(explizit.net) Kommentar von Thomas Holtbernd
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Es gibt die tolle Jahreszeit oder auch die fünfte, da ziehen sich die Menschen lustig an, setzen eine Maske auf und spielen einen Anderen. Manche entwickeln reichlich Fantasie, um sich eine Verkleidung auszudenken, andere gehen ins Kaufhaus und erwerben das Kostüm der Saison. Wieder andere Menschen gehen zum Wiener Opernball. Da kosten die Kostüme richtig Geld, denn man muss nicht nur eine teure Garderobe tragen, die Maske muss auch so echt aussehen wie ein richtiges Gesicht. Nachher weiß niemand mehr, hat er oder sie die Maske noch auf oder schon ab?
Freund Alkohol gehört mit zur Verkleidungsorgie. Ist es beim Karneval oder Fasching Kölsch, Alt, Pils oder Likör und Schnaps, so ist es beim Opernball der Champagner. Ganz trocken dagegen geht es bei Gerichtsverhandlungen zu, wo sich die Beteiligten nicht verkleiden, sondern verstellen. Recht haben ist nicht gleich Recht bekommen, und wenn sich die Verhandlungen in die Länge ziehen, weiß niemand mehr so recht, worum es eigentlich geht. In München geht es um NSU, in Hannover um Vorteilsnahme. Wer da etwas nicht gewusst hat, sich an nichts erinnern kann, das entscheidet der Anwalt. Ein Spiel, dessen Regeln Verwirrung erzeugen soll. Beide Prozesse werden zu unsäglichen Possen, es geht nicht mehr um Recht und Moral, da setzen die Beteiligten Masken auf und spielen Gerechtigkeit oder was sie dafür halten.
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Verkleiden statt Verstellen
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Das Volk, das will sie nicht mehr sehen, diese Maskenträger. Glaubte RTL noch, mit der Verfilmung der letzten Amtszüge eines Bundespräsidenten im Wulffspelz Quote zu machen, schalteten die Zuschauer um zum ZDF. Da ging es bei Karnevalissimo ehrlich bekloppt zu mit Jürgen Drews und ne echte Knallkopp. Da verstellt sich niemand, die sind dort wirklich so, die setzen keine Masken auf und ab, die werden halt nur zur tollen Jahreszeit raus gelassen, außer Jürgen Drews, der ist nicht katholisch, hält am Aschermittwoch nicht inne und steht deshalb das ganze Jahr unter Verkleidungszwang.
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Verbrennen, die bessere Alternative?
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Am Aschermittwoch ist alles vorbei, leider nur der Karneval. Der Hoppeditz wird dem Feuer übergeben, der Nubbel eingeäschert, die Sünden der Ausschweifung sind vergeben, es kann weiter gefeiert werden. So gerne möchte der ein oder andere nicht nur Hoppeditz, Nubbel, Bacchus, den Ääzebär, den Fritz oder welchen Namen auch immer diese Puppe bekommen hat, dem Feuer übergeben, es wäre doch so schön, auch die, die uns so nervten wie Lanz, Seehofer, Merkel, Oppermann, Nahles, Putin, die Geissens, Helene Fischer auch weg wären... Doch der Brauch hat seine Tücken, am 11.11. werden alle wieder wach geküsst, die kommen dann alle wieder und Wolle Petry ist schon da.
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Maskenfasten
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Die Fastenzeit steht an, es wird noch schnell gesündigt, am Aschermittwoch ist das Heulen groß, der Rausch wird ausgeschlafen, Vorsätze werden wie jedes Jahr gefasst und wieder ist die Fastenzeit zu kurz, um sich zu ändern. Wie wäre es mit Maskenfasten? Ganz ehrlich sein, sein Gesicht in aller Hässlichkeit und Offenheit sich selbst zunächst im Spiegel präsentieren, bei andern keine gute Miene zum bösen Spiel machen, sich in die Augen schauen lassen, blöd aus der Wäsche gucken, wenn man mal wieder nichts verstanden hat, nicht lächeln, nur weil es höflich ist, die Mundwinkel hängen lassen, wenn es keinen Grund zur Freude gibt, die Gesichtszüge entgleisen und die Maske fallen lassen. Mal nicht die Fassung bewahren, vor Rührung weinen, auch wenn es kitschig wirkt, aus der Rolle fallen, laut mitsingen, wenn im Radio das Lied der Träume gespielt wird und man vor der Ampel steht. Eine neue Maske ausprobieren, die man immer schon einmal aufsetzen wollte und die so ehrlich ist, dass sie jeder glaubt.
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In der Fülle liegt die Würze
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Wer nur ein Gesicht hat, wird schnell gesichtslos. Eine Maske richtig ausprobiert prägt die Gesichtszüge neu, verändert die Stimmung und bringt Würze in die Mimik. Was Maske war, wird Eigenschaft. Maskerade betreiben nur die, die Masken auf und ab setzen. Der wahre Maskenträger versteckt sich nicht hinter der Maske, er zeigt mit der Maske sein wahres Gesicht.
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<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd.</emphasize>
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