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"barmherzig" - Fastenimpulse 2014 - Tag 12

(explizit.net)

Mitleid oder Barmherzigkeit - Tag 12 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk

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Walter Kardinal Kasper schreibt in seinem grundlegenden Werk „Barmherzigkeit“: „Die beiden Worte Mitleid und Barmherzigkeit meinen zwar nicht einfach hin dasselbe, aber schon rein sprachlich gehen zumindest im Lateinischen, wovon „misericordia“ die Rede ist, die beiden Begriffe ineinander über. Das gilt auch für den biblischen Sprachgebrauch.Das lateinische Wort „misericordia“ meint gemäß seinem ursprünglichen Wortsinn: Sein Herz (cor) bei den Armen(miseri) haben; ein Herz für die Armen haben. Auch das deutsche Wort Barmherzigkeit weist in diese Richtung. Es meint: Ein erbarmendes Herz haben. In diesem allgemeinmenschlichen Sinn bedeutet Barmherzigkeit / misericordia dieHaltung, welche den eigenen Egoismus und die eigene Ich-Zentriertheit überschreitet und das Herz nicht bei sich, sondern beim notleidenden Anderen hat.

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Mitleid oder Barmherzigkeit - Tag 12 der Fastenimpulse "barmherzig" von Pater Erich Purk

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Walter Kardinal Kasper schreibt in seinem grundlegenden Werk „Barmherzigkeit“: „Die beiden Worte Mitleid und Barmherzigkeit meinen zwar nicht einfach hin dasselbe, aber schon rein sprachlich gehen zumindest im Lateinischen, wovon „misericordia“ die Rede ist, die beiden Begriffe ineinander über. Das gilt auch für den biblischen Sprachgebrauch.Das lateinische Wort „misericordia“ meint gemäß seinem ursprünglichen Wortsinn: Sein Herz (cor) bei den Armen(miseri) haben; ein Herz für die Armen haben. Auch das deutsche Wort Barmherzigkeit weist in diese Richtung. Es meint: Ein erbarmendes Herz haben. In diesem allgemeinmenschlichen Sinn bedeutet Barmherzigkeit / misericordia dieHaltung, welche den eigenen Egoismus und die eigene Ich-Zentriertheit überschreitet und das Herz nicht bei sich, sondern beim notleidenden Anderen hat.

Der einzelne Akt der Barmherzigkeit ist das Mitleid, der gleichbleibende Zustand des Erbarmens ist die Barmherzigkeit. Erbarmen ist keine einmalige Handlung. Barmherzigkeit ist eine Lebenseinstellung.

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Der Kirchenvater Augustinus und auch Thomas von Aquin deuten das Wort „miserecordia“ im sprachlichen Sinn nach Aristoteles als Mitleiden – compassio. Solches Mitleiden istnicht nur ein Gefühl, es ist nicht nur affektiv zu verstehen,sondern, wer bis ins Mark betroffen ist, wird auch die Um -stände des Leidenden verändern wollen.

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„Es sind zwei zentrale Geschichten (Lk 15,20; Lk 10,33), die die Barmherzigkeit Jesu anschaulich machen: das Gleichnis vom verlorenen Sohn und der barmherzige Samariter. Es sind Gleichnisse, in denen Menschen im Sinne Jesu handeln,seine Barmherzigkeit gegenüber Menschen anschaulich machen. Der Jüngling zu Naïn zum Beispiel. Da heißt es:‚Und als der Herr sie (die Mutter des verstorbenen Jungen) sah, jammerte sie ihn …‘ (Lk 7,13). Die Einheitsübersetzung wählt statt des Verbs ‚(es) jammerte ihn‘ das Substantiv ‚Mitleid‘, zwei ganz verschiedene Ausdrucksmittel mit unterschiedlichem Ausdruckspotential. Während ‚Mitleid‘ ein zeitgemäßer Allerweltsbegriff ist, drückt dieses alte Verb ‚jammern‘ mit dem Akkusativobjekt eine persönliche Betroffenheit aus, die das Wort ‚Mitleid‘ nicht erfasst … es jammerte ihn … – da sind Tränen dabei über das Leid der Menschen und Trauer über den Zustand der Welt. Das Adjektiv jamar ‚traurig‘ und das altnordische Verb amra, emja, ymja ‚heulen‘ findet sich wieder in dem Verhalten Jesu, wenn er über Jerusalem weint: „,Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie …’ (Lk 19,41).

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Der Buddhismus löst die Barmherzigkeit in Mitleid auf. Swami Sivananda schreibt: „Barmherzigkeit ist die Bereitschaft, gut von anderen zu denken und ihnen Gutes zu tun.Barmherzigkeit ist universelle Liebe. Sie ist Großzügigkeit gegenüber den Armen. Sie ist Wohlwollen. Das, was gegeben wird, um die Armut zu lindern, ist Barmherzigkeit. Jede gute Tat ist Barmherzigkeit.

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„Dabei ist das Mitleid eine ethische Instanz von hoher Be deutung, ja die einzige Gegenkraft zur Grausamkeit, die den anderen entpersönlicht und zum reinen Objekt zerstörerischer Lust entwürdigt. Das Mitleid ist die äußerste und letzte Möglichkeit, den Menschen in seiner nackten Existenz zu retten.“

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Der Mensch ist ein dialogisches Wesen, das in Beziehungen lebt. Der Buddhismus strebt nach Mitleid, der Christ nach Barmherzigkeit. Das ist mehr als ein Mitgefühl, das bald wieder verblasst. Barmherzigkeit ist mehr als eine moralisch / ethische Forderung. Barmherzigkeit ist existenzielles Handelndes Christen, weil Gott selber an uns so handelt in Jesus Christus. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! (Lk 6,36)

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Für heute: Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehn. (Ps 57,11)

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<emphasize>Pater Erich Purk</emphasize>



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