Foto: dpa / picture-alliance

Gegengelesen: Soll man sich Politiker glücklich vorstellen?

(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar

.

Die Gesichter der meisten Politiker erwecken nicht den Eindruck, dass Glück und Zufriedenheit ihr Hauptaugenmerk sind. Die Kanzlerin wirkt immer etwas depressiv, Politiker wie Seehofer dagegen eher manisch. Wer in der Öffentlichkeit steht, muss auf jedes Wort, jede Geste, die Mittelfinger seiner Hände, seinen Gesichtsausdruck usw. achten. Schnell wird etwas hineingedeutet, was lediglich eine unbedachte Bewegung oder Äußerung war. Menschen des öffentlichen Lebens lernen schnell, eine Maske aufzusetzen und immer gleich zu wirken. Dieses Fassadenhafte der Politiker hat jedoch auch zur Folge, dass man sie nicht ernst nimmt, denn man weiß nie, was sie wirklich denken und vorhaben.

(explizit.net) Gegengelesen-Kommentar

.

Die Gesichter der meisten Politiker erwecken nicht den Eindruck, dass Glück und Zufriedenheit ihr Hauptaugenmerk sind. Die Kanzlerin wirkt immer etwas depressiv, Politiker wie Seehofer dagegen eher manisch. Wer in der Öffentlichkeit steht, muss auf jedes Wort, jede Geste, die Mittelfinger seiner Hände, seinen Gesichtsausdruck usw. achten. Schnell wird etwas hineingedeutet, was lediglich eine unbedachte Bewegung oder Äußerung war. Menschen des öffentlichen Lebens lernen schnell, eine Maske aufzusetzen und immer gleich zu wirken. Dieses Fassadenhafte der Politiker hat jedoch auch zur Folge, dass man sie nicht ernst nimmt, denn man weiß nie, was sie wirklich denken und vorhaben.

Nun gibt es aber auch Ausnahmen. Der katholisch sozialisierte Oskar Lafontaine, der ehemäßig schon einige Versuche durchlaufen hat, führte in aller Stille seine geliebte Sahra Wagenknecht zum Standesamt. Und die beiden Linken sehen dabei glücklich aus. Sahra Wagenknecht sagt gar: „Wir sind sehr glücklich.“ Der Altersunterschied von 26 Jahren scheint den Beiden nichts auszumachen. Sie haben sich gesucht und gefunden. Das Glück ist ihnen hold. Und dabei sind beide Politiker als sachlich und analytisch bekannt, doch dieses Glück steht über jedem Sachverstand und darf jeder sehen.

.

Wie die Politiker, so das Volk

.

Jedes Land hat die Politiker, die es verdient, so heißt es. Die Griechen haben nun Minister, die sich an die Kleiderkonventionen nicht mehr halten. Da scheint es zumindest hierauf bezogen einen Wandel gegeben zu haben. Die Deutschen halten gerne an dem fest, was sie kennen und Angela wird wohl noch einmal als Kanzlerin antreten müssen. Russland hat einen Agenten mit Pokerface und Amerika einen Präsidenten, der auf locker macht. Doch welcher Politiker strahlt aus, dass er einfach glücklich ist? Die Aufgabe formt die Menschen, Macht verändert die Gesichter. Und wer Macht hat, versteckt sein privates Glück.

.

Verantwortung oder Glück

.

Es scheint die Vorstellung zu herrschen, wer eine große Verantwortung trägt, der kann nicht mehr einfach fröhlich sein. Eine Entscheidung zu treffen, die sich nicht nur auf das eigene Leben bezieht, sondern das Schicksal eines ganzen Landes angeht, führt dazu, dass eine gewisse Naivität verschwindet. Am Stammtisch können wilde Thesen geklopft werden, Politiker werden verantwortlich gemacht, wenn sie solche Parolen umsetzen. Ein Glück, das sich Lieschen Müller so vorstellt, kann jemand mit hoher Verantwortung, so nicht mehr finden. Die Aufgaben drücken und es kann nicht einfach zum Alltag gewechselt werden. Das private Glück wird der Politik geopfert.

.

Das Glück kann auch Politiker treffen

.

Wer jedoch sein privates Glück opfert, der sucht sich auf eine andere Weise einen Ausgleich. Und das kann mächtig daneben gehen. Da wird dann die Trauer über eine fehlende Zufriedenheit mit der Befriedigung durch die Anhäufung und den Missbrauch von Macht kompensiert. Sahra Wagenknecht in ihrem Glück mit Oskar Lafontaine giert daher nicht nach dem Parteivorsitz bei den Linken. Wünscht sich der Wähler einen Politiker, der das private Glück der Staatsräson opfert, so hat er doch auch die Ahnung, dass ein glücklicher und zufriedener Politiker sich nicht in eine Strategie oder ein Parteiprogramm verbeißt. Und außerdem macht es die großen Männer und Frauen ein wenig menschlicher, wenn sie ab und an mal einfach glücklich sind und es jeder sehen kann.

<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd.</emphasize>



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang