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"barmherzig" - Fastenimpulse 2014 - Tag 36

(explizit.net)

Sag JA, wo alles Nein sagt - Tag 36 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk

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Jean Vanier ist Gründer der Arche-Bewegung, einer internationalen ökumenischen Organisation, welche Gemeinschaften gründet, in denen Menschen mit und ohne geistige Behinderung in christlicher Weise zusammenleben. In kleinen Wohngemeinschaften leben heute Behinderte in über 200 Häusern auf fünf Kontinenten zusammen.

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Sag JA, wo alles Nein sagt - Tag 36 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk

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Jean Vanier ist Gründer der Arche-Bewegung, einer internationalen ökumenischen Organisation, welche Gemeinschaften gründet, in denen Menschen mit und ohne geistige Behinderung in christlicher Weise zusammenleben. In kleinen Wohngemeinschaften leben heute Behinderte in über 200 Häusern auf fünf Kontinenten zusammen.

Jean Vanier beschreibt seine wichtigste Erfahrung so: „Was ich bei den Behinderten erfahren habe, das war das, was zuerst kommt. Das ist der Schrei. Der Schrei: ‚Liebst du mich?‘ Ich denke, dieser Urschrei ist in jedem Menschen: ‚Liebst du mich?‘ Aber meistens haben wir Angst, so herauszuschreien. Denn vielleicht gehen alle an uns vorbei. Keiner beachtet uns. Deshalb müssen wir uns darauf vorbereiten, mächtig zu werden. Wir müssen unsere Fähigkeiten entfalten und reich an Kompetenz werden. Dann hängen wir von keinem ab.

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Wir müssen glänzen. Es wird uns beigebracht, der Erste und der Beste zu sein. Dann haben wir Macht. Aber wir sind einsam. Wir sind leer. Und es wächst ein Bedürfnis in uns, diese Leere zu füllen. Wir versuchen, diese Leere mit allem zu füllen, was wir nur finden können: Nahrungsmittel, Sexualität oder Alkohol. Aber in uns bleibt der Urschrei. Es ist heute der Schrei der ganzen Menschheit: ,Warum werde ich nicht geliebt?‘“

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Tief in uns wohnt die Sehnsucht, angenommen zu werden, nicht nur um einer Leistung willen, sondern auch anerkanntund angenommen mit unseren Schwächen, und dann muss ich nicht glänzen.

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„Da ich ein Christ bin, habe ich dieses wunderbare Wort zum ersten Mal bei der Geschichte von der Taufe Jesu von Nazaret gehört: Kaum war Jesus aus dem Wasser aufgetaucht, da sah er, wie der Himmel aufgerissen wurde und der Geist wie eine Taube auf ihn herab kam. Und vom Himmel her rief eine Stimme: ,Du bist mein geliebter Sohn; mein Wohlgefallen ruht auf dir.‘

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Gott sagt dies auch zu uns: ,Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!‘ Ja, es gibt diese Stimme, die Stimme der Liebe, die Stimme, die vom Himmel her und aus deinem Inneren zu dir spricht, einmal leise geflüstert, ein anderes Mal laut gerufen: ‚Du bist mein Geliebter, an dir habe ich Wohlgefallen.‘ Es ist gewiss nicht einfach, sie in einer Welt zuhören, die voller Stimmen ist, die schreien: ‚Du taugst zu nichts, du bist hässlich, du bist wertlos, bist unnütz, du bist niemand – oder beweise gefälligst das Gegenteil!‘

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Diese negativen Stimmen sind so laut und durchdringend, dass wir ihnen nur allzu schnell Gehör schenken. Wenn ich aber mit großer innerer Aufmerksamkeit höre, vernehme ich in meiner innersten Mitte Worte, die mir sagen: ‚Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, von allem Anfang an. Du bist mein und ich bin dein. Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich immer Wohlgefallen. Ich habe dich in den Tiefen der Erde geformt und dich im Schoß deiner Mutter gewoben. Ich habe dich in meine Hand geschrieben, habe dich im Schatten meiner Flügel geborgen. Ich blicke auf dich mit unendlicher Zärtlichkeit und sorge mich um dich mit einer Sorge, die noch viel tiefer geht als die Sorge einerMutter um ihr Kind. Ich habe jedes Haar deines Hauptes gezählt und jeden deiner Schritte geleitet. Wo immer du hingehst, gehe ich mit dir, und wo immer du ruhst, wache ich über dich. Ich will dir Nahrung geben, die all deinen Hungersättigen wird, will dir einen Trank geben, der all deinen Durststillen kann. Ich will mein Angesicht nicht vor dir verbergen. Du weißt, dass ich dir gehöre, und ich weiß, dass du mirgehörst. Du gehörst zu mir. Ich bin dein Vater, deine Mutter, dein Bruder, deine Schwester, dein Liebhaber und dein Gemahl. Ja, ich bin sogar dein Kind. Wo immer du sein wirst, will auch ich sein. Nichts wird uns jemals trennen können.Wir sind eins.

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„Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt!“ Gottes endgültiges Ja zu uns ist Jesus Christus. Kann man es literarisch kürzer und theologisch eindeutiger sagen als der Apostel Paulus: Gottes Sohn, Jesus Christus, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. (2 Kor 1,19-20)

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Gott sagt nicht Nein. Er sagt Ja zu uns. Christus ist sein unwiderrufliches Ja. Wo Menschen sagen: verloren, da sagt Jesus: gefunden. Wo Menschen sagen: gerichtet, da sagt er: gerettet. Wo Menschen sagen: Nein, da sagt Jesus: Ja.

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Für heute: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter.“ (nach Mk 1,11)

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<emphasize>Pater Erich Purk</emphasize>



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