Das religiöse Bild der Ukraine prägt eine große Vielfalt von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Etwa 74% der ukrainischen Bürger bezeichnen sich als glaubende Menschen, von denen sich 94% zum Christentum bekennen. Mit den religiösen Wurzeln reicht die heutige Ukraine weit in die Geschichte des ostslawischen Christentums zurück. Der Großfürst Vladimir übernahm damals die christliche Religion in der byzantinischen Form aus Konstantinopel und führte diese (988/89) als Staatsreligion in die Kiewer Rus ein. Das war eine Vereinigung der Fürstentümer, die als gemeinsame Heimat für die sich daraus später entwickeltenden Völker der Ukrainer, Russen und Weißrussen gilt.
Das religiöse Bild der Ukraine prägt eine große Vielfalt von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Etwa 74% der ukrainischen Bürger bezeichnen sich als glaubende Menschen, von denen sich 94% zum Christentum bekennen. Mit den religiösen Wurzeln reicht die heutige Ukraine weit in die Geschichte des ostslawischen Christentums zurück. Der Großfürst Vladimir übernahm damals die christliche Religion in der byzantinischen Form aus Konstantinopel und führte diese (988/89) als Staatsreligion in die Kiewer Rus ein. Das war eine Vereinigung der Fürstentümer, die als gemeinsame Heimat für die sich daraus später entwickeltenden Völker der Ukrainer, Russen und Weißrussen gilt.
Nach dem Untergang der Kiewer Rus gerieten ihre Teile unter die Herrschaft von verschiedenen Staaten und Imperien, Polen, Litauen, Polen-Litauen, Russisches und Habsburger Reich, Ungarn, Rumänien, Polnische Republik, UdSSR, Generalgouvernement, Reichskommissariat Ukraine etc.. Sie unterlagen stets den Einflüssen sowohl der östlichen als auch der westlichen Kulturen.
1991 etablierte sich die Ukraine erstmalig als ein unabhängiger Staat. Die Fremdherrschaftsperioden stellten für den neuen Staat eine Herausforderung sowohl in politischer als auch religiöser Hinsicht dar, denn jede Gruppe brachte ihr eigenes geprägtes Verständnis von ukrainischer Geschichte, Staatlichkeit, Nation und religiöser Identität mit sich.
Die kirchliche Landschaft lässt sich in der Ukraine folgendermaßen gliedern: Die orthodoxen, katholischen Kirchen und eine Reihe von unterschiedlich großen Denominationen der evangelischen und evangelikalen Kirchen und Kirchengemeinschaften.
Die ukrainischen orthodoxen Kirchen
Die orthodoxen Christen bilden die größte Konfessionsgruppe, 70,2% von den sich als gläubig bezeichnenden Menschen, so die letzten statistische Angaben aus dem Jahr 2014. Trotz ihrer Größe auch im Blick auf die Gemeindezahlen, 16.811 von insgesamt
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religiösen Gemeinden und Gemeinschaften des Landes, stellt die ukrainische Orthodoxie keine strukturelle Einheit dar. Vielmehr besteht sie zumindest in drei größere Jurisdiktionen.
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die <emphasize>Ukrainische Orthodoxe Kirche</emphasize> (UOK), die Nachfolgerin des ehemaligen Ukrainischen Exarchats der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in der Ukrainischen sowjetischen Republik, gilt als die stärkste orthodoxe Kirche. Sie zählt 12.714 Pfarrgemeinden. Die UOK besitzt zwar den Status einer erweiterten Autonomie, bleibt aber weiterhin dem Moskauer Patriarchat untergeordnet. Ihr Oberhaupt trägt den Titel eines Metropoliten von Kiew und der gesamten Ukraine. </paragraph>
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die Ukrainische Orthodoxe Kirche Kiewer Patriarchat (UOK KP) ist mit 4.661 Pfarrgemeinden die zweitgrößte orthodoxe Kirche. Ihre Entstehungsgeschichte wird bis heute innerhalb der Orthodoxie sehr kontrovers beurteilt. Nach der Entstehung des unabhängigen ukrainischen Staates strebte ein Teil des ukrainischen orthodoxen Episkopates, der bislang der ROK angehörte, danach, für die ukrainische Orthodoxie die Unabhängigkeit, die Autokephalie zu erlangen. Nach dem gescheiterten Versuch, diesen Status von Moskau zugestanden zu bekommen, beschloss der damalige Metropolit Filaret Denysenko 1992, unterstützt von den einflussreichen ukrainischen Politikern, eine von Moskau unabhängige orthodoxe Kirche auszurufen. Das Oberhaupt der UOK KP führt den Titel Patriarch von Kiew und der gesamten Rus-Ukraine</paragraph>
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche (UAOK) bildet mit ihren 1.185 Pfarrgemeinden die dritte bedeutende orthodoxe Jurisdiktion. Ihre Geschichte geht auf die Ereignisse in Russland von 1917 und die darauffolgenden revolutionären Wirren zurück. Damals wurde der Versuch unternommen, einen unabhängigen ukrainischen Staat auszurufen und parallel dazu, wie es in vielen orthodoxen Ländern Mittel-, Süd- und Osteuropas üblich war, eine unabhängige Kirche zu bilden. Eine Gruppe von ukrainisch national gesinnten Priestern und Laien fand aber keinen Bischof, der die Weihe der Hierarchie dieser neuen Kirche vollziehen würde. Daher beschloss sie 1921 auf einer Versammlung in Kiew, die Weihe zweier Kandidaten durch die Anwendung der sogenannten alexandrinischen Form vorzunehmen, wobei alle Teilnehmer eine Kette bildeten, indem sie einander die Hände auf die Schultern legten. Diese endete bei zwölf Diakonen und 30 Priestern, die bei den Weihekandidaten die Handauflegung vollzogen. Diese Bischofsweiheform war sehr umstritten. Während des Zweiten Weltkrieges sanierte der Vorsteher der polnisch orthodoxen autokephalen Kirche den kanonischen Weihemangel und installierte für die UAOK einen rechtmäßig geweihten Episkopat. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich die UAOK aber nur in der Diaspora entwickeln. Eine Wiedergeburt in der Ukraine erfuhr sie 1989. Der Autokephaliebewegung schlossen sich eine Reihe der ehemaligen russisch-orthodoxen Geistlichen an. Einer der Hierarchen aus der Diaspora wurde 1990 auf dem Konzil dieser Kirche zum Patriarchen von Kiew und der gesamten Rus-Ukraine gewählt. Nach dem Tod des letzten Ersthierarchen wurde kein neues Oberhaupt gewählt, sondern ein Verwalter des Patriarchats bestellt. </paragraph>
Von diesen drei Kirchen wird nur die UOK, die in Verbindung mit Moskau steht, von der Weltorthodoxie als rechtmäßige orthodoxe Kirche in der Ukraine anerkannt. Die beiden orthodoxen Jurisdiktionen – UOK KP und UAOK – haben bis heute keine Anerkennung erlangt. Sie werden von den anderen orthodoxen Landeskirchen für „nichtkanonisch“ gehalten. Dies hat zur Folge, dass sie keine Kommuniongemeinschaft mit den anderen Orthodoxen haben.
Die katholischen Kirchen in der Ukraine
Die Katholiken in der Ukraine gehören ebenso nicht einer Kirche an. Die Unterschiede, anders als bei den Orthodoxen, beruhen auf einer anderen kirchlich-historischen Grundlage.
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die Römisch-Katholischen Kirche in der Ukraine (RKK) hat 942 Gemeinden, ihr gehören etwa 1% von der Gesamtheit der Christen an. Ihre Gemeinden fanden sich in den ukrainischen Gebieten, die einst zum Verband der benachbarten katholischen Staaten, vor allem Polen bzw. Polen-Litauen gehört hatten. Nach der Angliederung dieser Gebiete an die Sowjetunion hat die Sowjetregierung das Diözesannetz der römisch-katholischen Gläubigen fast liquidiert, wobei ein erheblicher Teil des Klerus und der Gläubigen deportiert wurde. Die RKK konnte nach 1991 ihre Strukturen erneuern und ausbauen. Ihr Oberhaupt trägt den Titel eines Erzbischofs und Metropoliten mit dem Sitz in der westukrainischen Staat Lviv (Lemberg). </paragraph>
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) zählt 3.765 Pfarrgemeinden und umfasst 7,8% der Christen des Landes. Die institutionelle Geschichte dieser Kirche ist untrennbar mit der Union von Brest (1595/96) verbunden. Damals gehörte die heutige Ukraine zum polnisch-litauischen Reich. Die Mehrheit des Episkopats der orthodoxen Kiewer Metropolie, die vom Patriarchat Konstantinopel anhängig war, entschlossen sich, mit der römischen Kirche eine Union einzugehen. Daher wird die UGKK auch als Unierte Kirche bezeichnet. Ihre Identität besteht einmal in der Beibehaltung des byzantinischen Ritus. Sie teilt mit den anderen orthodoxen Kirchen dieselbe liturgische und spirituelle Tradition. Zum anderen steht sie seit der Union von Brest in Gemeinschaft mit dem Papst von Rom und anerkennt ihn als ihr Oberhaupt. Diese Union machte eine wechselvolle Entwicklung durch. Während sie unter der russischen Herrschaft größtenteils mit Zwang aufgehoben wurde, konnte sie sich in Ostgalizien unter der Habsburger Herrschaft relativ gut entwickeln und ihre Positionen sogar stärken. 1807/08 wurde Lviv (Lemberg) zu ihrem Zentrum erklärt. Nach der Eingliederung Ostgaliziens (1939 bzw. 1944) in den sowjetischen Staat wurde die UGKK 1946 offiziell verboten und unter Zwang in die Kirche des Moskauer Patriarchates eingegliedert. Sie überlebte im Untergrund und in der Diaspora. 1989 gewann sie ihre Unabhängigkeit und ihren gesellschaftlichen Status zurück. Im gleichen Jahr kehrte ihr in der Diaspora amtierendes Oberhaupt auf seinen Metropolitansitz in Lemberg zurück. 2005 wurde das Zentrum der UGKK von Lemberg nach Kiew verlegt. Ihr Vorsteher trägt den Titel Großerzbischof von Kiew und Halych. </paragraph>
- <paragraph xmlns:tmp="http://ez.no/namespaces/ezpublish3/temporary/">Die Griechisch-Katholische Diözese Mukachevo ist wie die UGKK eine weitere unierte Ostkirche – sie gilt, kirchenrechtlich gesehen, in der Gemeinschaft mit Rom als eigene katholische Ostkirche, deren institutioneller Ursprung in der Union von Uzhhorod (1646) liegt. Diese Kirche, die etwa 400 Gemeinden zählt und Rom direkt unterstellt ist, leitet ein Diözesanbischof mit dem Sitz in Uzhhorod.<emphasize> </emphasize></paragraph>
Obwohl drei katholische Kirchen je eigene hierarchische Verfassung haben, stehen sie durch ihre Verbindung mit dem Römischen Apostolischen Stuhl in einer Kommuniongemeinschaft untereinander.
Trotz einer verhältnismäßig hohen Gemeindezahl der
<emphasize>evangelischen Kirchen</emphasize>
, bekennen sich nur etwa 1 % der ukrainischen Christen zum Protestantismus. Sie sind auf eine große Zahl von Bekenntnissen aufgeteilt und spielen daher in der Öffentlichkeit nicht eine ähnlich Rolle wie die oben erwähnten Kirchen der orthodoxen bzw. der katholischen Konfessionsgruppe.
Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland stellt für viele Kirchen eine neue Herausforderung dar. Dazu s. der Beitrag:
Die ukrainischen Kirchen und der Majdan
Andriy Mykhaleyko
Dr. Mykhaleyko, z.Zt. Eichstätt, steht für Rückfragen zur Verfügung
<p> 0049.160. 562 2229</p>
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