben steht, kann auch schnell umgeschrieben werden, wichtige Teile werden geschwärzt und niemand weiß mehr, was dort stand. War es nicht so bei der letzten Koalition von CDU/CSU und FDP und wurde die SPD bei der großen Koalition 2005 nicht über den Tisch gezogen?

(explizit.net) Bald ist Heilige Nacht, der Advent beginnt, die Türchen vom Adventskalender werden jetzt Tag für Tag geöffnet, jeden Tag eine neue kleine Überraschung. Gar nicht überraschend ist dagegen der Koalitionsvertrag. Da werden niemandem die Türen zugeschlagen. Der König Horst aus Bayern bekommt seine Maut für Ausländer, die SPD den Mindestlohn und Angela bleibt weiter Kanzlerin. Papier ist geduldig und ob die Basis der SPD diesem Machwerk zustimmt, das ist noch ungewiss. Die Basis erinnert sich vielleicht, was aufgeschrieben steht, kann auch schnell umgeschrieben werden, wichtige Teile werden geschwärzt und niemand weiß mehr, was dort stand. War es nicht so bei der letzten Koalition von CDU/CSU und FDP und wurde die SPD bei der großen Koalition 2005 nicht über den Tisch gezogen?

Ein Koalitionsvertrag ist eine Absichtserklärung, es ist der Versuch, die Zukunft auf Papier zu bannen. Vor allem ist es ein Selbstbetrug und eine Wählertäuschung. Wenn alle gewonnen haben, gibt es keinen Gewinner und vor allem keine wirkliche Veränderung, sondern nur Kompromisse. Was nötig ist, wird nicht angepackt, es wird versprochen und dann kann man es leider nicht umsetzen, weil die äußeren Umstände sich verändert haben. Die äußeren Umstände haben sich jedoch gerade deshalb so entwickelt, weil man des Pudels Kern weit weg geworfen hat in die Phrasen eines Koalitionsvertrags. Aber alle sind durch die Phrasen so eingelullt, dass keiner mehr merkt, dass ganz andere Vorsätze zu Papier gebracht wurden.

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„So ein Quatsch“

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Und dann wird der SPD-Mann und Möchtegern-Vizekanzler gefragt, ob denn alles so verfassungsrechtlich einwandfrei sei. Der hält das alles für Quatsch und Marietta Slomka steht als Dummchen da. Dass Sigmar Gabriel schon mal die Etikette nicht beachtet, zeigte sich bei der Pressekonferenz. Kaugummi kauend berichtete er von den Erfolgen der Verhandlungen. Macht hoch die Tür, der Retter kommt, der Sigmar liegt schon da als Kind, als dickes Kind in der Krippe, der Erlöser ist geboren. Der Vater Horst ist stolz wie Oskar, die Mutter sagt mal lieber nichts, der Horst ist nicht der Vater, es war ein Geist und es ist auch kein Regierungshaus, es ist ein Stall. Und bald hilft nur die Flucht nach vorn. Da regiert die Angela ganz forsch und alle andern sind bekifft vom Weihrauch, den die Wirtschaftsweisen aus dem Land der Konjunktur mitbrachten. Und lässt die Wirkung dieser Droge nach, dann haben es die Abgeordneten nicht weit; in Berlin-Kreuzberg macht demnächst der erst deutsche Coffeeshop auf. Und auf deutschem Boden wird kein Joint mehr ausgehen, so sprach schon einst der Wolfgang Neuss.

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Eine Ode an die Freude

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Welchen Weihrauch sich Papst Franziskus reingezogen hat, das ist nicht bekannt. Es gibt Vermutungen, er sei naturbekifft. Freude ist ihm wichtig und er hat sich da etwas ausgedacht und hütet sich vor Kompromissen, es wird Tacheles geredet. Kein Programm für die nächsten Jahre, was dann doch nicht umgesetzt wird, nein, programmatisch geht es zu. Da wird angesagt, was Sache ist. Die SPD könnte eine Menge davon lernen. Franziskus redet nicht davon, was er vielleicht mal machen will, er freut sich über die frohe Botschaft und lässt es so richtig knallen. Ökonomie, bah, so geht das nicht. Immer nur Geld, Geld, Geld, da muss doch auch ein Mensch zu finden sein. Keine Mitgliederbefragung, die Mitglieder sollen mehr machen dürfen, nicht nur abstimmen. Hin zu dem, was wirklich wichtig ist.

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Ein starkes Wort zur rechten Zeit

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Der Advent lässt die Herzen erweichen, der Glühwein wärmt, die Geldbörse ist halb offen, da gibt man gern und jeden Tag findet sich ein neuer Brief mit der Aufforderung, für einen guten Zweck zu spenden. Lieblich scheint die Welt, ein scharfes Wort wirkt deplaziert. Und doch! Advent heißt warten auf den, der nicht gekommen ist, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Und wenn 3500 Banker in Europa mehr als eine Million Euro im Jahr trotz Finanz- und Schuldenkrise verdienen, dann heißt es, die Schwerter der Freude gezückt und eintreten für Gerechtigkeit, unbequem sein und vor allem sich vom Plätzchenduft nicht betören lassen.

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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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