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Fußball-Weltmeisterschaft: Fußball-Fragen für Experten Nr. 5

(explizit.net) Ist das denkbar? Ein Weltstar des Fußballs, den die Nazis ermorden ließen?

(explizit.net) Ist das denkbar? Ein Weltstar des Fußballs, den die Nazis ermorden ließen?

Doch, das ist denkbar, wenn auch nicht bewiesen. Es handelte sich um den schon erwähnten Matthias Sindelar, den wohl besten Fußballer seiner Zeit. Sindelar, so viel steht fest, mochte die Nazis nicht, die 1938 Österreich besetzten und die österreichische Nationalmannschaft, die sich für die WM 1938 qualifiziert hatte, sofort auflösten. Als Trost für die enttäuschten Fußballfans fand ein Spiel „Altreich“ gegen „Ostmark“ statt. In diesem Spiel hat Sindelar in aufreizend lässiger Weise gleich mehrere hundertprozentige Chancen vergeben, um zu zeigen, wie wenig Wert er diesem Spiel beimaß. Als er dann doch das 1:0 für die „Ostmark“ erzielte, führte er vor den Nazis auf der Haupttribüne ein Freudentänzchen auf, um sie noch mehr zu provozieren. Danach wurden alle Profiverträge der österreichischen Fußballer aufgelöst und so genannte jüdische Vereine verboten. Dazu gehörte auch Sindelars Verein Austria Wien. Dessen Vorsitzenden auch nur zu grüßen, wurde den Spielern verboten, woran sich Sindelar nicht hielt. „I, Herr Doktor, wird Ihna oba immer griaßn“, soll er gesagt haben.

Herbergers wiederholte Einladungen, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen, ignorierte er. 1939 wurde er tot in seinem Bett gefunden, neben ihm lag seine jüdische Freundin Camilla, die zwar noch lebte, aber einen Tag später verstarb. Der Kamin wäre schadhaft gewesen, wurde bei Untersuchungen festgestellt, beide seien an einer Kohlenmonoxydvergiftung gestorben. Aber die Polizisten, die die beiden gefunden haben, behaupteten später, Ofen und Kamin wären in Ordnung gewesen. Der Verdacht, dass daran manipuliert worden war, blieb bestehen.

Sindelar, ein doppelt betrogener also. Beim Fußball betrogen um den WM-Titel 1934 und später, seiner Standhaftigkeit wegen, auch noch um sein Leben gebracht.

<emphasize>Heinrich Peuckmann</emphasize>



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