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Gegengelesen: KoLü oder Was ist eine Koalitionslüge?

Die deutsche Sprache könnte so schön sein, würden nicht Sprachschlampen, Wortmassakrierer und Maulaffen ihr Unwesen treiben. Ein neues Wortgeschöpf ist uns geboren. GroKo wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt. Unwort wäre besser als Auszeichnung gewesen, ist doch dieses Ungetüm eine Abkürzung und gar nicht ein Wort und bezeichnet dieses Etwas etwas Etwaiges, entziehen sich nämlich etliche den Tatsachen, die langsam im Nebel der Koalitionsvereinbarungen hervortreten. Ein Mann - ein Wort, das gilt nicht mehr. Heute ist der ganz vorn, der geifernd nach der Macht, die Sprache niederzwingt, den Inhalt in Abkürzungen oder Neologismen solange mörsert, bis kein klares Wort mehr übrig bleibt.

Die deutsche Sprache könnte so schön sein, würden nicht Sprachschlampen, Wortmassakrierer und Maulaffen ihr Unwesen treiben. Ein neues Wortgeschöpf ist uns geboren. GroKo wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt. Unwort wäre besser als Auszeichnung gewesen, ist doch dieses Ungetüm eine Abkürzung und gar nicht ein Wort und bezeichnet dieses Etwas etwas Etwaiges, entziehen sich nämlich etliche den Tatsachen, die langsam im Nebel der Koalitionsvereinbarungen hervortreten. Ein Mann - ein Wort, das gilt nicht mehr. Heute ist der ganz vorn, der geifernd nach der Macht, die Sprache niederzwingt, den Inhalt in Abkürzungen oder Neologismen solange mörsert, bis kein klares Wort mehr übrig bleibt.

Was haben uns die Parteien nicht versprochen? Allen sollte es besser gehen. Die Kanzlerin versicherte, dass es mit ihr keine Autobahnmaut gäbe. Familien sollte mehr Geld in der Haushaltskasse verbleiben. Alles eine große Lüge! Eine KoLü, eine Koalitionslüge. Zwar werden die Steuern nicht erhöht, doch die Sozialbeiträge steigen, die Energiekosten belasten die privaten Haushalte. Und die SPD verkündet bereits die Namen für die Ministerämter. Die Mitglieder wurden eingenordet, da ist man sich ganz sicher, alle wollen die GroKo. Die Macht kann verteilt werden, der Kampf ist vorbei, „Mein Kampf“ dagegen wird nicht kritisch gesichtet an die Öffentlichkeit gebracht. Denn vielleicht würde sichtbar, dass „Mein Kampf“ mehr über den Krampf der Koalitionsverhandlungen und das Ämtergeschacher preisgibt als den Protagonisten lieb ist.

Wirkliche politische Arbeit

Das beste Mittel, solche Koalitionsausschüsse, die nichts tun oder nur praktisch undurchführbare Beschlüsse zusammenbrauen, unschädlich zu machen, wäre, ihnen irgendeine wirkliche Arbeit zu geben. Es wird zum Lachen sein, wie lautlos sich dann eine solche Koalition verflüchtigt und plötzlich ganz unauffindbar wird. Aus diesem Grundsatz ist es zweckmäßiger, eine Idee erst eine Zeitlang über die Medien zu verbreiten und dann allmählich aus den Mitgliedern sorgfältig nach möglichen Ministern zu suchen. Es wird sich dabei manches Mal herausstellen, dass unscheinbare Menschen nichtsdestoweniger als geborene Minister anzusehen sind. Die großen Theoretiker sind nur in den seltensten Fällen auch große Organisatoren, da die Größe des Theoretikers und Programmatikers in erster Linie in der Erkenntnis und Festlegung abstrakt richtiger Gesetze liegt, während der Organisator in erster Linie Psychologe sein muss. Er hat den Menschen zu nehmen wie er ist, und muss ihn deshalb kennen. Die einen wissen, was sie wollen. Die anderen machen mit, entweder weil sie es wissen oder doch zu feige sind, dem Erkannten und als schädlich Empfundenen rücksichtslos entgegenzutreten. Die übrigen aber fügen sich aus Unverständnis und Dummheit. Soweit und so adaptiert die Worte Adolfs. Es ist doch nicht alles schlecht, was der Mann aus Österreich in „Mein Kampf“ schrieb.

Der Kampf der Wörter

Martin Walser räsonierte einst, wie die Wortlandschaften unser Denken prägen. Wie kann ein Adolf Hitler sich der deutschen Sprache bemächtigen und anschließend des Verstandes? Wie kann ein Wort uns überführen und andere reden einfach drauf los? Wo sind die Hüter des gepflegten Wortschatzes? Warum schärfen wir nicht unsere Wortsinne, um Lügen zu enttarnen? Wieso reden wir politisch korrekt und nennen die Dinge nicht mehr beim Namen? Ist Pisa nicht doch nur ein anderer Name für Wettbewerb? Reformzirkus verdrängt die Schule. Schule, so wissen wir, leitet sich ab von schola und dieses schöne lateinische Wort bedeutet Muße. Worte schmecken, Gedanken in Wortaromen aufgehen lassen, wortwörtlich nehmen, was gesagt wird und dem Klang der Wörter lauschen. Ein Wort genießen und das Wort erheben gegen die, die Wörter als Nebelkerzen nutzen, das könnten Schüler lernen. Stattdessen werden sie von ihren Lehrern eingezwängt ins Korsett des Wettbewerbs. Und Deutschland hat endlich aufgeholt im Pisa-Rennen.

Spieglein, Spieglein an der Wand

Einst schaute man in den „Spiegel“ und wusste, dass man sich kein „Bild“ machen soll. Die Sprachgrenzen waren klar. Jeder wusste, was er „austgrenzen“ muss. Jetzt ist alles einerlei, der Aust geht zu Springer, die „Bild“ wird zum Spiegel, die Worte geben wieder, was auch die Nackte nicht ausdrückt. Das einst kritische Wort ist nur noch Abglanz. Und das Wort ist Gammelfleisch geworden. Doch es ist noch Hoffnung, Schneewittchen ist uns ein märchenhaftes Vorbild, sie kotzt alles aus.

<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>



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