Es ist nicht der Irakkrieg, nicht die jahrzehntelange Unterstützung der Islamisten durch Saudi Arabien, nicht der Konfessionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten, nicht die Luftangriffe, die Putin fliegen lässt, es sind auch nicht die Flüchtlinge im Gefolge der militärischen Auseinandersetzungen, sondern Angela Merkel selbst, die nach Aussage der FAZ
“ So titelt die politische Redaktion der FAZ einen Beitrag von Jochen Buchsteiner. Das ist immerhin die „Zeitung für Deutschland“, allerdings wohl für ein Deutschland, das in der globalisierten Welt allenfalls mit seinem Feuilleton angekommen ist. Dass es mit dem Beitrag nicht so weit her sein kann, zeigt das Hauptargument: Merkel blickt zu weit voraus. Also keiner der üblichen politischen Kurzsichtigkeiten. Wer so auf der Flüchtlingsphobie reitet, nimmt der jungen Generation die Perspektiven, wie sie mit den gleichaltrigen syrischen Deserteuren eine Zukunft bauen soll.</p> <p>Wenn man diesen Artikel liest, dann zeigt sich mal wieder, dass die FAZ nur noch eine Zeitung für das Deutschland der älteren Generation ist. Will Deutschland in der globalen Welt wirtschaftlich bestehen, dann braucht es auch einen anderen, einen globaleren Blick. Die engen Grenzen, die Herr Buchsteiner zieht, sind eher aus der Angst genährt als aus dem weiten Blick, der für einen globalen Frieden langfristig notwendig ist. Natürlich wird sich Deutschland ändern. Wir werden multikultureller. Das ist auch notwendig, wenn wir andere Völker verstehen wollen und das Verständnis von anderen für uns erwarten.</p> <h2>Nur Recht haben, genügt nicht</h2> <p>Vieles von dem Artikel trifft zu. Sicher sind wir von der Menge der Menschen, die in unser Land strömen im Augenblick überfordert. Es braucht eine bessere Registrierung, es braucht so schnell wie möglich Lehrer, es braucht, es braucht.....</p> <p>Kaum jemand hat mit einem solchen Zufluss gerechnet und sicherlich hat die Aussage von Frau Merkel etliche ermutigt, zu uns zu kommen. Nun ist es wie es ist und lässt sich nicht rückgängig machen. Wir haben jetzt einen Zustrom, dem wir uns stellen müssen. Das ist die Realität und Herausforderung, aber auch eine gewaltige Chance.</p> <h2>Warum und welche Chancen stecken in dieser Situation?</h2> <p>Wenn wir auf Deutschland blicken, dann hat sich unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg, das ist jetzt 70 Jahre her, aus einem zerstörten Land zu einem prosperierenden Wohlstandsstaat entwickelt, dank der Anschubfinanzierung durch den Marschallplan, dem weitgehenden Verzicht der Westmächte auf Reparationsleistungen und der Integration in das westliche Wirtschaftssystem durch den Schumannplan, sowie durch die Schaffenskraft unserer Eltern. Auch wir brauchten Hilfe für den Wiederaufbau. Meine Generation hat diese ständige Aufwärtsbewegung wie selbstverständlich miterlebt. Wir wurden satt und irgendwann ist auch der neue Wohlstand in die deutschen Familien eingezogen. Es geht den Deutschen so gut wie nie zuvor. Wir sind heute einer der wenigen Staaten auf der Welt mit einem umfassenden Versorgungssystem. Dank der kirchlichen und der anderen sozialen Einrichtungen sowie unseren Versicherungsnetzen sind wir sowohl medizinisch wie von unseren Grundbedürfnissen her gut versorgt. Niemand muss verhungern, verdursten, ohne Dach über dem Kopf sein, wenn er es nicht will. Jeder erhält medizinische Versorgung mit oder ohne Krankenschein. Außerdem gibt es Tausende von Ehrenamtlichen, die in den unterschiedlichsten Lebenssituationen und Nöten ihre Hilfe erbringen. Wir Menschen in Deutschland sind privilegiert. Wir können sehr dankbar sein, dass es so ist. Mit diesem Wohlstand ist aber auch Verantwortung verbunden.</p> <h2>Wir haben Verantwortung für die langfristigen Entwicklungen</h2> <p>Ein Staat, dem es so gut geht, kann sich nicht aus der Not anderer Menschen heraushalten. Wir müssen reagieren und handeln. Wir haben die Aufgabe zu teilen, klug zu handeln und weiter zu blicken, um das große Ganze in den Blick zu nehmen. Denn um was geht es denn? Herr Buchsteiner merkt an, dass Frau Merkel zu weit blickt und damit das deutsche Volk überfordert. Ist das deutsche Volk so „ kurzsichtig“, dass es durch die Weitsicht seiner Regierungschefin überfordert wird? Sicher stimmen ihm da sogar viele zu. Bedenken wir aber die Situation, dass die Welt durch die digitalen Medien zusammengeschrumpft ist und wir aus allen Ecken der Erde Informationen erhalten, dass wir mitbekommen, wenn Tausende in Afrika verhungern, Hunderte "abgeschlachtet" werden und jetzt tausende Flüchtlinge ein Land verlassen müssen, in dem sie momentan keine Zukunft sehen können, sondern sogar um das eigene Leben bangen müssen, dann können wir nicht mehr „klein, klein denken“, sondern brauchen die Perspektive über die nächsten Generationen hinaus. Natürlich muss der nächste Schritt im Jetzt und an der Realität heute gesetzt werden, aber deshalb darf der Blick in die weitere Zukunft nicht abgeschnitten werden. Denn es muss doch darum gehen, dass es irgendwann in der Geschichte ein weltweites Verständnis gibt, das von Achtung getragen wird. Wann soll das beginnen, wenn nicht jetzt, wo sich die Herausforderung gerade stellt?</p> <h2>Zum Wiederaufbau Syriens beitragen</h2> <p>Wenn jetzt die jungen syrischen Flüchtlinge in unser Land strömen, dann geht es darum, dass eine neue Generation heranwachsen kann. Sie kann sich mit unseren Werten, dem Ansatz von Bildung, einem anderen Frauenbild, mit demokratischen Regeln und mit unterschiedlichen religiösen Strömungen auseinandersetzen. So etwas bleibt nicht ohne Folgen. Das heißt nicht, dass sie unsere Art zu leben übernehmen sollen, aber verstehen wie andere denken und leben weitet den eigenen Blick. Umgedreht gilt das auch für uns Deutsche. Ist es naiv, diese langfristigen Entwicklungen zu sehen? Gerade mit dem Blick auf die nächsten Jahre würde das zu konkreten Maßnahmen führen, nämlich mit den Flüchtlingen eine Perspektive für den Wiederaufbau ihres Landes zu entwickeln. Denn welche Perspektiven hätten die Flüchtlinge, wenn sie im Land blieben? </p> <p>Die jungen Syrer, oft gut ausgebildet, würden im Krieg "verheizt". Bleiben sie in den Flüchtlingslagern vor Ort, stagniert ihr Leben. Aber die Zeit geht weiter. Es wäre ein Warten und Ausharren ohne Entwicklung und Aussichten.</p> <h2>Fitmachen für den Wiederaufbau</h2> <p>Da gibt es eine ganze Reihe. Wenn es uns gelingt, die Flüchtlinge an ihrer Situation abzuholen und sie dort zu fördern, wo sie Förderung brauchen, können wir einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung in den arabischen Ländern leisten. Denn das ist doch klar, dass die meisten in ihr Land zurück wollen, wenn der Krieg sein Ende gefunden hat. Wann immer das sein wird. Sie haben durch die Erfahrungen mit unserer Kultur aber die Möglichkeit, sich mit der religiösen Vielfalt, mit Bildungsfragen, den Rechten von Frauen und vielen anderen demokratischen Errungenschaften auseinanderzusetzen. Das verändert eine Generation. Auch wir haben die Chance, mehr von diesem Volk zu erfahren, indem wir die Menschen kennenlernen. Verständigung geht nur über Verstehen, deshalb liegt gerade in der jetzigen Situation der besonderer Wert darin, sich möglichst schnell der Aufgabe zu stellen. Das tun bereits viele Deutsche, die sich allerdings nicht so laut zu Wort melden wie die Bedenkenträger. <h2>Herausforderung Kreativität</h2> <p>Aber auch strukturell müssen Ressourcen bereitgestellt werden, damit Integration, Begegnung und Entwicklung geschehen kann. Ich bin zuversichtlich, dass wir als deutsches Volk und hoffentlich auch noch mit ein paar anderen europäischen Völkern über kurz oder lang viele gute Ideen entwickeln, die dem großen Ziel dienen. Das entspringt nicht einer Naivität, sondern der Gewissheit, dass wir mit unserer deutschen Offenheit, Hartnäckigkeit und unserer Kreativität diese neue Ära positiv gestalten können, wenn wir es wollen. Natürlich geht das nicht über Nacht, aber es hilft niemandem, durch Pessimismus oder Flüchtlingshysterie die darunter liegende Angst zu schüren, die das Schiff nicht auslaufen lässt, sondern im Hafen ankettet. Ideen sind gefragt, denn kritisieren kann jeder. Wer kritisiert sollte eigentlich dazu verpflichtet werden, für jede Kritik gleich eine Idee zur Lösung auf den Tisch zu legen.</p> <p>Hierzu ein Vorschlag:</p> <p>Die</p> <p> <p>bietet einen Ansatz. Sie weist zu dem Statement "die Vielfalt der Menschen anzuerkennen und zu respektieren", eine Zustimmung von 82% aus. Da könnten jüngere Redakteure den Medien doch ein anderes Gesicht als Bedenkenträgheit geben. </p>
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