(explizit.net) Der Qualitätsjournalismus steht vor großen Herausforderungen. Hubert Feichtlbauer, langjähriger leitender Journalist mehrerer österreichischer Medien, zieht eine kritische Bilanz über die Zukunft des Journalismus, Kirchenreformen und die Entwicklungen, die der politische Journalismus in unserer Zeit nimmt.
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Dabei lenkt der Journalist Hubert Feichtlbauer in einer ausführlichen Schau den Blick auf einige der brennendsten Themen unserer Zeit.
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Johannes Auer im Gespräch mit einem großen Journalisten unserer Zeit.
Johannes Auer und Hubert Feichtlbauer im Gespräch über die Herausforderungen einer „neuen“ Medienwelt, Kirchenreformen und die Notwendigkeit selbstkritischer Analyse:
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Ich durfte Hubert Feichtlbauer auf einer Journalisten-Reise nach Serbien kennen lernen. Sein Name war mir auf der Teilnehmerliste sofort ins Auge gestochen und ich verband ihn zunächst mit einem „Flügel“ in der katholischen Kirche, der meinem eigenen Denken nicht gerade nahe liegt, so glaubte ich es zumindest. Bereits nach kurzer Zeit gemeinsam in einem Kleinbus auf der Reise von Bulgarien nach Süd-Serbien, und von Süd-Serbien herauf bis Belgrad, fiel mir auf, dass das Bild, welches ich von Dr. Feichtlbauer hatte in vielerlei Weise einer Korrektur bedurfte. Hubert Feichtlbauer offenbarte sich mir nicht nur als angenehmer, humorvoller und interessanter, wie auch interessierter, Mitreisender, sondern viel mehr als ein Mann, der das eigene Denken bereichert, anregt und zum Nachdenken einlädt, kurz gesagt: Als Vorbild für jeden Journalisten, besonders für junge, die erst in dieses Fach finden.
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In einer Zeit, in der der Journalismus sich in eine Kultur der Oberflächlichkeit drängen lässt, ist tiefes Verstehen-Wollen umso wichtiger, dieses Verstehen-Wollen bedarf der Anstrengung aller, die sich von einem gewissen Journalismus „abheben“ wollen, der mehr und mehr das Verstehen durch das Produzieren und Wiedergeben von Phrasen ersetzt. Oberflächlichkeit ist in einer Zeit gefährlich, in der dem Bürger das eigene Denken geradezu aufgezwungen wird. Gewiss, 160 Zeichen, wie sie eine Twittermeldung hat, sind nicht dazu geeignet Materie verständlich aufzubereiten, daher darf und muss ausführliche Recherche und tiefes Analysieren auch in einer Zeit der Social-Media, der Reizüberflutung, einen wesentlichen Platz einnehmen. Jeder, der die (ausgezeichnete, im doppelten Sinne) HBO-Serie „The Newsroom“ gesehen hat, weiß, dass in den USA diese Debatte einen hohen Stellenwert in Qualitätsmedien eingenommen hat und jeder, der es wissen möchte, weiß, dass guter Journalismus eine wesentliche Säule eines funktionierenden Staatswesens sein sollte und muss, aber vielleicht immer weniger ist.
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So schreibt Hubert Feichtlbauer auch offen von einem „Ansturm auf den Qualitätsjournalismus“, der auch und gerade durch das veränderte Konsumentenverhalten beeinflusst, wenn nicht sogar befeuert wird. Man bejubelt von vielen Seiten ständig eine angebliche Demokratisierung der Information und stilisiert die Blogger als eine Art vierte (Elementar-) Kraft hoch, vergisst dabei aber essentiell, dass es noch immer kein probates Mittel zur Qualitätssicherung, aber auch zur Sicherung von seriöser Recherche gibt. Gewiss muss der Journalist im Heute bereit sein stärkere Opfer zu bringen, aber muss er so weit gehen und auf Lohn und Brot verzichten und muss er sich dabei von einem Ansturm an unseriösen Internetseiten überrollen lassen? Und was sollte er dagegen tun? Mehr als bisher ist daher Konsumentenbildung und deren Verantwortung gefordert und mehr als bisher müssen sich Verleger auf Standards einigen.
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Hubert Feichtlbauer fragt, ob der Amazon-Gründer eine traditionsreiche Zeitung retten wollte. Die hier nicht ausgesprochene Antwort muss erschrecken. An dem Punkt, an welchem Medienkonzentration in einem Ausmaß herrscht, wo freie Meinungsbildung zumindest behindert werden könnte, wenn an einem solchen Punkt der freie Informationsfluss zum Stillstand kommt, dann besteht tatsächlich große Gefahr, dass die Freiheit des Einzelnen, zu der unzweifelhaft die Verantwortung gehört, nicht mehr garantiert werden kann. Denn zur Freiheit gehört es auch, sich informieren zu können und zu informieren.
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So sind die Antworten, die hier gegeben werden, auch nicht dazu geeignet sie im Vorbeigehen zu lesen. Der Sinn, der wohl jedem Interview inne wohnen sollte, ist doch, das Gelesene zu reflektieren, das eigene Denke anregen zu lassen und bestenfalls den Faden aufzunehmen und weiterzudenken. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Interview dazu eignet, einen Anstoß zur Beantwortung der drängenden Fragen unserer Zeit zu bieten, zu denen Hubert Feichtlbauer aufgrund seiner großen Verantwortung und seiner, im besten Sinne des Wortes, Lebens-Weisheit etwas Essentielles beizutragen hat.
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Zur Person Hubert Feichtlbauer: Gebürtiger Innviertler, Jahrgang 1932, als Journalist bis zur Pensionierung hauptberuflich und nebenbei, sowie bis heute auch als freier Mitarbeiter tätig bei OÖ- und Salzburger-Nachrichten (SN), überregionalen Wiener Zeitungen (u.a. Chefredakteur, dann USA-Korrespondent des Kurier, sowie Chefredakteur der renommierten Wochenzeitung Die Furche), Gestalter von ORF-Sendungen, Vortragender und Diskutant zu Themen der Kirchen- und der Demokratiereform. Lebt in Wien, verheiratet, drei Kinder, sieben Enkel, zwei Urenkel.
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INTERVIEW
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<emphasize>Sehr geehrter Herr Dr. Feichtlbauer, Sie sind nun seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Positionen in den Medien tätig: vom USA-Korrespondenten des KURIER, über die Position des Chefredakteurs der Wochenzeitung DIE FURCHE, bis hin zum langjährigen Vorsitzenden des "Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten", wie stellt sich Ihnen die "Lage" des Journalismus in Österreich und darüber hinaus dar?</emphasize>
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Der Ansturm auf einen Qualitätsjournalismus erfolgt von mehreren Seiten. Jüngere Menschen suchen Information nicht mehr zu bestimmten Zeiten (Radio, Fernsehen) oder in bestimmten Formaten (Zeitungen, Magazinen), sondern bedienen sich im Internet. Nun gelten zwar auch dort, wie der Menschenrechtsrat in Genf einmütig entschieden hat, die Menschenrechte uneingeschränkt. Aber wie darüber wachen, ohne zu Zensur und Verboten Zuflucht zu suchen? Tatsache ist, dass heute über Facebook, Twitter und Blogger Menschen verleumdet, gemobbt und buchstäblich hingerichtet werden können, ohne dass es probate Gegenmittel gegen solche anonyme Feldzüge gäbe. Im Verlauf einer einzigen Minute werden weltweit heute mehr als 300 neue Twitter-Konten eröffnet und über 1500 Blog-Eintragungen gepostet. Hier nachvollziehbare und exekutierbare ethische Grenzen einzuziehen, ist eine vordringliche Aufgabe einer internationalen Medienpolitik.
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Die Konkurrenz aus dem Netz wird immer stärker auch zu einem Ansporn für Printjournalisten, flotter, forscher und unbekümmerter zu formulieren. Das ist die eine Versuchung. Eine andere kommt von der Kostenseite her. „Das digitale Geschäft ist das Geschäft von morgen!“ werden seit Jahren die Verleger belehrt. Keine Zeitung hat jedoch bisher ein Modell entwickelt, das das Auftreten von Printmedien im Internet zu einem Geschäft gemacht hätte. Die Hoffnung, mit ausgewählten Zeitungsbeiträgen Netzverwender gratis anzulocken, hat sich als trügerisch erwiesen. Die Erlöse im Printbereich aber gehen teilweise drastisch zurück. Zeitungen mit hohem Qualitätsanspruch sind davon am ersten und am stärksten betroffen. Kürzlich erst musste die renommierte „Washington Post“ verkauft werden. Der Käufer war ausgerechnet der Gründer von Amazon: Wird der unbedingt eine traditionsreiche Zeitung retten wollen?
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Bei uns versuchen Zeitungen noch immer, durch drastische Sparmaßnahmen die Kosten in den Griff zu bekommen. Das geschieht, indem von einer einzigen Person im Journalismus verlangt wird, dass sie schreiben und in ein Mikrofon sprechen, Kameras und Online-Publikationen bedienen und neben gelehrigen Kommentaren auch Texte für die Anzeigenabteilung formulieren kann (und will). Ob dabei hohe Qualität gewahrt werden kann, bleibe dahingestellt. Zwar hat der 2012 abgeschlossene neue Kollektivvertrag viele bisherige Niedriglohn-Schufter in den Angestelltenrang erhoben, aber dafür muss vielfach noch einmal der Gesamtpersonalstand gesenkt werden – nicht selten, indem die höher qualifizierten Höherverdiener in den Ruhestand geschickt werden. Die zu immer mehr Arbeit getriebenen Journalisten haben immer weniger Zeit für gut recherchierte Hintergrundgeschichten. Sie liefern unter dem Druck der Internet- und der Fernsehkonkurrenz immer mehr personalisierende Bildgeschichten mit immer seichteren Inhalten.
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In den USA hat man diese Entwicklung zugespitzt auf die Formel gebracht: „Zeitungen verlieren ihre Leser, Journalisten ihre Jobs und die Presse ihre Freiheit an populistische Regierungen und Medienmogule“ . Die Mogule aber liefern eine wertvolle Seite, die bisher der Information gewidmet war, nach der anderen an die Inserenten aus: Längst haben diese auch schon die Titelseiten zur Gänze erobert. Im Moment kann man sich über die Situation im Bereich der Massenkommunikation nicht sehr freuen.
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<emphasize>Sie selbst waren ja jahrelange, ja Jahrzehnte, in weltanschaulich christlich orientierten Medien tätig, haben solche "weltanschaulich" positionierte Medien eine Zukunft?</emphasize>
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In dieser allgemeinen Form möchte ich die Frage bejahen, aber diese Qualifizierung doch näher ausführen. Zeitungen mit „christlichem Hintergrund“, also auf Wesenszüge eines christlichen Menschen- und Gesellschaftbildes verpflichtet, wird es auch in Zukunft geben. Aber schon die Einschränkung auf „Wesenszüge“ deutet an, dass verschiedene christliche Kirchen nicht leicht auf ein vollständig übereinstimmendes Gesellschaftsbild verpflichtet werden können. Katholische Soziallehre und evangelische Sozialethik sind zwar sehr ähnlich, aber doch nicht ident. Je mehr eine Zeitung konfessionell eingeengt ist, umso schwerer wird sie sich mit der Rekrutierung von Leserinnen und Lesern tun. Es gibt zwar auch ökumenische Kirchenzeitungen, aber der Regelfall in den meisten Diözesen werden sie ohne weitere greifbare Fortschritte im ökumenischen Dialog auch in Zukunft nicht sein. Aber auch für Medien dieses Zuschnitts werden gläubige Christinnen und Christen in verlegerischen und journalistischen Berufen weiterhin gefragt sein.
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Ausbildungsstätten für christliche Medienleute werden ihr Hauptaugenmerk aber wohl auf eine Qualifizierung für Medien mit sehr unterschiedlichen weltanschaulichen Hintergründen richten müssen: eher linke ebenso wie eher rechte, eher liberale und eher konservative Produkte. In allen diesen Medien werden auch in Zukunft gläubige Christinnen und Christen tätig sein, und zwar in allen Ressorts. Sie können und sollen dort nicht Sprachrohre ihrer Kirchen sein, aber ihre Wertvorstellungen sollen auch im Wirtschafts- oder Kultur- oder Sportteil weltanschaulich neutraler Medien erkennbar bleiben. Ethische Werte werden auch in Zukunft gefragt sein, auch solche, die öffentlich einbekannt werden – nicht aber Agitation für vorgeblich religiöse Werte, die in Wirklichkeit Produkt von Umwelt und Geschichte sind und einer ständigen Hinterfragung und Erneuerung bedürfen.
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<emphasize>Viele junge "Konservative" sehen sich in der Medienwelt ausgegrenzt, stimmt dieser Eindruck?</emphasize>
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Bis zu einem gewissen Grad stimmt das. In der jüngeren Vergangenheit war freilich das Gegenteil der Fall: Man bekam zumindest von der Amtskirche unter Berufung auf christliche Grundsätze vor allem konservative Positionen besonders in kirchenpolitischen, in abgeschwächter Form aber auch in gesellschaftspolitischen Fragen zu hören. Der unguten Sitte auch mancher Päpste folgend, Schwangerschaftsabbruch und Empfängnisverhütung im selben Atemzug zu nennen oder gar als „Früchte desselben Baums des Todes“ zu bezeichnen, entstand auch in politischen Debatten vielfach der Eindruck, als sei die katholische Kirche mehr an Abtreibungsverboten als an sozialer Gerechtigkeit interessiert. Freilich muss man sich auch als Anhänger von Kirchenreformen selbstkritisch fragen, ob nicht in der Konzilsära rund um Kardinal König (freilich nie von ihm selbst) die Reformen zu sehr als logisch und unwiderlegbar vertreten wurden und zu wenig einfühlsam auf Zweifler eingegangen wurde.
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Das sollte eine Lehre für die neue Papstära um Franziskus sein: Viele freuen sich über eine neue Aufbruchsstimmung, setzen auf die Logik einer Weiterentwicklung auch kirchlicher Standpunkte und sollten dabei nicht vergessen, dass die Kirchenleitung dazu da ist, allen Kirchenmitgliedern ein „Dach über der Seele“ zu bieten, wie es der katholische Pastoraltheologe Paul Zulehner einmal formuliert hat. Auch unter Päpsten und Bischöfen muss es einmal mehr Vorwärtsdrängende und dann wieder mehr Bremsende geben. Kein Idealbild repräsentieren Revoluzzer und Reaktionäre. Eine verantwortungsvolle Kirchenleitung (und mediale Helfer) müssen Fragen, Wünsche und Kritik aller Art in ihrer Kirche zulassen, mit Argumenten und nicht mit Verboten darauf eingehen, auf einer menschenwürdigen Sprache bestehen und ebenso eine öffentliche Rechtfertigung eigener Entscheidungen anbieten. Alle Gruppen in der Kirche, die solche gemeinsamen Spielregeln anerkennen, müssen sich im innerkirchlichen Dialog vertreten, wo möglich berücksichtigt und auch dann liebevoll weiter mitgenommen fühlen, wenn die Reise ohne Erfüllung ihrer Wünsche weitergeht. Weitergehen freilich muss sie, denn nur Bewegung ist Leben, Stillstand bedeutet Tod.
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<emphasize>Ein, auch für meine Arbeit wichtiges, Themenfeld, ist der Ursprung der Traditionen. Nun ist es gerade in den letzten beiden Jahrzehnten, extrem im ersten des 21. Jahrhunderts, geradezu Mode geworden die Traditionen bewusst oder unbewusst "falsch" zu verstehen, und zwar von unterschiedlichster Seite. Gerade was den Islam betrifft, herrscht krasse Unwissenheit, obwohl gerade der Islam unentwegt in den Medien vorkommt. Der Islam wird auch zur Zielscheibe sogenannter "Abendlandsverteidiger", welche Aufgaben haben hier, Ihrer Meinung nach, Medienschaffende? </emphasize>
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Das Verhältnis christlicher Kirchen zur Tradition ist relativ einfach, jedenfalls „ohne Verfälschung vereinfacht“ zu beschreiben. Da kein heiliges Buch alle in wechselnden Zeiten wichtigen Aspekte des Lebens der Menschen vollständig oder auch nur annähernd konkret behandeln kann, hatte die mündliche Tradition schon vom Anbeginn der kirchlichen Weiterentwicklung an einen hohen Stellenwert – im späteren Geschichtsverlauf bei den Orthodoxen noch mehr als bei den Katholiken und bei den Katholiken noch mehr als bei den Protestanten. Völlig traditionslos ist keine dieser Konfessionen. Wenn man unter Tradition sowohl die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen, Glaubensvorstellungen usw. wie auch das Weitergegebene („was seit langem üblich ist“) versteht, wird rasch klar, dass die Problematik im Definitionsbereich liegt. Zur Rechtfertigung von Tradition muss ein Bezug zum Glauben vorliegen, muss es um Wesentliches und Wichtiges, nicht um zufällig ins Magnetfeld einer Religion Gekommenes handeln. Gehören Buchstabengläubigkeit in Bibel oder Koran oder die Jungfrauengeburt oder der Ausschluss von Frauen aus Weiheämtern zum Wesentlichen? Sind Neuinterpretationen einer Lehre im Licht fundamental geänderter gesellschaftlicher Verhältnisse erlaubt oder nicht? Man erkennt rasch das ungeheure Konfliktpotential, das im Begriff Tradition steckt.
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In Geschichtsperioden, die Religionen oder Kirchen in Schwierigkeiten stürzen (man denke an die Reformation oder die Französische Revolution oder auch die Gegenwart!), nimmt der Traditionsanspruch zu. Solches lässt sich natürlich auch im „Zusammenprall der Kulturen“ feststellen, deren Zeugen wir alle geworden sind: Christliche und muslimische Kulturen schärfen im Konflikt ihre Konturen. Dabei darf man die Vermengung religiöser und kultureller Elemente nicht übersehen. Im geistigen Überbau westlicher Gesellschaften stecken römische, germanische und slawische Elemente, feudale, bürgerliche, monarchische und demokratische, religiöse und profane Wesensmerkmale. Der Islam ist seit seinem Entstehen in unseren Augen stark von der arabischen Kultur geprägt, weil wir die Erfahrung seiner später dazugekommenen persischen, türkischen, mongolischen, malaysischen und indonesischen kulturellen Elemente nicht gemacht haben. Derzeit wachsen ihm europäische Elemente zu: eine spannende Entwicklung, die sich vor unseren Augen vollzieht! Aber Vereinfachungen führen zu Missverständnissen und zusätzlichen Konflikten. Viele Christen und ihre medialen Unterstützer (und politische Nutznießer) sehen sich in der Rolle von Verteidigern des christlichen Abendlandes, obwohl es um etwas ganz anderes geht.
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Die Völker der Welt wachsen dank neuzeitlicher Kommunikationsmittel zusammen. Hundertfache Weltinnenpolitik wird langsam, aber unaufhaltsam zuerst zu unterschiedlich ausgeprägter Weltaußenpolitik, die im letzten Stadium aber zu einer gemeinsamen Weltinnenpolitik werden muss. Das ist ein extrem mühsamer, lange dauernder, von Irrwegen und Rückschlägen begleiteter Weg, der uns noch viele Enttäuschungen bescheren wird. Das Zusammenwachsen der Kulturen wird noch von vielen schmerzvollen Erschütterungen begleitet sein – aber ein Zurück in sich abschottende politische, wirtschaftliche, kulturelle, religiöse Isolationsgebilde ist unvorstellbar.
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Christliche Medienleute, die von Sinn in Schöpfung und Geschichte und vom letztendlichen Gelingen der Vollendung der Schöpfung im kreativen Verbund von Schöpfer und Geschöpfen überzeugt sein können (müssen!), sollten diese Prozesse sachkundig, einfühlsam und verständnisvoll begleiten, aber nicht zu verhindern suchen. Der neue Himmel und die neue Erde werden nicht aus Abwehrschlachten hervorgehen, sondern das Produkt einer richtig verstandenen Tradition von Glaube, Hoffnung und Liebe sein.
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<emphasize>Das Interview führte Johannes Auer. </emphasize>
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