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Die Jugend - Europas Pulverfass

(explizit.net) Kaum eine Gruppierung ist in Europa so gefährdet wie die Jugend. Sie ist Motor vieler Bewegungen, so für den arabischen Frühling, der Tahir Platz ebenfalls. Sie ist gut organisiert und vernetzt, doch sie hat auch ein dominierendes Problem: In vielen Ländern Europas wie Afrikas ist sie überwiegend arbeitslos und wird zunehmend unruhig. Eine Prospektive.

(explizit.net) Kaum eine Gruppierung ist in Europa so gefährdet wie die Jugend. Sie ist Motor vieler Bewegungen, so für den arabischen Frühling, der Tahir Platz ebenfalls. Sie ist gut organisiert und vernetzt, doch sie hat auch ein dominierendes Problem: In vielen Ländern Europas wie Afrikas ist sie überwiegend arbeitslos und wird zunehmend unruhig. Eine Prospektive.

Unruhig und motiviert

In den meisten europäischen Staaten sind es die jungen Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Vor allem die südeuropäischen Länder kämpfen mit exorbitanten Arbeitslosenzahlen unter den Jugendlichen. Diese hohe Jugendarbeitslosigkeit ist derzeit das drängendste Problem in Europa, denn geht es weiterhin aufwärts mit der Quote wie bisher, wird Europa sein Tunesien erleben. Dort revoltierten gut Ausgebildete und Akademiker gegen die Diktatur und die Obrigkeit, gegen Korruption und für eine bessere Zukunft.

Vor allem in Südeuropa fehlen Jobs

Die Quote der unter 25 Jährigen Arbeitslosen in Europa liegt derzeit bei 23%, wobei sich die meisten jungen Arbeitslosen in Griechenland (59%), Spanien (56%) und Portugal (42%) befinden. Diese Probleme sind nicht Folge der Eurokrise, sondern hausgemacht und werden durch diese nur verstärkt. In Frankreich ist jeder Vierte arbeitslos, da Frankreichs Ausbildungssystem zu elitär ist: Sozial Schwache werden ausgeschlossen, sie sind auf schlechtere Schulen angewiesen. Dort ist die Schieflage noch extremer als in Deutschland, wo ein niedriger sozialer Status die Bildungsmöglichkeiten erheblich begrenzt. In Spanien und Portugal haben selbst Akademiker wenige Chancen auf einen Job - wenn überhaupt erhalten sie nur befristete oder schlechtbezahlte Berufe. Dort sind die Probleme vielfältiger, denn der extrem hohe Kündigungsschutz sorgt im Land für schlechte Aussichten bei der Jobsuche und spaltet die Gesellschaft: Arbeitend und Unkündbar gegen Jung und Arbeitslos. Die Schulabbrecherquote ist die höchste in Europa, viele Jobs gingen unter anderem im Bausektor verloren, denn wer mit 15 oder 16 die Schule verlässt, hat kaum Chancen wenn er keinen Abschluss vorweisen kann. Das ineffiziente Ausbildungssystem in Spanien ist ein weiterer Grund für die Jugendarbeitslosigkeit, auch wenn die Reformen mittlerweile im Gange sind und Spanien besonders mit dem deutschen Dualen System liebäugelt; den derzeit Arbeitslosen wird es jedoch kaum helfen können.

Perspektivlosigkeit macht wütend

Die meisten arbeitslosen Jugendlichen warten derweil zuhause auf neue Jobs, doch ungeachtet aller strukturellen Probleme - es fehlt einfach generell an Arbeit. Ein weiteres Problem geht damit einher: Die Perspektivlosigkeit sorgt für Unmut und könnte, wenn die Situation sich nicht bald verbessert, auch in Europa für Unruhen sorgen. Die meisten der jungen Menschen wissen nicht wohin mit ihrer Wut. Die Demonstrationen in Spanien und Frankreich waren nur ein Vorbote dessen, was kommen wird, wenn keine Besserung in Sicht ist. Der soziale Frieden wäre damit gefährdet wenn die Jugend feststellen muss, dass sie zur verlorenen Generation Europas gehört. Wer hoffnungslos ist, zieht alle Register und nicht nur das: Rechtsextreme oder fundamentalistische Gruppierungen haben es leichter, diesen Jugendlichen Perspektiven vorzutäuschen und nutzen die desolate soziale Lage in vielen Staaten aus. Wer einmal in solchen Gruppierungen drin ist, findet selten wieder heraus.

Hier müsste auch Deutschland Südeuropa verstärkt Hilfe anbieten, vor allem auch im eigenen Interesse, denn sonst laufen wir Gefahr, bald mitbetroffen zu sein. Nicht nur die Politik, auch Unternehmen wie Non-Profit-Organisationen und die Wohlfahrtsverbände muss hier Weichen stellen, um schnellstmöglich der brennenden Lunte den Sauerstoff zu entziehen.

<emphasize>Thomas Porwol</emphasize>


Schlagworte: #Europa #Jugend

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