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Das Bistum Limburg – wie soll es weitergehen

(explizit.net) Ein Kommentar: Was Zeitungsleser und Fernsehzuschauer aus dem Bistum Limburg erfahren, deutet nicht auf eine Beruhigung der Emotionen hin.

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Manfred Diefenbach, der für explizit.net schon viele Beiträge geschrieben hat, plädiert für den Ausweg: Nur Versöhnung schafft Frieden im Bistum Limburg.

(explizit.net) Ein Kommentar: Was Zeitungsleser und Fernsehzuschauer aus dem Bistum Limburg erfahren, deutet nicht auf eine Beruhigung der Emotionen hin.

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Manfred Diefenbach, der für explizit.net schon viele Beiträge geschrieben hat, plädiert für den Ausweg: Nur Versöhnung schafft Frieden im Bistum Limburg.

Die Zänkereien im Bistum Limburg wollen einfach nicht enden. Die Mediengläubigkeit tut ihres dazu, so dass bösartige Spekulationen hinsichtlich des Bischofs von Limburg durch einen „Limburger Maulwurf“ gestreut und unkritisch von der Leserschaft zu ernst genommen werden, wie zuletzt die „Ente“ von der Existenz eines Videos von Michael Schumachers Unfall durch ein Liebespaar aus Essen seitens des SPIEGELS. Leider Gottes wird auch über den Ist-Zustand in der „causa Tebartz-van Elst“ sehr einseitig berichtet, und vieles wird den Leserinnen und Lesern seitens der lokalen Tageszeitungen und Wochen(end)-Magazine nicht mitgeteilt und somit vorenthalten. Wann wird sich wieder die Situation im Bistum Limburg normalisieren?

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Die Aktenlage des Bistums gemäß dem Vatikanischen Geheimarchiv

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Im September 2013 reiste Giovanni Kardinal Lajolo von Rom am Tiber nach Limburg an die Lahn, um sich als „Friedensstifter“ im Sinne eines Mediators ein Bild von der Lage im Bistum Limburg zu machen und die Wogen der „Streithähne“ im gegenseitigen Einvernehmen durch persönliche Gespräche zu glätten. Nach seiner Ansicht habe das Bistum nicht genug getan, um die Probleme selbst zu lösen und appellierte deshalb, „barmherzig zu sein“ (vgl. Eph 4,29–32), „und erklärte, Tebartz-van Elst liege ‚bereits am Boden‘“, so Welt-online vom 11. Februar 2014. Nach seinem Aufenthalt im Bistum stellte der renommierte Kardinal und einstige Nuntius in Berlin fest, dass der Konflikt im Bistum Limburg „schon über Jahrzehnte latent existiere“. Im gleichen Sinne meldete sich der Kirchenhistoriker Walter Kardinal Brandmüller in seiner bedenkenswerten Abhandlung „Limburg: Eine Geschichte mit Vorgeschichte“ auf der Grundlage von Dokumenten des Vatikanischen Archivs in „Die Tagespost“ vom 31. Januar 2014 zu Wort und zeigte Hintergründe für die gegenwärtige Auseinandersetzung im Bistum auf. Hierbei bespricht er ausführlich die eingeführten synodalen Gremien des Bistums in Anlehnung an die evangelischen Strukturen der Landeskirche Hessen-Nassau oder die Einsetzung eines ehemaligen evangelischen Pastors als Limburger Diözesanpriester durch Bischof Wilhelm Kempf sachlich und konstruktiv-kritisch, die demnach nicht in Absprache mit Rom in Kraft gesetzt wurden. Darüber hinaus kommt er kurz auf den Nicht-Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung seitens des Bistums im Jahr 1999 unter Altbischof Franz Kamphaus zu sprechen, der dann am 8. März 2002 per päpstlichem Entscheid von Papst Johannes Paul II. verfügt wurde. Dass der aus Kevelear stammende Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nach seinem Dienstantritt im Januar 2008 in diesen und anderen Sachfragen das eine oder andere kritisch sah und auf der Grundlage des Kirchenrechts veränderte bzw. korrigierte, hat schnell seine heutigen Widersacher im Bistum Limburg auf den Plan gerufen. So stand er oftmals vielen alleine gegenüber. Bekanntlich macht der Ton die Musik – es besteht eine Dis-Harmonie untereinander. Das kostspielige Bauprojekt am Domberg ist der „Blitzableiter“ von alledem. Es ist darauf hinzuweisen, dass das Limburger Kirchenvolk von Anfang – seit Sommer 2007 – diesem Bauvorhaben gegenüber, das vom damaligen Domkapitels bei einem Frankfurter Stararchitekten in Auftrag geben worden war, ablehnend eingestellt war, weil zuvor per Pressemitteilung die Verkleinerung (z. B. St. Servatius in Limburg-Offheim – inzwischen gekonnt umgesetzt), der Verkauf oder gar der Abriss von Kirchen (beispielsweise die erst 1967 eingeweihte St.-Josef-Kirche in Limburg-Staffel – Bischof Franz-Peter hat jenes Ansinnen nach seinem Pastoralbesuch 2012 zu Recht verworfen) als Sparmaßnahme des Bistums vom einstigen Limburger Dompfarrer Dr. Wolfgang Pax unvermittelt angekündigt wurde und wie eine Bombe bei den betroffenen Gemeindemitgliedern einschlug.

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Ein Protokoll aus dem Dezember 2013

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Der Ausweg aus der Misere ist letztlich der Weg des wechselseitigen, aufrichtigen Vergebens und Versöhnens (vgl. Psalm 51,3–17) im jesuanischen Geiste der Nächsten- und Feindesliebe in der Bergpredigt (vgl. Mt 5,21–26, 38–48). In dieser Absicht trafen sich die Mitglieder des Diözesansynodalrats am 7. Dezember 2013, um die von Kardinal Lajolo „vorgegebene Marschroute für “ein besseres Miteinander im Bistum Limburg“ zu besprechen. Laut Welt-online sprachen sich einige Synodal-Mandatsträger jenes wichtigsten bischöflichen Beratungsgremiums für ein Versöhnen mit dem derzeitigen Bischof aus. Doch von all dem sei im zehnseitigen Protokoll zur Sitzung vom 07.12.2013 nichts zu lesen, das unter anderem auch vom ehemaligen Generalvikar und derzeitigen Domdekan Dr. Günther Geis als Vorsitzender unterzeichnet wurde. Domdekan Geis war Generalvikar sowohl bei Bischof Franz Kamphaus als auch anfangs unter Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Da er uneins mit Bischof Tebartz-van Elst hinsichtlich dessen Veränderungsabsichten der Limburger Synodalordnung war, folgte ihm 2008 Dr. Franz Kaspar als Generalvikar. Welt-online zitiert weiter einen Teilnehmer jener Sitzung vom 7. Dezember 2013 mit den Worten: „Das Protokoll ist nicht nur unvollständig, es ist verfälscht. Die Stimmung im Bistum Limburg ist nicht so, wie in diesem Dokument dargestellt“, so dass dieses Protokoll „in dieser Form von den Ratsmitgliedern definitiv nicht angenommen“ werde. Vielmehr heißt es unter dem Tagesordnungspunkt „Stimmung im Bistum“ im Protokoll, dass „mehrfach betont“ worden sei, „im Bistum könne es erst eine Entspannung geben, wenn klar sei, dass Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht zurückkehre.‘ Es gebe ‚viele Rücktrittsankündigungen von Engagierten im Falle der Rückkehr“ (vgl. beispielsweise die Interviews mit Pfarrer Reinhold Kalteier, Sprecher des Priesterrates im Bistum). „Sogar von einer ‚Katastrophe‘ ist die Rede. Fazit: ‚Derzeit sind wir noch nicht so weit, dass es Versöhnung geben könnte‘“. Welcher Ungeist, der auch in Psalm 36,2–5 beschrieben wird, tritt hier zu Tage?

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Vergebung schafft Frieden

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So bringt Altbischof Franz Kamphaus in seinem Buch „Was dir zum Frieden dient“ (Freiburg 1983, Seite 45) das Beenden von Konflikten auf den Punkt. Dies ist „die ursprüngliche Intention Jesu“ (ebd., Seite 51). Diesem Sachverhalt widmet Papst Franziskus eigens einen Abschnitt in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ (= Die Freude des Evangeliums) vom 24. November 2013 mit der Überschrift „Nein zum Krieg unter uns“ (EG 98–101) Christen. Er gibt Folgendes zu bedenken:

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„Für diejenigen, die durch alte Spaltungen verletzt sind, ist es schwierig zu akzeptieren, dass wir sie zur Vergebung und zur Versöhnung aufrufen, weil sie meinen, dass wir ihren Schmerz nicht beachten oder uns anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen. Wenn sie aber das Zeugnis von wirklich brüderlichen und versöhnten Gemeinschaften sehen, ist das immer ein Licht, das anzieht. Darum tut es mir so weh festzustellen, dass in einigen christlichen Gemeinschaften und sogar unter gottgeweihten Personen Platz ist für verschiedene Formen von Hass, Spaltung, Verleumdung, üble/r Nachrede, Rache, Eifersucht und den Wunsch, die eigenen Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, bis hin zu Verfolgungen, die eine unversöhnliche Hexenjagd zu sein scheinen. Wen wollen wir mit diesem Verhalten evangelisieren? Bitten wir den Herrn, dass er uns das Gesetz der Liebe verstehen lässt. Wie gut ist es, dieses Gesetz zu besitzen! Wie gut tut es uns, einander zu lieben, über alles hinweg! Ja, über alles hinweg! An jeden von uns ist die Mahnung des heiligen Paulus gerichtet: ,Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!‘ (Röm 12,21). Und weiter: ‚Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun‘ (Gal 6,9). Alle haben wir Sympathien und Antipathien, und vielleicht sind wir gerade in diesem Moment zornig auf jemanden. Sagen wir wenigstens zum Herrn: ‚Herr, ich bin zornig auf diesen, auf jene. Ich bitte dich für ihn und für sie.‘ Für den Menschen, über den wir ärgerlich sind, zu beten, ist ein schöner Schritt auf die Liebe zu, und es ist eine Tat der Evangelisierung. Tun wir es heute! Lassen wir uns nicht das Ideal der Bruderliebe nehmen“ (EG 100–101).

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Versöhnung – nur so kann es weiter gehen

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Dieser weise Appell zur Versöhnung gilt für alle im Bistum Limburg und darüber hinaus – den Mitgliedern des Limburger Domkapitels, dem „Limburger Maulwurf“, dem amtierenden und auf Zeit beurlaubten Bischof von Limburg, seinen Kritikern und Befürwortern und vielen anderen mehr – und sollte umgehend beherzt in die Tat umgesetzt werden. Sollte dies nicht auch unter katholischen Christen im Bistum Limburg möglich und erlaubt sein? Vergeben und verzeihen aus ganzem Herzen ist etwas sehr Wichtiges und leider allzu oft Vernachlässigtes in unserem innerkirchlichen Umgang miteinander (vgl. Mt 18,15–22). Hoffentlich halten sich alle Akteure an diese klaren Worte der Versöhnung, was zum Frieden im Bistum dient und Frieden untereinander schafft. Es bleibt zu hoffen, dass sich so schon bald die Situation im Bistum um der „Sache Jesu“ willen befriedet und beruhigt, damit durch eine – durch Rom oder Fulda/Bonn herbeigeführte – „win-win-Situation“ keine Verlierer zurückbleiben; denn „wo ein Wille ist, ist auch ein (Aus-)Weg“. Wollen wir es hoffen – bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

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<emphasize>Kommentar von Manfred Diefenbach</emphasize>


Schlagworte: #limburg #Bistum

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