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Es braucht mehr als Transparenz

(explizit.net/ kath.de) Kath.de-Kommentar:

Das Jahr 2013 wird sich als Jahr der Transparenz in die Erinnerung vieler Kirchenorganisatoren einprägen. Es ist das nicht beabsichtigte Verdienst von Bischof Tebartz van Elst oder vielmehr die Konsequenz eines eigenartigen Geschäftsgebarens im Bistum Limburg, wo ein Bauprojekt des Bischöflichen Stuhls mit der Bausumme von 5 Millionen Euro veranschlagt und vermutlich mit nahezu 40 Millionen realisiert wurde: Kirchliche Vermögensverwaltung wird transparenter.

(explizit.net/ kath.de) Kath.de-Kommentar:

Das Jahr 2013 wird sich als Jahr der Transparenz in die Erinnerung vieler Kirchenorganisatoren einprägen. Es ist das nicht beabsichtigte Verdienst von Bischof Tebartz van Elst oder vielmehr die Konsequenz eines eigenartigen Geschäftsgebarens im Bistum Limburg, wo ein Bauprojekt des Bischöflichen Stuhls mit der Bausumme von 5 Millionen Euro veranschlagt und vermutlich mit nahezu 40 Millionen realisiert wurde: Kirchliche Vermögensverwaltung wird transparenter.

Gutachten wird erwartet

Mit der Transparenz allein aber ist die Kuh noch nicht vom Eis. Eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission wird per Gutachten feststellen, ob jemand, und wenn ja, wer, sich der Verantwortung in Limburg nicht entziehen kann. Das Ergebnis wird in jedem Fall brisant sein. Vermutlich wird es so ausfallen, dass festgestellt werden wird, dass alle Beteiligten im Großen und Ganzen richtig gehandelt haben, im Einzelfall jedoch deutliche Mängel zeigten. Denn eine Rechtspflicht des Bischofs, die Finanzen offen zu legen, gibt es nicht und eine legislativ hieb- und stichfeste Geschäftsordnung des Aufsichtsgremiums wird auch schwerlich zu finden sein, da der Bischof selbst kirchenintern der oberste Gesetzgeber ist.

Welche staatlichen Gesetze der Aufsichtspflicht hier greifen könnten, wird nicht ohne schwierige und langwierige juristische Verfahren zu ermitteln sein. Aber auch ein solches, auf den ersten Anschein salomonisches Gutachten enthält Sprengstoff. Denn die kirchliche Öffentlichkeit wird sich damit nicht trösten lassen. Die biblische Frage, die einst Maria dem Engel stellte, „Wie kann das geschehen?“, sie bleibt bestehen: Wie kann es geschehen, dass aus 5 Millionen 40 werden? Auf des Engels Antwort ist in diesem Fall nicht zu hoffen.

Freiwillige Transparenz

Inzwischen weiß jeder einigermaßen Kircheninteressierte, dass Bischöfliche Stühle eigene Rechtspersonen mit gesonderter Vermögensverwaltung sind, für die es keine rechtlich festgelegte Rechenschaftspflicht des Bischofs gibt. Die Bilanzen dieser bischöflichen Güterverwaltung, die ihrem Umfang nach von Diözese zu Diözese höchst unterschiedlich sind, wurden bisher streng geheim gehalten. Um sich von dem Verdacht der Geheimniskrämerei zu befreien, haben einige Bischöfe die Bilanzen ihrer Vermögensverwaltung freiwillig offen gelegt, (

<p>). Manche bleiben in ihren Aussagen vage, so die Bischöfe von Mainz oder Berlin, die Südwestdeutschen Bistümer Freiburg und Rottenburg, wo das Sparen als Volkstugend geadelt ist, geben keine genauen Informationen. Dort aber bescheinigen die Sprecher der diözesanen Kontrollgremien der Diözesanverwaltung einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kirchlichen Vermögen.</p> <h2>Verantwortung ist gefragt</h2> <p>Was für die Kirche auf dem Spiel steht, ist das Vertrauen in die Kirche im Blick auf den verantwortlichen Umgang mit Geld und Vermögen. Während bisher galt, dass in der Kirche hohe ethische Standards walten und mit Hab und Gut verantwortlich umgegangen wird, so erfährt die Kirche immer deutlicher, dass dieser Vertrauensvorschuß nicht mehr gilt. Er verschleift sich in einer sich rapide verändernden Gesellschaft ebenso wie viele andere Werte. Kirche muß zeigen, wie sie hält, was sie verspricht. Dafür wird Transparenz allein nicht genügen. Die zweite Tugend, die notwendig sein wird, ist die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Das eigentliche Vertrauen-brechende im Fall Limburg ist nicht, dass ein Projekt mehr kostet, als geplant war. Was das Vertrauen zerstört ist die Tatsache, dass niemand auftritt und für die Sache, wie sie sich entwickelte, die Verantwortung übernimmt. Damit offenbart die Kirche eine tragische Schwäche, die ganz im Mainstream der gesellschaftlichen Entwicklung liegt: Erfolge zu personalisieren und Scheitern zu sozialisieren. Wenn es gelänge, die Tugend der Verantwortung wieder zu ergreifen und in den kirchlichen Strukturen besser zu verwurzeln, wäre dies ein echtes Zeichen mit prophetischer Kraft für die Gesellschaft und ein Sprung nach vorne bei der Wiedergewinnung von Vertrauen.</p> <p><emphasize>Theo Hipp</emphasize>



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