Die Heilige Familie

- Was das Bundesverfassungsgericht und die Bibel dazu sagen.

“Familie hat Vorrang.” Laut Beschluss des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe vom 20. Dezember haben biologische Väter keinen Anspruch auf Anerkennung ihrer Vaterschaft, wenn zwischen dem Kind und seinem rechtlichen Vater eine sozial-familiäre Bindung besteht. Damit hat das oberste deutsche Gericht die Verfassungsbeschwerde eines Mannes abgewiesen, der mit einer verheirateten Frau ein Kind gezeugt hatte. Auch der Europäische Gerichtshof hatte mehrfach ähnlich entschieden: Innerhalb eines intakten Familienverbands hat die rechtliche Vaterschaft Vorrang vor der biologischen!

- Was das Bundesverfassungsgericht und die Bibel dazu sagen.

“Familie hat Vorrang.” Laut Beschluss des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe vom 20. Dezember haben biologische Väter keinen Anspruch auf Anerkennung ihrer Vaterschaft, wenn zwischen dem Kind und seinem rechtlichen Vater eine sozial-familiäre Bindung besteht. Damit hat das oberste deutsche Gericht die Verfassungsbeschwerde eines Mannes abgewiesen, der mit einer verheirateten Frau ein Kind gezeugt hatte. Auch der Europäische Gerichtshof hatte mehrfach ähnlich entschieden: Innerhalb eines intakten Familienverbands hat die rechtliche Vaterschaft Vorrang vor der biologischen!

Der heilige Josef hätte vor dem Verfassungsgericht Recht bekommen: Er, der

<emphasize>nicht</emphasize>

der biologische Vater Jesu war und der mit Maria

<emphasize>kein</emphasize>

Kind gezeugt hatte, wäre mit seinem Anspruch, der rechtliche Vater Jesu zu sein, auf der ganzen Linie bestätigt worden. Damit sind wir bei Propheten Jesaja angelangt, der dem König Ahas die Geburt eines Kindes von einer Jungfrau angekündigt hatte.

Das Prophetenwort von der Geburt aus einer Jungfrau

Jesaja, der Prophet, erhält im Jahr 733 v. Chr. den Auftrag, dem König Ahas und seinem Hof in höchster politisch-militärischer Bedrängnis Mut zu machen. Die Könige von Damaskus und Samarien haben sich vereint und sind mit ihren Truppen vor Jerusalem aufmarschiert, um Ahas zu einem Dreierbündnis gegen den verhassten König der Assyrer, Tiglat-Pileser III. zu zwingen. Der Prophet ist gegen das Bündnis und möchte dem König von Juda, der zwischen dem aufmüpfigen Bündnis der Klein­könige und der Vasallentreue zum Großkönig schwankt, glaubhaft machen, dass der Herr, der Gott Israels Juda und Jerusalem seinen Feinden nicht preisgeben wird. Der Prophet kündigt ein Zeichen an, an dem sich die bleibende Bündnistreue Gottes ablesen lässt: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn, dem wird sie den Namen ´Immanuel´ geben. Immanuel heißt ´Gott ist mit uns´.

Matthäus legt dem Engel, der dem heiligen Josef im Traum erscheint, dieses Zitat in den Mund. Damit will der Evangelist sagen: ergangen ist die Weissagung in der Zeit des Königs Ahas von Juda, erfüllt hat sie sich 733 Jahre später. Die Exegeten streiten darüber, ob nicht doch an eine zeitnahe Erfüllung zu denken sei. War der ´Gott-mit-uns´ vielleicht Hiskija, der Sohn des Königs Ahas, oder ein Sohn des Propheten Jesaja? Papst Benedikt/ Josef Ratzinger erblickt in der Weissagung des Jesaja ein Beispiel jener ´herrenloser´ oder ´wartender´ Worte, von denen das Alte Testament voll sei. Und er zitiert den ehemaligen Mainzer Neutestamentler Marius Reise: “Die Weisung des Propheten ist wie ein merkwürdig geformtes Schlüsselloch, in das der Schlüssel Christi genau hineinpasst.”

Sohn einer Jungfrau – Jesus ist nicht ein Halbgott, sondern ganz Mensch

Für den Evangelisten Matthäus ist die jungfräuliche Empfängnis des Messias Jesus ein Zeichen, und im Übrigen hat er wie der Evangelist Lukas, haben die Theologen und Gläubigen aller Zeiten und aller Konfessionen, auch die Reformatoren, bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts nicht daran gezweifelt, dass Maria zur Zeit der Empfängnis und der Geburt ihres ersten Sohnes Jungfrau war.

Um keiner Irrlehre auf den Leim zu gehen, ist es von entscheidender Bedeutung, im Blick zu behalten, dass die jungfräuliche Empfängnis und Geburt ein Zeichen war, nicht mehr und nicht weniger als ein Zeichen. Wäre sie mehr als ein Zeichen, wäre sie für die Menschwerdung des Gottessohnes konstitutiv – der einzig metaphysische gangbare Weg zur Inkarnation, dann wäre Jesus ein Halbgott und nicht wahrer Mensch und wahrer Gott. In der Mythologie Ägyptens und des hellenistischen Raums ist die Frucht der Zeugung aus der Jungfrau ein Wesen, das halb Gott und halb Mensch ist, wobei die Jungfrau jedesmal von einem Gott begattet wird. Die Empfängnis aus dem Heiligen Geist ist aber keine Zeugung, sondern eine Neuschöpfung. Mittelalterliche Theologen sprechen vom Hl. Geist als der

<emphasize>causa efficiens</emphasize>

, die Wirkursache der Entstehung Jesu. Das ist vor dem Hintergrund der Metaphysik des Aristoteles recht plausibel. Aristoteles kennt vier Ursachen, die sich, angewandt auf die Entstehung eines Menschen, wie folgt darstellen: Zielursache der Entstehung eines Menschen ist der Mensch, denn er ist Zweck an sich; Wirkursache ist der männliche Same im Akt der Zeugung; Formursache ist die Wesensform des Menschen; Stoffursache ist das Menstruationsblut der Frau. Interessant an dieser Theorie ist, dass die Form des Menschen nicht im Samen - genauer im Zellkern, den Genen – ist, sondern im Menschen, der vor der Zeugung existiert. Dafür, dass ein Mensch herauskommt, kann Maria allein verantwortlich sein. Die Form des Menschen ist in ihr längst verwirklicht. Als Frau steuert Maria den Teil der Materie bei, der der Möglichkeit nach Mensch ist. Dafür, dass Zeugung geschieht, ist bei Maria der Heilige Geist die Wirkursache. Einen biologischen Mann brauchte es im Falle Jesu nicht. Das ist das Zeichen!

Die Jungfrau wird einen Sohn gebären – die Bedeutung des Zeichens

Gott hätte sein Ziel auch ohne jungfräuliche Zeugung erreichen können. Jesus wäre nicht weniger wahrer Mensch und wahrer Gott, wäre er als biologischer der Sohn des Josef zur Welt gekommen. Den Evangelisten und der Kirche aller Zeiten (bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts) war dieses Zeichen wichtig. Was könnte der Grund sein, dass es uns weniger wichtiger als unseren Müttern und Vätern im Glauben erscheint ... dass wir den Eindruck haben, dass es bei diesem Zeichen ´um nichts geht´?

Ich möchte eine Vermutung anstellen. Unsere Unwilligkeit im einen Punkt könnte mit einem anderen Unwillen untergründig kommunizieren: der Unwilligkeit zu verstehen, dass es genau das sein sollte, um dessentwillen uns das Kommen des Messias so heilsam war: “Ihm sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen”. Gibt es nichts Dringlicheres auf Erden als die Vergebung der Sünden und die Versöhnung der Sünder? Wir fühlen uns in unserer Ehre gekränkt. Wir sind Sünder. Das also ist es, weswegen wir eines solchen Erlösers bedürftig sind!

Kränkung des Mannes

Eine ähnliche narzisstische Kränkung ist in dem Zeichen der Jungfrau enthalten: Der wichtigste Teil der Menschheit, ihr Haupt, die Männerwelt, soll bei der Zeugung des Erlösers keine konstitutive Rolle gespielt haben! Weihnachten ist das Fest, dass uns demütig werden lässt.

Heinrich Watzka SJ



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