(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar
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In den Niederlanden fiel am Freitag der Strom aus, nichts ging mehr. In einer Hochspannungsstation gab es eine Störung und es ward Ruhe. Man möchte die Holländer beneiden, es breitete sich Stille aus. Keine Musik in den Kaufhäusern, keine Bahn, die fuhr, kein dummes Gequatsche in die Telefone, weil auch die Sendemasten ohne Strom waren. In den Kaufhäusern gab es alles umsonst, denn die Kassen funktionierten nicht. Ampeln zeigten weder grün noch rot. Eine herrliche Stunde ohne Strom.
Die meisten Vorgänge in der modernen Welt sind auf Strom angewiesen. Fallen Computer aus, kommt das öffentliche Leben zum Erliegen. Aufzüge funktionieren nicht. Im Dunkeln gibt es kein Licht, keine Musik aus den Boxen, kein Flimmern auf den Bildschirmen. Irgendwann sind auch die Mobiltelefone leer und die Menschen wissen nicht, was sie mit ihren Daumen machen sollen. Keine Kommunikation mehr. Plötzlich sieht man Menschen, mit denen man face to face reden kann. Keine Nachricht könnte auf dem Smartphone gelesen werden, man wäre darauf angewiesen, was andere erzählen. Stromausfall wäre ein wunderbares Experiment. Es lebe der Stromausfall! Und froh kann sein, wer seine Akkus voll hat.
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Ohne Strom gegen die Terroristen
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Was könnten Terroristen ohne Strom ausrichten? Bekennerschreiben würden kaum jemanden erreichen. Kein Jugendlicher könnte für den heiligen Krieg über das Internet angeworben werden. Flugzeuge könnten nicht abheben, da der Tower keinen Strom hat. Die NSA wäre arbeitslos, denn niemand würde mehr telefonieren. Und da weder Bahn noch Flugzeug sich ohne Strom in Bewegung setzen lassen, müssten die Kämpfer für den islamistischen Staat zu Fuß gehen. Und bis die dann am Ziel ihrer Kriegslust angekommen sind, haben sie sich die Füße wundgelaufen und keinen Bock mehr auf Krieg machen.
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Ein Experiment wäre es wert
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Die Fastenzeit geht in ihre Schlussphase und die Holländer liefern ein schönes Beispiel für ein Fasten ohne Hasten. Wobei es nicht nur ein Fasten war, es war ein vollkommener Fast- und Abstinenztag. Folgen wir den Holländer und schalten einfach als Fastenübung mal für eine Stunde den Strom ab. Und nach Ostern verzichten wir weiter auf Geräte, die wir nicht wirklich brauchen, die aber reichlich Strom fressen. Und wir würden einfach mal weniger SMS verschicken, weniger in die Röhre gucken und irgendeinen Blödsinn aus dem Tal der Ahnungslosen einfach nicht anschauen. Es gäbe eine Revolution von oben, die Energieunternehmen gingen auf die Barrikaden. Doch die Bürger blieben hart. Stromverweigerer statt Kriegsdienstverweigerer. Hauptschalter aus statt Ostermärsche. Die Politiker ständen unter Strom. Nicht abstimmen mit den Füßen, sondern Strom aus.
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Kreativer Widerstand
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Die Niederländer haben uns gezeigt, obwohl sie es gar nicht wollten, wie kreativer Widerstand aussehen kann. Wer den Strom hat, hat die Macht. Doch wer den Schalter auf off stellt, nimmt den Strommächtigen die Macht. Off…
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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>
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