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Gegengelesen: Die Queen und das Gefühl für Risiken

(explizit.net)Gegengelesen-Kommentar

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Die englische Königin besucht Deutschland und beschäftigt die Kanzlerin, die wahrlich Besseres zu tun hätte, als mit dieser alten Dame die gewesene Mauer abzuschreiten. Es wird berichtet, was die Dame so in Berlin tut, was Bundespräsident Gauck mit ihr so plaudert und ob er das Protokoll auch einhält. Bei den Frisören wird demnächst viel zu lesen sein, welches Kleid die Queen getragen hat und was sie gesagt und nicht gesagt hat. Die Yellow Press hat für die nächsten Wochen ausreichend Material, um die Spalten zu füllen. Und dann gibt es auf der anderen Seite die Nachrichten über Anschläge des IS.

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Die englische Königin besucht Deutschland und beschäftigt die Kanzlerin, die wahrlich Besseres zu tun hätte, als mit dieser alten Dame die gewesene Mauer abzuschreiten. Es wird berichtet, was die Dame so in Berlin tut, was Bundespräsident Gauck mit ihr so plaudert und ob er das Protokoll auch einhält. Bei den Frisören wird demnächst viel zu lesen sein, welches Kleid die Queen getragen hat und was sie gesagt und nicht gesagt hat. Die Yellow Press hat für die nächsten Wochen ausreichend Material, um die Spalten zu füllen. Und dann gibt es auf der anderen Seite die Nachrichten über Anschläge des IS.

Wenn Menschen durch ein Attentat sterben, so ist das tragisch und es ist grauenvoll, was im Namender Religion an Unmenschlichkeit begangen wird. Mit Kain und Abel fing diese Gewalt an, eine Menschheit ohne Morde ist kaum vorstellbar. Stets begleiteten die Menschen Hass, Neid, Krieg und blutige Gemetzel. Die Illusion, dass dies ein Ende hätte, kann getrost aufgegeben werden. Und ob sich die Menschheit weiterentwickelt hat, bleibt eine Frage. Die Queen aber, oder das, was damit an Wünschen und Projektionen verbunden ist, lässt die Illusion einer heilen Welt nicht untergehen. Eine Königin sorgt sich um ihr Königreich und es steht in ihrer Macht, das Böse aufzuhalten. Dieser Kinderglaube "lullt" die Gemüter ein und beschäftigt den Geist. Der Blick für das Reale ist durch die königsblaue Brille verstellt.

Der Mensch ist das Risiko

Die Queen mag eine nette sehr alte Frau sein, sie kann jedoch nicht die Einsicht zerstreuen, dass der Mensch ein Risiko ist. Die Attentäter, die sich während des Freitagsgebets und im Fastenmonat Ramadan in einer Moschee in die Luft jagen oder am Strand Touristen töten, können nicht ganz richtig im Kopf sein. Doch allein den geistigen Zustand für ihre Schandtaten in Betracht zu ziehen, wird der Sache nicht gerecht. Ein solches Tun als „Religionskrieg“ zu bezeichnen, wäre ebenso eine Verkürzung. Möglicherweise lenken all die Erklärungsversuche von einer Grunderkenntnis ab: Der Mensch kann zum Tier werden. Wobei Tiere in diesem Sinne wahrscheinlich menschlicher sind. Sich dieser Tatsache zu stellen, verlangt die Abkehr von allem Kitsch und eine Hinkehr zur Sorge um sich und den anderen.

Erwachsen sei der Mensch

Kinder sind noch der Überzeugung, der Papa oder die Mama werden es schon richten. Mit dem Alter wächst die Ernüchterung, das Leben muss in die Hand genommen werden. Und Erfahrungen werden gemacht, dass andere Menschen auch böse sein können. Vertrauen wird missbraucht und die Gewissheit steigt, dass Menschen zu den grausamsten Taten fähig sind. Die Naivität, dass Menschen, die nett aussehen, auch nett sind, weicht der bitteren Erkenntnis, dass selbst unter Liebenden und im Namen der Liebe das Leben nicht geachtet wird. Der Mensch muss sich dem Schrecken stellen. Und tut er dies, werden Verharmlosungsmanöver zu einem netten Puppenspiel. Man amüsiert sich, doch ist auf der Hut. Das Risiko wird nicht erst wahrgenommen, wenn bereits etwas passiert ist, sondern wenn das Böse keimt. Das Risikobewusstsein wird als die notwendige Art und Weise erlebt, erwachsen zu sein.

Aufmerksam für das scheinbar Unwesentliche

Der Schrecken, den solche Verbrechen wie in Tunesien, Kuwait oder Frankreich auslösen, lähmen einen erwachsenen Menschen nicht, weil er mit solchen Taten rechnet. Es mag kalt, gefühllos oder zynisch erscheinen, wenn recht rational über solche Geschehnisse gesprochen wird, doch es ist nicht abwendbar. Umso sensibler ist der erwachsene Mensch für scheinbar harmlose Entwicklungen, denn die können Weichen stellen und da könnte Unglück abgewendet werden. Hierfür möchten erwachsene Menschen ernst genommen werden und das Risikobewusstsein schärfen. Und wenn die Menschen in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit belassen werden, dann wächst der Zorn.

<emphasize>Ein Kommentar von Thomas Holtbernd</emphasize>



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