(explizit.net)Nicht alles lässt sich in Geld berechnen
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In den letzten Wochen haben wir uns freudig dem Konsum hingegeben, der sich Weihnachten nennt, um für unsere Liebsten ein Geschenk in der Hand zu halten und damit unsere Liebe auszudrücken. Auch für das leibliche Wohl sollte gesorgt sein. Deshalb kam es vor den weihnachtlichen und neujährlichen Feiertagen wieder zu den üblichen Hamsterkäufen. Es wurde gekauft, gekauft und gekauft und die Preise gezahlt, die am Ende eines Fließbands aufblinken. Preise, die wir zuvor als gut befunden hatten, das heißt Preise, die unseren Geldbeutel schonen. Denn bedeutend sind am Ende des Tages die Zahlen, die uns umgeben.
In den Preisen stecken die Waren
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Im Rausche dieses Kaufens erleben wir vernebelter Weise die Waren, die wir kaufen als Preise, also als Zahlenkonstrukte. Vergessen wird dabei, dass der Preis einer Ware nicht den Wert einer Ware ausdrücken kann.Der Preis einer Ware setzt sich aus unüberschaubaren Einzelheiten zusammen, diese Zusammenfassung erleben wir dann nur noch als Preis, den wir kaufen. Eine Einzelheit dieser Zusammenfassung bedarf gesonderter Aufmerksamkeit: Die Arbeit.
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Die Arbeit macht den Wert einer Ware aus
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Der Wert einer Ware bemisst sich an der Arbeit, die in diese Ware investiert wurde. Diesen Grundsatz prägte David Ricardo, ein vormarxistischer Denker, der an Bedeutung verlor, da ihn die Zeit einholte. Für ihn bemisst sich der reale Wert einer Ware an dem Tauschwert der Ware, der sich wiederum an dem unterschiedlichen Arbeitsaufwand, er nennt das das Arbeitsquantum, bemessen wird. Die eine Ware ist deshalb mehr wert als die andere, da für sie mehr Arbeit eingesetzt werden musste. In dieser Theorie wird ein humaner und damit gültiger Rahmen gesetzt, damit sich der Wert einer Ware ausschließlich in der für sie investierten Arbeit ausdrückt. Der Ausdruck des Wertes als Arbeit.
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Diese Theorie darf als eingeholt gelten. Der Wert einer Ware lässt sich in der heutigen Zeit nicht mehr an der Arbeit messen. Das Verhältnis des Menschen zu seinen Waren ist nämlich ein anderes. Es ist benebelt von Massenproduktionen, schwankenden Vergleichswerten und einem immer währenden Fetischcharakter, den wir in Waren sehen. Statussymbole wie das neuste iPhone haben einen Wert der mit dem Arbeitsaufwand kaum mehr etwas zu tun hat.
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Der Mensch sieht im Alltäglichen nicht mehr die Arbeit, er ist in die Mentalität des Kaufens gewechselt und erlebt seinen Teil der Abmachung in der Zahlung. Vielleicht denken wir ab und zu an David Ricardo zurück wenn wir kaufen. Einfach daran denken, dass wir etwas kaufen, in das ein anderer seine Arbeit investiert hat. Ob der kleine asiatische Junge oder der Nachbar von nebenan.
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Das große sozial-gesellschaftliche Thema der Arbeit ist nicht mit der Einführung eines Mindestlohns ausgefüllt. Arbeit ist dann in ihrem Wert geschätzt, wenn an sie im Bewusstsein des Käufers präsent ist und ihr die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird.
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Als blinde Konsumenten aber verlieren wir uns in der Jagd nach dem günstigsten Preis, wir verfahren nach dem Motto „Geiz ist geil“ und vergessen, dass es auf der anderen Seite einen Arbeiter gibt, der die Verantwortung für unseren günstigen Preis tragen muss. Nehmen wir nächstes Jahr an Weihnachten, wenn wir als arbeitende Konsumenten durch die Läden spazieren den Grundgedanken des Festes mit. Weihnachten lässt sich eben nicht verrechnen. Deshalb gehört gerade zu Weihnachten der Aspekt der Würde des anderen, die in seiner Arbeit steckt und damit hinter dem Produkt, für das wir einen Geldbetrag hinlegen. Das gilt auch der eignen Würde. Wissend, dass wir selbst Arbeiter sind, werden wir den Zusammenhang nicht vergessen: Das ständige Unterbieten der Preise wird auf uns zurückfallen.
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<emphasize>Jonas Diebold</emphasize>
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