Fotolia: Halpoint

Die Methodik des Papstes: Unauflöslichkeit und Barmherzigkeit

„Enttäuschung programmiert“, so die ARD. Aber warum sollen Papst und Synode nicht an der Unauflöslichkeit der Ehe festhalten. Verstanden wurde nicht die Maxime der Barmherzigkeit, die der Papst als oberste Orientierungslinie vorgab. Trotz Barmherzigkeit, die Unauflöslichkeit der Ehe bleibt bestimmend, das Scheitern ist nicht mehr alleine eine Frage des Rechts, sondern erweitert sich auf das Eingeständnis der Schuld. Eine generelle Freigabe des Kommunionempfangs gibt es nicht, sondern eine individuelle Beratung mit einem Priester. Nicht alle Fragen bzgl. der Ehe sind aufgearbeitet. Jedoch hat der Papst das Kirchenschiff aus dem Packeis der Unbeweglichkeit herauslösen können. Dieses Resümee findet sich nicht in den Kommentaren der selbsternannten Papstkenner. Auch die FAZ, der nicht wenige Katholiken den Status einer Kirchenzeitung zubilligen, kann nicht mehr in den großen Linien denken. Sie urteilt, die Synodenergebnisse seien allenfalls vage und der Papst müsse jetzt selber handeln. Er hat aber längst gehandelt: Wie hat der Papst die Koordinaten bereits verändert?

„Enttäuschung programmiert“, so die ARD. Aber warum sollen Papst und Synode nicht an der Unauflöslichkeit der Ehe festhalten. Verstanden wurde nicht die Maxime der Barmherzigkeit, die der Papst als oberste Orientierungslinie vorgab. Trotz Barmherzigkeit, die Unauflöslichkeit der Ehe bleibt bestimmend, das Scheitern ist nicht mehr alleine eine Frage des Rechts, sondern erweitert sich auf das Eingeständnis der Schuld. Eine generelle Freigabe des Kommunionempfangs gibt es nicht, sondern eine individuelle Beratung mit einem Priester. Nicht alle Fragen bzgl. der Ehe sind aufgearbeitet. Jedoch hat der Papst das Kirchenschiff aus dem Packeis der Unbeweglichkeit herauslösen können. Dieses Resümee findet sich nicht in den Kommentaren der selbsternannten Papstkenner. Auch die FAZ, der nicht wenige Katholiken den Status einer Kirchenzeitung zubilligen, kann nicht mehr in den großen Linien denken. Sie urteilt, die Synodenergebnisse seien allenfalls vage und der Papst müsse jetzt selber handeln. Er hat aber längst gehandelt: Wie hat der Papst die Koordinaten bereits verändert?

Die Barmherzigkeit ändert nicht das Recht, aber den Umgang mit dem Gescheiterten

Nach der ersten Sitzungsperiode der Synode vor einem Jahr war deutlich, dass viele Bischöfe sich vor die Frage gestellt sahen, in dem langem Kampf um die Unauflöslichkeit der Ehe aufzugeben oder, gegen die Erwartungen der westlichen Gesellschaften, an diesem Wert festzuhalten. Dieser Wert ist für die Katholische Kirche deshalb von außerordentlicher Bedeutung, weil die Ehe nicht nur wie ein Führerschein oder ein Diplom einen Segen erhalten kann, sondern weil sie den Charakter eines Sakramentes hat. Wird nicht diese besondere Qualität in Frage gestellt, wenn nach einer Scheidung eine zweite Ehe dadurch erlaubt wird, dass man dem neuen Paar den Empfang der Kommunion ermöglicht? Dieses Argument wischt der Zeitgeist vom Tisch, indem er einfach feststellt, die Scheidung sei unausweichliche Folge der modernen Gesellschaft. Diese Gesellschaft habe, so klingt aus nicht wenigen katholischen Gremien, sei mit ihren Freiheiten und ihren Emanzipationsschüben die Spitze der Evolution erreicht. Offensichtlich ist der Papst und mit ihm die südliche Halbkugel von dieser Fortschrittsideologie nicht angetan. Es besteht angesichts des Wortes Jesu "Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht lösen" eine Barriere gegen zu einfache Anpassung. Weil man dem Papst eine Nähe zu dieser Ideologie unterstellt hatte, betonte er am Anfang der zweiten Sitzungsperiode, dass die Unauflöslichkeit der Ehe nicht Verhandlungsgegenstand sei. Aber wie kommt es jetzt, dass die Mehrheit der Bischöfe einem abgewogenen Text, Nr, 84-86 im

<p>,ihre Zustimmung gegeben haben?</p> <h2>Über die Begrenztheit der Argumente hinaus</h2> <p>Wäre die Synode auf der Ebene der Statements geblieben, wäre das Argument „Keine Eucharistie für die formell zum zweiten Mal Verheiratete“ unangreifbar. Man kann gegen diese Schlussfolgerung das Argument einführen, die katholische Kirche sei völlig weltfremd. Aber es protestieren nicht nur afrikanische Bischöfe dagegen. Es müssten alle es als Hohn empfinden, die mit dem Gebot der Unauflöslichkeit vor Augen kirchlich geheiratet haben. Nicht dem Zeitgeist und manchen deutschen Gremien gegenüber, wohl aber diesen Ehepaaren ist die katholische Kirche im Wort. </p> <p>Der Papst hat das Gebot der Unauflöslichkeit nicht infrage gestellt, es aber überhöht, indem er die Barmherzigkeit Gottes als das übergeordnete Prinzip nicht nur formuliert, sondern mit einem Heiligen Jahr Gewicht verliehen hat. Mit der Ankündigung eines großen Wallfahrtsjahrs 2016 unter dem Titel „Jahr der Barmherzigkeit“ hat er den Beichtvätern besondere Vollmachten gegeben. Wie aber hat der Gedanke der Barmherzigkeit die Einschätzung einer Scheidung verändert?</p> <h2>Klärung auf der Erfahrungsebene</h2> <p>Diejenigen Synodenteilnehmer, denen das Ziel "Klarheit der Lehre" vor Augen stand, reagierten mit heftiger Ablehnung auf die Vorgabe des Papstes, in Sprachgruppen mit einem intensiven Erfahrungsaustausch zu beginnen. Dabei ging es nicht um die Klärung einer Lehrfrage, die nicht wenige Kardinäle und Bischöfe als Ziel der Synode bestimmt hatten. Vielmehr wurden die Familien in den schwierigen Situationen zwischen Flucht und moderner Arbeitswelt mit einer großen Fremdbestimmung Thema. Die Frage war nicht mehr, wie die katholische Kirche die Ehe- und Scheidungsfragen regeln soll, sondern wie Paare ein Familienleben in den jeweiligen Kontexten verwirklichen können. Das ist gelungen, so dass der Papst feststellen konnte, dass niemand von den Teilnehmern die Familie noch so sehen kann wie zu Beginn der Synode. Wenn es um die Situation der Familie und die vielen Widrigkeiten geht, an denen eine Familie scheitern kann, dann gibt es nur noch die Zusage der Barmherzigkeit, dass Gott und mit ihm dann auch die Kirche Samariterdienste leisten muss. Die Methodik könnte der Papst aus dem Jesuitenorden mitgebracht haben.</p> <h2>Die Deliberatio Communitaria</h2> <p>Im zentralen Erbe des Ordensgründers, in den Exerzitien des Ignatius wird die Unterscheidung der Geister erspürt und eingeübt, um für konkrete Situationen den Willen Gottes zu erkennen. Es geht dabei nicht um theologische Entscheidungen, sondern in Bezug auf das Engagement für bestimmte Projekte und die Lösung kritischer Situationen. Das oberste Kriterium für solche Entscheidungsprozesse ist nach Ignatius "Wachstum in Glaube, Hoffnung und Liebe." Übertragen auf gemeinsame Entscheidungen besteht das Gespräch im Zuhören, nicht im Argumentieren, bis sich herausbildet, wohin der Geist Gottes die Gruppe drängt. Dass der Papst diesem Vorgehen vertraut hat wird aus seiner Ansprache „</p> <p>

<p> von 17.10.15 erkennbar: </p> <p>„Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Hörens, im Bewusstsein, dass auf etwas Hören mehr ist als bloßes Hören. Es ist ein wechselseitiges Hören bei dem jeder etwas zu lernen hat. Das gläubige Gottesvolk, das Kollegium der Bischöfe, der Bischof von Rom: der eine hört auf den anderen, und gemeinsam hören sie auf den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit (Joh 14,17), um das zu erkennen, was Er seinen Kirchen sagt (Apg 2,7).</p> <p>Für das Gelingen dieser Gesprächsform ist entscheidend, dass auf jeden persönlichen Angriff verzichtet wird. Der Papst erwähnt das in seiner </p> <p>

<p>: </p> <p>Auf dem Weg dieser Synode haben die verschiedenen Meinungen, die frei – und leider manchmal mit nicht gänzlich wohlwollenden Methoden – ausgedrückt wurden, zweifellos den Dialog bereichert und belebt und so ein lebendiges Bild einer Kirche dargeboten…“</p> <p>Die Erfahrung zeigt, dass einer, der nicht auf die Sache schaut, sondern die Sicht des anderen abwertet, den ganzen Prozess infrage stellt.</p> <h2>Den Anteil am Scheitern anerkennen</h2> <p>Es gibt, wie Reaktionen zeigen, immer noch Bischöfe, die eindeutige Regelungen als Ausdruck des Katholischen sehen. Nicht zuletzt die Medien erwarten vom Papst in Rom eindeutige Vorgaben. Die Umsetzung der Synode verlangt jedoch eine jeweils auf die Person abgestimmte "Weise des Vorgehens", ein Begriff, der auf Ignatius zurückgeht. Das bedeutet auch, dass Barmherzigkeit nicht einfach wie eine Rentenerhöhung ausgeschüttet werden kann. Wenn Barmherzigkeit, dann zuerst die Erkenntnis des eigenen Anteils am Scheitern der Beziehung. Indem der Papst das Gespräch mit einem Priester anbietet, wird dem einzelne die Chance eröffnet, eigene Schwächen und auch eigenes Versagen zu erkennen. Das ist etwas wirklich anderes, als dem Partner die Schuld am Scheitern zu geben. Denn nur wenn die einzelnen auf sich selbst blicken, hat die neue Beziehung die Chance, nicht an denselben Fehlern zu scheitern wie die erste. Barmherzigkeit ist deshalb etwas anderes als Gerechtigkeit, sie sieht für jeden anders aus und jeder braucht sie, um weiter leben zu können. Jesus fordert, dass wir nicht nur siebenmal, sondern siebenmal siebzigmal dem anderen vergeben sollen. Hinzuweisen ist auf ein wichtige Bedingung für die Gespräche mit Geschiedenen: sie unterliegen dem Beichtgeheimnis. Ein weites Feld für die Humanisierung der Beziehungen aus dem Geist Jesu eröffnet sich.</p> <p>

<p>Eine vorläufige Übersetzung zu den Menschen, die nach einer </p> <p>

<p>



Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang