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Gegengelesen-Kommentar: La dolce uomo

(explizit.net)La dolce vita kennen wir als Ausdruck für die italienische Lebensart, gerne schlecken wir Gelato, essen Pizza und Pasta, trinken Chianti oder lieber doch Barolo, vergnügen uns mit Latte Macchiato, Espresso auf die Schnelle und Cappuccino zum Genuss. Die italienischen Männer sind klein und viele auch ganz süß, doch dass sie nun auf dem Speiseplan stehen, das ist neu. Genau das hat die Fußballöffentlichkeit nun durch Luis Suárez gelernt.

(explizit.net)La dolce vita kennen wir als Ausdruck für die italienische Lebensart, gerne schlecken wir Gelato, essen Pizza und Pasta, trinken Chianti oder lieber doch Barolo, vergnügen uns mit Latte Macchiato, Espresso auf die Schnelle und Cappuccino zum Genuss. Die italienischen Männer sind klein und viele auch ganz süß, doch dass sie nun auf dem Speiseplan stehen, das ist neu. Genau das hat die Fußballöffentlichkeit nun durch Luis Suárez gelernt.

Neu ist es freilich nicht, dass im sportlichen Wettkampf nicht nur im übertragenen Sinne zugebissen wird. Mike Tyson biss Evander Holyfield ein Stück der Ohrmuschel ab. Und Luis Suárez hat nicht zum ersten Mal nicht nur mit dem Fuß, sondern auch mit seinen Zähnen gekämpft. Sportliche Wettkämpfe, ob man es hören will oder nicht, sind keine geistigen Übungen hochzivilisierter Menschen. Je mehr das Tier im Spieler geweckt ist, desto begeisterter sind die Zuschauer. Ein Fußballspiel, das intellektuell ausgeklügelt ist und akademisch geplant abläuft, wer will so etwas sehen?

Zynische Kommentatoren

Was haben sich die Kommentatoren gütlich getan an dem Beißer auf dem Fußballfeld? So etwas machen nur Tiere, auch Kinder in den ersten Lebensjahren beißen zu, wenn sie gestresst sind usw. usf. Suárez ist lediglich ein Sinnbild dafür, was vom Sport erwartet wird. Angriffslustige, wie Tiere ackernde und wie gnadenlose Kampfmaschinen agierende Stürmer sind gewünscht. Es wird mehr verlangt als ein Mensch leisten kann und bei der Tour de France tritt die Pharmaindustrie gleich mit in die Pedale. Was also wäre ein Fußballspiel ohne tierische Nuancen?

Der Beißer im Alltag

Dass es bei sportlichen Wettkämpfen zu tierischen Entgleisungen kommt, ist eher die Regel als die Ausnahme. Und dass viele so tun wollen, als wäre diese Angelegenheit durch das immer engere Regelwerk ein zivilisiertes Gesellschaftsspiel, kann getrost dem Psychoanalytiker zur Behandlung überlassen werden. Auf der Couch käme dann das wahre Ausmaß animalischer Veranlagung ans Licht des Bewusstseins. Da fährt jemand wie eine besengte Sau, isst wie ein Schwein, ist ein Hasenfuß, redet listig wie eine Schlange oder benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen. An jeder Schlange im Supermarkt gibt es mehr Stürmer wie Suárez als auf dem Fußballfeld, die beißen zwar nicht, fahren einem aber mit ihren Einkaufswagen in die Hacken oder fletschen zumindest die Zähne.

Der Mensch: ein manchmal losgelassenes Tier?

Ob Beißattacken wie die von Suárez beweisen, dass der Mensch vom Affen abstammt und sich animalische Abgründe auftun, wenn ein Fußballstar sich einmal nicht zusammenreißen kann, darf als Weltanschauung getrost den Meinungsmachern mit einem Spatzenhirn überlassen werden. Der Mensch ist kein losgelassenes Tier, er benimmt sich ab und an wie ein Tier: Und das ist auch gut so. Worüber könnten wir sonst so herrlich albern gackern wie die Hühner?

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<emphasize>Kommentar von Thomas Holtbernd</emphasize>



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