DDR-Verhältnisse in deutschen Kommunen
Es gibt nur einen wählbaren Kandidaten und er bekommt einen Stimmenanteil von 99 Prozent. Die Wahlbeteiligung geht dabei nicht künstlich in die Höhe, sondern bleibt erschreckend niedrig. So geschehen in der württembergischen Idylle Neuenstadt am Kocher. Zum zweiten Mal ist dort ein Bürgermeister im Stile Don Quijotes in einem Kampf ohne Gegner zur Wahl angetreten und zum zweiten Mal, wie soll es auch anders sein, hat er mit rund 99 Prozent der Stimmen gewonnen. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen in deutschen Kommunen, vor allem kleine Kommunen haben meist nicht mehr viel Auswahl bei ihrer Wahl. Da wird die Frage „Wen haben Sie gewählt?“ zum echten Kalauer. DDR Einheitsbrei mitten in der BRD.
Noch ein Drittel ging zu Wahl
Nur die Wahlbeteiligung scheint hier noch authentisch. In Neuenstadt lag sie bei 33 Prozent. Das hätte es im Sozialismus nicht gegeben. Trotzdem ein Grund zur Freude, ist sie doch um 2 Prozent gestiegen. Der amtierende Politiker bleibt aber auch hier der Alte und der Neue. Er gibt sich traditionell selbst die Klinke in die Hand. Wenn den Job sonst keiner machen will, dann grüßt eben täglich das Murmeltier.
Nur irgendwann kann auch das Murmeltier sein Gesicht für Wahlplakate nicht mehr herhalten. Bis dahin ist der politische Nachwuchs fraglich. So ist es mit der Demokratie, irgendwann ist man satt und mit vollem Magen wird der Weg zur Wahlurne immer schwerer. Was früher noch erstritten wurde, liegt heute schwer im Magen. Und am Ende schreien andere „Wir sind das Volk“.
Wer Plätze besetzen will, die sonst Unerwünschte besetzen, muss sich dem Politik-Machen stellen. Vielleicht wird dann auch in Neuenstadt und anderen deutschen Kommunen die Wahl wieder spannender.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!