(explizit.net) Der Heimwerker steht jetzt ohne Hammer und Ziegel da, er bekommt nicht nur keine 20 Prozent mehr auf alles, er kann im Praktiker-Baumarkt gar nichts mehr kaufen. Der musste nämlich Insolvenz anmelden. Die Geschäftsstrategie mit den „20 Prozent auf alles“ hat sich als Schlag ins Kontor erwiesen. Ein wahres Lehrstück des Schnäppchen-Kapitalismus. Wer Schnäppchen sät, wird den Konkurs ernten.
Der Werbeslogan war originell und ist zu einem geflügelten Wort geworden. Doch Werbung ist nicht alles, die Ware muss auch mit Gewinn verkauft werden. Ist der Baumarkt voll, klingelt es noch nicht in der Kasse. „20 Prozent auf alles“ sind eben nur noch 80 Prozent Einnahmen und das mal Schnäppchen sind jetzt 0 Prozent. Die Frage ist natürlich, wo kann der Rentner seinen Vormittag verbringen, wenn der Baumarkt geschlossen ist? Und was macht der Mann mit all seinen Projekten, wenn er weder Werkzeug noch Material kaufen kann? Aber es gibt ja noch Obi, Hornbach, Bauhaus, Max Bahr…
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Jetzt auch noch Zahnersatz
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Dass man beim Kaffeeröster Tchibo nur noch nebenbei ein Pfund Kaffee kauft, das ist lange geübt. Doch jetzt kann man sich im Zuge des demografischen Wandels auch noch seinen Zahnersatz bei Tchibo abholen. Wer die ZahnersatzCard erwirbt, der bekommt Rabatte, nicht 20 Prozent, nein 50 Prozent auf alles, was als Brücke, Implantat oder Krone aus Manila kommt. So spart der Patient mächtig Geld für seine neuen Zähne. Ob es jedoch einen Zahnarzt gibt, der bereit ist, das neue Gebiss anzupassen, das steht auf einem anderen Blatt. Die Macher versprechen „Made in Germany“ kann überall sein, wenn nur ein deutscher Geschäftsführer mal vorbeischaut.
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Aldi ist auch nicht mehr das, was es einmal war
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Die Zahlen der Discounter gehen zurück, die Kunden wollen Qualitätsware haben und regionale Lebensmittel kaufen, da hat der kleine Supermarkt um die Ecke, den ich auch zu Fuß erreichen kann, ein besseres Angebot. Billig, billig ist fast vorbei, die Kunden werden anspruchsvoller. Und plötzlich merkt auch der dümmste Kunde, dass er nicht immer bis zum nächsten Einkaufszentrum fahren will, das lässt sich mit dem Rollator auch nur schwer machen. Die Landesregierung von NRW verbietet jetzt sogar solche Neuansiedlungen von Konsumtempeln, die weit draußen liegen. Nach dem neuen Landesentwicklungsplan dürfen nur noch 10 Prozent der Verkaufsfläche für Waren reserviert werden, die man auch in den Städten, also gleich um die Ecke kaufen kann, z. B. Bücher, Nahrungsmittel, Bekleidung und Haushaltsbedarf.
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Altbewährt und gut
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Der kleine Tante Emma-Laden hat neben dem besseren Angebot noch einen weiteren Vorteil, es ist nicht zu vermuten, dass der kleine Krauter eine noble Überwachungsanlage einbaut, um seine Kunden zu überwachen, anonym shopping, das wäre der neue Werbeslogan. Den Trend zum Bewährten macht jetzt auch der Kreml, in Folge der ganzen Spitzel- und Abhörskandale besinnt man sich auf die gute alte Schreibmaschine. So orderte der Kreml 20 Olympia-Schreibmaschinen aus dem schönen Hattingen. Und wahrscheinlich kommen auch andere altbewährte Dinge wieder in Gebrauch. Den besten Schutz vor Überwachung bietet ein z. B. handgeschriebener Brief, verschickt mit der Post oder wenn man ganz sicher sein will, dann steckt man ihn höchstpersönlich in den Briefkasten.
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Und noch ein Angebot
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Den Vogel abgeschossen mit ihren Billigangeboten hat jedoch die Junge Union. Auf der Homepage dieser jungen Garde geht es nicht nur geil zu, da wird auch etwas für die entsprechende Betätigung getan. Für 59,90 € kann jeder, der sich für megapotent hält, ein Strandpartypaket erwerben und dieses enthält: 25 Eiswürfel, 1 Luftmatratze, 1 Paar Flip Flops, 1 Badetuch und 50 Kondome in der Farbe schwarz. Zusätzlich gibt es noch eine Sonnenbrille, wahrscheinlich zur Tarnung, nachdem der Jungunionist seine Packung mit den Kondomen verbraucht hat.
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Wahlen einmal anders
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Wenn die Junge Union mit Kondomen Prozente sammeln will, dann kann man sich auch fragen, ob wir Wahlen noch brauchen. Ständig werden uns die Prozente präsentiert, die die einzelnen Parteien erzielen würden, wenn heute Bundestagswahl wäre. Von Praktiker lernen, heißt verlieren lernen und so könnten die Wähler, um wirklich zu gewinnen, die Prozente vergessen, ihre Schnäppchenmentalität aufgeben und gewonnen hat, wer gute Qualität anbietet. Die Parteien versuchen, uns nicht durch Wahlkampfschnäppchen zu überzeugen, sondern stellen einfach ihre besten Leute in den Ring und wir sprechen unser Vertrauen aus. Die von der Jungen Union werden nicht dabei sein, denn die sind noch damit beschäftigt, ihre Kondome zu verbrauchen.
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<emphasize>Thomas Holtbernd</emphasize>
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