Erst Fastnacht, dann Fasten, dann Fastenbrechen. Vor der 40-tägigen Zensur des Fastens ist nochmal ordentlich auf den Putz gehauen worden, bevor die Zeit nach dem Fasten schon wieder ein Grund zum Feiern ist.
Das Fasten hat die Ernährung zur Religion gemacht. Nun ist Ernährung die Religion. Damit ist Fasten überflüssig geworden. Wer sich vegetarisch, vegan, frutarisch oder anders individuell ernährt, hat das Fasten schon längst zu seiner Lebensaufgabe gemacht.
Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Das war das Ernährungsmotto für die Nachkriegszeit bis zum Wirtschaftsaufschwung. Inzwischen ist es schon längst kein Privileg mehr, satt werden zu können: Selbstverwirklichung ist auf den Tellern gelandet. Biologisch, Nachhaltig, Fair Trade, Gluten- und Laktose-frei. Wie definieren Sie sich?
Auf was kann man überhaupt noch fasten? Wenn die fleischlose Zeit zur Regel und nicht zur Ausnahme geworden ist, muss auch die Fastenzeit sich neu erfinden. Mit dem richtigen Marketing ist auch das Fasten ein Happening. Als „Zeit der wohltuenden Entschlackung“ klingt die „Zeit für Buße und Umkehr“ gleich viel hipper.
Das Bekenntnis zum Essen ist das Bekenntnis zum Glauben: „Ich glaube an Quinoa, Amaranth und Tapioka, die Schöpfer der Energie und der Balance.“
Das apostolische Essensbekenntnis wird vor jedem Blick auf die Zutatenliste rauf und runter gebetet. Wenn die Ernährungspäpste unserer Zeit wüssten, wer die ersten Ernährungstrends gesetzt hat, dann wären sie bis Ostern nun voll im Trend.
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