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Das Brot des Lebens

Warum macht sich jemand auf den Weg zu Jesus? Gott selbst gibt die Antwort: Weil ihr satt geworden seid. Und so ist es mit dem Glauben und der Kirche überhaupt. Wo die Kirche nicht satt macht, da ist auch nicht Gott. Hunger und Durst, Sattheit und Fülle – das sind die Kennzeichen der Kirche Jesu.

Die Suche nach dem Glück, nach der wahren Lebensfülle, ist der einzige Motor, um Jesus aufzusuchen. Es gibt so viel Wunderbares: Kino, Fußball, Wiesen, Formel 1, Thermen, Museen, Reisen, usw. Warum geht man dort hin? Man sucht ein Quäntchen Glück. Man genießt einen Film, so wie man eine gute Speise genießt. Letztlich steht hinter allem das gleiche: Man will das Leben genießen. Als die Menschen von Jesus hörten, hielten sie ihn eher für eine Art Zirkusdirektor mit allerlei Kuriositäten: Kranke heilen, Dämonen austreiben, Wasser zu Wein verwandeln. Eine antike Form des gepflegten Freizeitspektakels.

Auch heute gibt es diese Vorstellungen von Jesus und von der Kirche: Weihnachtsoratorium, Christmette, Weltjugendtag, Kirchenführung. Große Gottesdienstinszenierungen könnten auch bei Mittelaltermärkten als historische Aufführungen durchgehen. Sehr vieles blüht und ist doch schon welk. Kirche, die Kultur sein will, ein anderes Wort für das Spektakulöse, ist nichts anderes als eine religiös verkitschte Form von Theater, Fußball, Reisen, Museum. Und solange Kirche nur so in Erscheinung tritt: Kulturprotestantismus, Kulturkatholizismus (wie –protestantismus nur mit Weihrauch), solange wird sie in einem Kulturstaat toleriert. Ob der Veranstalter nun DFB, Cinestar, Neckermann oder Kirche heißt – das ist egal.

Aber das ist nicht die Kirche Jesu. Die Leute des Evangeliums suchen Jesus nicht auf, weil sie das Spektakel, den Event, suchen, sondern weil sie satt geworden sind. Jesus gibt den Menschen, was kein Theater, keine Reise, keine Sportart überhaupt geben kann: ein erfülltes Leben. Theater, Reise, Sport sind ganz nette Freizeitfüller. Ja, sie unterhalten etwas. Aber der Hunger bleibt. Sobald das Theater aus ist, ist es auch aus mit dem Glück. Wie viele Jugendliche fahren begeistert auf den Weltjugendtag! Aber wie das Spektakel verhallt, so verhallt auch die Begeisterung. Sind sie satt geworden? Wo wird man in der Kirche satt?

Jesus gibt die Antwort: Es ist das Brot, das wahre, was vom Himmel herabgekommen ist. Es kann nur vom Himmel kommen, denn nur der Himmel ist genug. Die Spektakel aller Zeiten kommen aus der Hand des Menschen. Das wahre Glück jedoch liegt jenseits dessen. Auch das beste menschengemachte Glück vergeht. Es zerrinnt in der Hand. Das Vergängliche vergeht. Und ist es erst einmal vergangen: schon wartet ein Neues auf und doch vergeht es schon wieder. Was haben wir nicht alles schon überlebt? Wetten das...?, Red Nose Days, Woodstock! Nach ein paar Jahren gibt es Revivials. Eben deswegen: das Leben, was darin steckte, ist vergangen. Man muss Reanimationsübungen anstellen, die übrigens eher nostalgisch-wehmütigen Abgesängen gleichen.

Was Jesus austeilt, enthält ein Leben, das nicht vergeht, was keine Revivals nötig hat. Dieses Leben ist das Leben Gottes selbst. Und dieses Leben ist vom Himmel herabgekommen, damit wir ein Leben haben, was ebenso nicht vergeht. Jesus selbst ist die Gabe Gottes. Er selbst enthält das unvergängliche Leben, den Hl. Geist, der uns in ihm zuteil wird. Er hat sich gegeben in dem Einen Brot. Jesus spricht es aus: «Ich bin das Brot des Lebens.»

Für Viele heute ist es unverständlich, warum es Menschen gibt, die täglich in die Heilige Messe gehen. Dabei unterscheiden sie sich kaum von anderen Menschen. Wie viele Menschen gibt es, die täglich Fußball schauen, die sich auf Netflix ihre Stunde Spektakel abholen, die ihrem Glückssport täglich frönen? Genauso ist es mit den täglichen Messbesuchern. Doch es gibt einen großen Unterschied: Die einen suchen das Spektakel, sie haben Hunger nach Glück. Die anderen suchen das Glück nicht mehr, sie haben es gefunden. Sie sind satt geworden. Und deswegen suchen sie die Messe auf. Weil sie satt geworden sind. Sie sprechen wie die Leute aus dem Evangelium: «Herr, gib uns immer dieses Brot!» In der Messe gibt Jesus dieses Brot immer. Dort liegt das wahre, erfüllte Leben verborgen unter den Zeichen von Brot und Wein.

Es ist ein Appell an uns selbst: Suchen wir Spektakel oder kommen wir zur Kirche, weil wir satt geworden sind? Wenn wir an etwas teilnehmen, was die Kirche tut: sind wir dann gesättigt worden? Hält das an oder vergeht es mit der Veranstaltung? – Die Kirche hat im letzten halben Jahrhundert das Spektakel vorgeschoben und Events kreiert. Was haben wir nicht alles gesehen! Aber so wie Wetten dass...? und Co. vergehen, so vergehen auch diese Events. Nur eines bleibt: das wahre Brot des Lebens.

Die Lesungen und das Evangelium zu dem Text



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